Treffen in virtuellen Welten

Von Lukas Schöne

Die Virtual Worlds waren 2019 ein Festival im Festival. Es fand im Rahmen des Filmfest München statt und zeigte internationale VR-Experiences. Dieses Jahr muss das VR-Event wegen der Corona Pandemie neue Wege gehen. Doch gerade die VR Technologie bietet dabei viele Möglichkeiten. Im Interview sprechen Astrid Kahmke und Benedikt Frank von der Virtual Worlds über den Stellenwert von Virtual Reality für den Medienstandort Bayern und wie sie als Kooperationspartner des internationalen „Break Down These Walls Festivals 2020“ virtuelle Festival-Innovationen mitgestalten.

Welchen Stellenwert hat die Virtual Worlds in der internationalen XR/VR Community?

Astrid Kahmke: Das Festival versteht sich als Publikumsfestival und wurde im vergangenen Jahr super angenommen. Wir wollen ein Fenster zur Welt sein und die besten immersiven Experiences weltweit nach München bringen. 2019 haben wir die Virtual Worlds zum ersten Mal als Teil des Filmfests München veranstaltet. Wir haben einen Wettbewerb ausgeschrieben, mit Einreichungen aus aller Welt und einer internationalen Jury. Außerdem hatten wir eine Ausstellung, bei der die Künstler mit ihren Experiences zu Gast waren, haben einen B2B Market für neue Projekte veranstaltet und es gab einen Konferenztag mit Keynotes. Ich bin stolz darauf, dass wir uns letztes Jahr ad hoc international etablieren konnten. Wir werden sehr positiv wahrgenommen. München ist ein Ort, zu dem man geht, wenn es um VR geht.

Benedikt Frank: Außerdem ist das Festival für uns eine Gelegenheit, Leute, die noch nicht so technologieaffin sind, an die Sache heranzuführen. Auf dem Festival hat jede Station eigene Betreuer, die Leuten die Brille aufsetzen und sie bei Fragen unterstützen.

Astrid Kahmke

Das Filmfest München wurde in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie abgesagt und wird vorrausichtlich erst 2021 wieder stattfinden. Was bedeutet das für die Virtual Worlds?

Kahmke: Dass das Filmfest ausfällt, macht mich unglaublich traurig. Als ich Mitte der 1980er-Jahre nach München gezogen bin, gab es das Filmfest schon. Ich kann mir einen Sommer in München ohne das Festival gar nicht vorstellen. Aber es ist sicher die richtige und nachvollziehbare Entscheidung gewesen. Da Virtual Worlds ein kleineres Festival ist, versuchen wir es in den Spätherbst zu verschieben. Wir sind in Gesprächen mit Locations und unseren Partnern. Das sieht alles erfreulich aus. Aber wir überlegen uns natürlich auch: Wie sieht die Virtual Worlds ohne Filmfest aus? Denn ohne die Verbindung zur Filmindustrie wird das Festival eine andere Farbe bekommen.

Ihr seid aktuell auch aktiv als Kooperationspartner beim internationalen „Break Down These Wall 2020 (BDTW20)“ Festival. Es findet ausschließlich online als VR-Experience statt. Was hat es damit auf sich?

Kahmke: Bei BDTW zeigen wir täglich wechselnd hochkarätige internationale VR-Experiences in einem eigens dafür gestalteten VR-Raum. So kann man den eigenen vier Wänden entkommen. Man kann sich per VR-Brille über die App VRChat verbinden. Ich habe einen Avatar, mit dem ich die virtuelle Welt dort betreten kann und andere Menschen bzw. deren Avatare treffen und mit ihnen gemeinsam Filme schauen oder tanzen kann. Außerdem kann man sich mit den Machern der VR-Filme unterhalten, die wir als Gäste einladen. Es ist intensiver als jede Videokonferenz.

Frank: Man kann auch mit einfachen VR-Brillen teilnehmen, wie zum Beispiel mit Modellen, in die man ein Smartphone reinstecken kann. Generell ist bei diesem Festival alles „Work in Progress“. Wir wissen nicht genau, wie lange es dauern wird. Es soll nämlich so lange gehen, wie Ausgangsbeschränkungen und ähnliche Maßnahmen dauern.

Plakat: „Break Down These Walls 2020 (BDTW20)“

Wie kam es zu der Kooperation und was ist eure Rolle als Virtual Worlds?

Kahmke: Die internationale XR Crowd ist sehr wendig. Wir sind Innovatoren, weil es das, was wir tun, meist noch gar nicht so richtig gibt. Als Anfang März klar wurde, dass viele Festivals abgesagt werden müssen, traf sich die Community auf Social-Media-Kanälen, um Alternativen zu besprechen und zu testen. Mit VRroom und Stereopsia (den Partnern des BDTW20-Festivals, Anm. d. Red.) stand ich sowieso schon in Kontakt und als die mir von der Idee berichtet hatten, war ich sofort dabei. Ich aktiviere gerade meine Kontakte und frage, ob sie uns Experiences für die BDTW20 zur Verfügung stellen können. Das funktioniert sehr gut und alle wollen sofort mitmachen.

XR und VR-Experiences scheinen in der gegenwärtigen Situation für Events das Format der Stunde zu sein. Kann das der Technologie einen Schub geben?

Kahmke: Ich bin vorsichtig mit Prognosen. Die Technologie und Ideen gab es schon vorher. Noch im Januar haben wir zum Beispiel überlegt, ob wir Teile der Virtual Worlds zusätzlich in VR streamen sollen. Damit Menschen teilhaben können, die nicht nach München kommen. Ich finde es spannend, dass in dieser Zeit sehr viele Medien plötzlich genutzt werden, die vorher schon ein Angebot hatten, aber damit nicht unbedingt die breite Masse erreichten. Für mich bleibt ein Festival ein Ort der Begegnung, der offline eine andere Qualität besitzt. Die persönliche Neugierde, die Spontanität und das persönliche Gespräch bleiben weiterhin unverzichtbar. Deswegen verschieben wir auch die Virtual Worlds, weil wir keinen eins zu eins Ersatz in der virtuellen Welt suchen. Was die Technologie aber kann, ist das Konservatorische. Es gibt ganze Museen und Ausstellungen, die man sich mit VR anschauen kann.

Frank: Man merkt generell die Zunahme derer, die sich professionell mit VR beschäftigen, an der immer besseren Qualität. Wir zeigen zum Beispiel im Rahmen des BDTW20 Festivals den Film „Traveling while black“ von Felix&Paul, der letztes Jahr auch in der Retrospektive bei Virtual Worlds lief. Es gibt da eine wahnsinnige erzählerische Qualität im Spiel mit dem neuen Medium. Das haut einen wirklich um, wenn man es das erste Mal sieht.

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