Bits & Pretzels: Auf Authentizität kommt es an

Von Juan Esteban Naupari

Foto: birdyfoto

Nach zwei Jahren Corona-Pause kehrte die Bits & Pretzels im September als Präsenz-Event nach München zurück und konnte erneut ein ausverkauftes Haus vermelden. Das Event 2022 trumpfte mit zwei Tagen Konferenz und Networking, einem zusätzlichen Tag im Schottenhamel-Festzelt auf dem Oktoberfest und Arnold Schwarzenegger als Eröffnungs-Speaker auf. Christian Lohmeier, Managing Director der Bits & Pretzels, sprach mit uns über das gelungene Comeback, die Rolle von Branchenevents in Krisenzeiten und warum ihm auch als erfolgreicher Veranstalter Bescheidenheit wichtig ist.

Christian, 2020 hat euer Event virtuell stattgefunden, 2021 gar nicht und in diesem Jahr sollte die Bits & Pretzels eigentlich schon im Januar stattfinden, wurde dann aber auf September verschoben. Wie zufrieden seid ihr mit der ersten „echten” Bits & Pretzels seit 2019?

Christian Lohmeier: Wir sind außerordentlich zufrieden. Nach so langer Leidenszeit geht man mit einer gewissen Bescheidenheit an diese Aufgabe heran. Aber sowohl das Festival im September als auch unsere neue Bits & Pretzels HealthTech Conference waren ein voller Erfolg. Das Festival war so früh ausverkauft wie noch nie und man merkt einfach, dass Startups und große Unternehmen wieder draußen sein wollen, um persönlich mit Menschen zu sprechen.

Über Bits & Pretzels

Das Bits & Pretzels Festival findet seit 2014 jedes Jahr während des Oktoberfests in München statt und bringt 5.000 Gründer:innen, Investor:innen, Entscheidungsträger:innen und Startup-Enthusiast:innen für drei Tage voller Lernen, Networking und Inspiration zusammen. Zu den Referenten zählten bislang sowohl internationale als auch nationale Gründer:innen und Investor:innen und prominente Speaker:innen wie Barack Obama, Jessica Alba oder Arnold Schwarzenegger.

Auch die Startup-Branche hat es momentan nicht leicht. Welche Rolle spielen Branchenevents wie eures in schwierigen Zeiten wie diesen?

Lohmeier: Events sind dafür da, echte Beziehungen aufzubauen und sich ein Netzwerk zu schaffen. Auf dieses Netzwerk kannst du zurückgreifen, wenn das Business brummt, aber noch mehr, wenn es mal nicht so gut läuft. Deswegen sollte man als Gründer immer das richtige Gleichgewicht finden. Manchmal ist die richtige Zeit, um sich auf sein Produkt zu fokussieren und dann muss man auch mal wieder rausgehen, um Bewegung ins Unternehmen zu bringen. Wir versuchen immer relevante Leute zusammenzubringen, so dass es den zeitlichen Invest der Teilnehmer rechtfertigt und ich denke, das macht uns erfolgreich.

»Die Zukunft von Bits & Pretzels sehe ich klar in der Präsenzveranstaltung.«

Christian Lohmeier, Managing Director der Bits & Pretzels / Foto: Urs Gollinger

„Wir gehen die Extrameile“

Digital, hybrid, Präsenz – die Zukunft von Branchenevents wurde in den letzten Jahren vermehrt auch im digitalen Raum gesehen. Wie beurteilt ihr diese Entwicklung?

Lohmeier: Die Zukunft von Bits & Pretzels sehe ich klar in der Präsenzveranstaltung. Aber wir haben digitale Elemente schon immer eingesetzt, weil sie das Event noch besser machen können. Aber worin wir wirklich gut sind, ist eine Umgebung zu schaffen, in der die richtigen Menschen zusammenkommen und Spaß haben. Das ist die Voraussetzung, dass großartige Dinge entstehen, und darauf werden wir uns auch in Zukunft konzentrieren.

Die OMR hat es in diesem Jahr erneut vorgemacht: Gamification und Entertainment nehmen auch auf Branchenevents einen immer größeren Raum ein. Welche Rolle spielt das in eurer Planungen? Beobachtet ihr auch bei euren Besucher:innen eine vermehrte Nachfrage nach Entertainment abseits von Fachthemen?

Lohmeier: Ich denke die OMR und wir sind in Deutschland ein wenig die Vorreiter dieses Konzepts. Eine unserer goldenen Regeln ist, dass wir ein Event erschaffen wollen, auf das wir selbst gerne gehen würden. Und das führt dazu, dass wir guten Content und Business Value für die Teilnehmer schaffen. Aber dann hören wir nicht auf, sondern gehen die Extrameile und schauen, ob wir noch zusätzlich etwas Besonderes erschaffen können. Das schätzen die Teilnehmer und weil wir es gerne machen, ist es auch authentisch. Daran scheitern viele große Events.

Foto: birdyfoto

„Speaker-Akquise ist kein One-Click-Check-Out“

Mit Arnold Schwarzenegger hattet ihr auch in diesem Jahr einen hochkarätigen Headliner. Könnt ihr uns schon verraten, wen ihr für nächstes Jahr im Auge habt?

Lohmeier: Wir haben eine sehr, sehr lange Liste mit vielen tollen Namen. Aber Speaker-Akquise ist kein One-Click-Check-Out. Man muss viel Arbeit investieren, um außergewöhnliche Persönlichkeiten von sich zu überzeugen. Bei Barack Obama hat es fast drei Jahre gedauert. Er bekommt ca. 200 Anfragen täglich. Deswegen wäre momentan jeder Name reine Spekulation. Aber bisher haben wir es immer geschafft zu überraschen und ich sehe keinen Grund, warum sich das ändern sollte.

Welche Learnings nehmt ihr aus den vergangenen turbulenten Jahren mit?

Lohmeier: Stay humble. Egal wie gut du bist und wie großartig es läuft. Es kann immer etwas schief gehen, was du nicht beeinflussen kannst. Aber gleichzeitig lohnt es sich weiterzumachen. Wir haben ein geiles Team, das durch diese schwere Zeit gegangen ist und dafür gesorgt hat, dass die Menschen uns nicht vergessen. Und wenn man dann dabei zuschaut, wie die Menschen gebannt unseren Speakern zuhören oder Spaß auf dem Oktoberfest haben, dann weiß man, wofür man es gemacht hat. An diesen Tagen hat man den besten Job der Welt.

Das Eventjahr 2022: Veranstalter im Gespräch

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und damit auch das erste Jahr ohne pandemiebedingte Einschränkungen für die Eventbranche. Ein guter Grund für uns, bei den Veranstaltern bayerischer Medien- und Tech-Events nachzuhören, wie sie die Saison erlebt haben, welche Learnings sie aus den Corona-Jahren mitnehmen und wie die Pläne für das kommende Jahr aussehen. In der Reihe sind außerdem Gespräche mit Wolfgang Kerler, Editor in Chief bei 1E9, Sandra Finlay, Content Director bei Rising Media, Steffi Czerny, Co-Founder und Managing Director DLD Media und Stefan Sutor, Geschäftsführer der Medien.Bayern GmbH erschienen.

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