Benedikt Frey sieht die Zukunft bei Samsung TV unter anderem in Kooperationen mit anderen Content-Anbietern. Foto: Samsung TV Plus
Benedikt Frey: Samsung TV Plus soll Premium-FAST-Service werden
Free Ad-Supported Streaming TV (FAST) ist derzeit der Trend im Streamingmarkt. Samsung zählt in Deutschland mit TV Plus zu den größten Anbietern von werbefinanziertem, linearem Streaming. Benedikt Frey, Country Lead DACH bei Samsung TV Plus, ist für das Angebot verantwortlich und will es weiter ausbauen.
Herr Frey, FAST ist auf dem Vormarsch. Hat das Abo-Modell ausgedient?
Benedikt Frey: Ich denke nicht, dass das Abo-Modell ausgedient hat, auch wenn man in den Zahlen bei Abo-basierten Streamingdiensten einen leichten Rückgang erkennen kann. Momentan gehen viele Konsument:innen sensibler mit ihren Ausgaben um. Anstatt für fünf Streaming-Abos reicht es vielleicht nur noch für ein oder zwei. Das heißt aber nicht, dass das Abo ausgedient hat. Ich glaube vielmehr, dass die unterschiedlichen Modelle nebeneinander existieren können: lineares und non-lineares Fernsehen, Pay- und Free-TV, Abo- und werbefinanzierte Videoangebote. Dass neue Dienste wie etwa Paramount+ in den Markt kommen, zeigt ja auch, dass das Abo noch lange nicht ausgedient hat. Werbung im Streaming ist nicht neu, Anbieter wie YouTube gibt es schon eine ganze Weile.
Warum wächst FAST derzeit so schnell? Gibt es dafür noch weitere Gründe, außer dass wegen der Inflation weniger im Geldbeutel ist?
Frey: Mit Samsung TV Plus sind FAST-Kanäle tief in den Fernseher integriert, wohingegen YouTube auf dem TV-Gerät zwar auch stattfindet, aber wahrscheinlich doch vielmehr auf den Konsum auf mobilen Endgeräten oder PCs abzielt. Samsung TV Plus bedient hingegen den Lean-back-Konsum. Laut aktueller Studien suchen Konsument:innen ja im Streamingangebot teilweise um die 30 Minuten, bis sie das gefunden haben, was sie sich ansehen wollen. Wenn man das auf die Woche hochrechnet, kommt einiges an Zeit zusammen, in der man sich bereits zurücklehnen und den TV-Content hätte genießen können. Bei dieser Suche landen die meisten Konsument:innen ohnehin wieder beim bevorzugten Genre. Daher haben wir bei Samsung TV Plus sogenannte Owned and operated Channels wie etwa unseren „Comedy Mix“. Wer also leichte und lustige Kost haben will, muss bei Samsung TV Plus nicht lange suchen.
Owned and operated Channel heißt, Samsung kuratiert den Inhalt, wohingegen die anderen Kanäle als Ganzes von Samsung TV Plus zugekauft werden?
Frey: Ja, genau. „Owned and operated“ meint den klassischen Lizenzdeal für Content, den wir für einen von uns gebrandeten Kanal kuratieren. Bei den „Third Party Channels“, wie wir sie nennen, bzw. den klassischen FAST-Channels, ist es so, dass der Partner einen fertigen Kanal bei uns anliefert und wir teilen uns dann die Werbeerlöse, wir machen keine Zukäufe.
Benedikt Frey: Samsung TV Plus setzt auf inhaltsspezifische Kanäle
Wie sieht denn das Angebot von Samsung TV Plus für Deutschland aus? Welche Inhalte zeigen Sie?
Frey: In Deutschland umfasst Samsung TV Plus über 100 Kanäle, mit denen wir sämtliche Genres abdecken. Unsere Leuchtturm-Kanäle, also die sechs Owned and operated Channels, sind der Doku-Kanal „Wilder Planet“, „Crime Mix“, „Entertainment Mix“, „Cine Mix“ mit sieben Free-TV-Premieren im vergangenen Jahr und „Terra X“, wofür wir den Content sowie die Namensrechte vom ZDF erhalten haben. Mit der Namensgebung wird deutlich, dass wir die Kanäle sehr inhaltsspezifisch auslegen, sodass den Konsument:innen sofort klar ist, welche Inhalte sie auf welchem Kanal erwarten. Und seit November 2022 ist eben noch „Comedy Mix“ hinzugekommen, mit Content von NBC Universal wie zum Beispiel „The Office“ oder „30 Rock“. Dieser Content war bislang nur auf Pay-Services zu sehen.
Mit DAZN haben Sie seit Dezember einen weiteren Partner an Ihrer Seite, der bislang nur hinter der Paywall aktiv war.
Frey: DAZN FAST gibt es zwar auch auf anderen Plattformen, aber für DAZN FAST+ haben wir exklusiven Sport-Content von DAZN im Angebot: Live-Fußball aus der Seria A, der Ligue 1 und aus La Liga mit jeweils den besten Teams der Ligen. Zusätzlich zeigen wir eine exklusiv für Samsung produzierte Vorberichterstattung zu den Champions-League-Spielen, die DAZN überträgt, sowie nach den Spielen eine Zusammenfassung mit allen Toren und Highlights – auch eigens für Samsung TV Plus produziert und gebrandet. Damit lassen wir unserer Ankündigung aus dem Sommer 2022 Taten folgen: Samsung TV Plus soll ein Premium-FAST-Service werden. Das wollen wir 2023 weiter forcieren.
„Meiner Meinung nach wird nicht jeder im Streamingmarkt genügend Abonnent:innen finden, um auf Dauer überleben zu können. Dann können Aggregationsmodelle, wie Sky oder die Deutsche Telekom sie anbieten, eine Lösung sein.”
Will Samsung TV Plus dann auch selbst Inhalte produzieren oder Rechte an Filmen, Serien oder Sportveranstaltungen erwerben, die bislang die Domäne der SVoD-Anbieter sind?
Frey: Für den Sportbereich ist es noch zu früh, um über solche Dinge nachzudenken. Was die Lizenzkosten angeht, ist der Premiumsport wie etwa die Formel 1 oder die Fußball-Bundesliga noch nicht im FAST-Bereich angekommen. Das ist immer noch eine Domäne der großen Broadcaster, obwohl man ja auch hier sieht, dass sich einige von solchen Rechten verabschieden. Mit Sportdigital, Motorvision oder Red Bull TV haben wir auch schon ein breites Sportangebot. Das werden wir sicherlich noch weiter ausbauen.
Bezüglich Originals, also eigenproduzierte Inhalte: Das wird bei Samsung TV Plus diskutiert. Es wäre wohl auch fahrlässig, nicht in diese Richtung zu denken, wenn man sich strategisch richtig aufstellen will. Ob und wenn ja, wann und wie wir das Thema Originals angehen, steht aber noch nicht fest. Dafür werden wir sicherlich auch erfahrene Studios oder Producer:innen benötigen, um unserem Qualitätsanspruch zu genügen.
Amazon und Netflix sind in Deutschland bereits mit einem werbefinanzierten Abo-Modell gestartet. Kannibalisieren sich die SVoD-Anbieter nicht mit solchen Angeboten?
Frey: Die genannten VoD-Anbieter sind starke Player, auch wenn deren Wachstum nicht mehr ganz so steil ist wie am Anfang. Meiner Meinung nach wird aber nicht jeder im Streamingmarkt genügend Abonnent:innen finden, um auf Dauer überleben zu können. Dann können Aggregationsmodelle, wie Sky oder die Deutsche Telekom sie anbieten, eine Lösung sein.
Im Pay-TV-Bereich haben wir in der Vergangenheit auch schon gesehen, wie Pay-Kanäle in den deutschen Markt gekommen und dann wieder verschwunden sind. Ein solches Kommen und Gehen könnte sich auch im Streamingmarkt entwickeln, wenn Anbieter zum Beispiel einzelne europäische Märkte zunächst testen wollen. Mit Samsung TV Plus sind wir ja auch in ausgewählten Märkten gestartet.
Kollaborationen: Konsument:innen erreicht man am besten gemeinsam
Als Gerätehersteller betritt Samsung mit TV Plus den Markt der Inhalteanbieter. Rechnen Sie mit einer Gegenreaktion, dass Inhalteanbieter mit eigenen Endgeräten aufwarten? Schließlich geht es allen um den Kontakt zu den Konsument:innen.
Frey: Die ersten Ankündigungen zu Gegenreaktionen gibt es bereits. Allerdings bedarf es für die Herstellung von TV-Geräten einer gewissen Expertise, genauso wie es umgekehrt auch einer gewissen Expertise bedarf, um ein Content-Anbieter zu werden. Die meisten Inhalte sind derzeit bereits über ein Abonnement (SVoD) oder per App auf den am Markt verfügbaren Smart-TVs zugänglich. Auf Samsung Smart-TVs bieten wir Zugang zu allen vorhandenen Inhalten.
Aus eigener Erfahrung als globaler Technologieanbieter, Innovationstreiber und Marktführer im Bereich Smart-TVs wissen wir, dass die Einstiegshürden auf dem TV-Markt sehr hoch sind. Die Entwicklung wettbewerbsfähiger Smart-TVs erfordert sehr viel Zeit und hohe Investitionen, die allein in den Bereich Forschung und Entwicklung gesteckt werden müssen. Der daran anschließende Prozess ist begleitet von Trial and Error, also weiteren Finanzierungsrunden, Engagement und vor allen Dingen Zeit.
Darüber hinaus beobachten wir, auch anhand von Marktforschungsdaten, dass Nischengeräte wie Set-Top-Boxen gerade in Deutschland immer seltener verwendet werden. In absehbarer Zeit verschwinden sie vermutlich gänzlich vom Markt. Teilweise wird sogar bereits der Anschluss von Spielkonsolen reduziert, da man über das Samsung Gaming-Hub auf unseren Smart-TVs einen direkten Zugriff auf Konsolenspiele hat. Aber das nur nebenbei.
Auch wenn ich persönlich solche Ideen immer spannend finde, entscheiden am Ende immer die Konsument:innen und die werden sich fragen müssen, ob sich der Kauf eines neuen Fernsehers angesichts der dadurch erschlossenen Zusatzangebote tatsächlich lohnt.
Es muss ja kein Gegeneinander sein. Sie könnten auch mit einem Content-Anbieter für die Entwicklung eines TV-Geräts kooperieren, auf dem der Name des Anbieters steht und in dessen Innerem Samsung-Technik läuft.
Frey: Absolut. Das hatte ich ja anfangs erwähnt: Der Dreiklang aus Broadcast, FAST und SVoD funktioniert gut miteinander. Deswegen sind wir für Kooperationen sehr offen, ebenso wie viele andere Unternehmen im Markt. Am Ende möchten wir alle Konsument:innen erreichen, die allerdings mal dieses, mal jenes haben möchten. Vielleicht erreicht man sie am besten gemeinsam.
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