Diese Newsletter aus Bayern solltest Du kennen

Von Benedikt Frank

Um ihr Publikum online zu erreichen, setzen Medienhäuser und Journalist:innen zunehmend wieder auf eine Technologie, die fast so alt ist wie das Internet selbst: Die E-Mail. Newsletter boomen und wecken nun sogar das Interesse der Social-Media-Riesen wie Twitter und Facebook. Wir haben zusammengefasst, welche Newsletter aus Bayern Medienschaffende unbedingt auf dem Schirm haben sollten.

Screenshot BR Newsletter

Der Bayerische Rundfunk hat seine Newsletter-Strategie vor einiger Zeit in eine neue Richtung gelenkt, als Folge viele Produkte eingestellt und andere neu gedacht, indem klare Zielgruppen- und Contentstrategien ebenso wie Benchmarks definiert wurden. Das schreibt Ulrike Herm als Teil des entsprechenden Projektteams beim BR und gibt dabei auch Einblicke in das Hauptziel des Senders in Sachen Newsletter: Conversion auf die eigenen Plattformen des Senders. So bringe etwa der Rezepte-Newsletter Schmankerlpost jeden Freitag über eine halbe Million Visits. In Zeiten geschlossener Kinos und Konzerthäuser besonders wertvoll: Stefan Mekiska liefert im Kultur-Newsletter regelmäßig einen persönlichen Überblick zu seinen Lieblingsstücken aus dem eigenen Haus.

Screenshot Newsletter Zine

Johannes Klingebiel ist Designer und arbeitet im Innovationsteam der Süddeutschen Zeitung. In seinem Newsletter Zine schreibt er, na klar, über Innovation und digitale Technik im Medienbereich. Oft gibt es eine kommentierte Sammlung von den interessantesten Texten zu einem aktuellen Thema. Der Autor kuratiert auch Links zu allerlei Auffälligkeiten der Netzwelt, die alles sind, nur nicht abgegriffen und in denen man sich gerne für längere Zeit verlieren kann.

Screenshot Newsletter Ping!

Im Newsletter der Münchner Brand-Publishing-House Looping Group schreiben verschiedene Autor:innen über die redaktionelle Gesellschaft, in der alle, nicht nur die Medienprofis, schnell und jederzeit zwischen den Rollen der Sender und Empfänger wechseln. Der Medienwissenschaflter Bernhard Pörksen benutzt den Begriff gerne und gehörte so auch zu den ersten Gastautoren des Newsletters. Dem folgten mittlerweile Interviews mit Mediengrößen wie Ex-BR-Intendant Ulrich Wilhelm oder Bild-Chef Julian Reichelt sowie weitere Gastbeiträge, unter anderem von Carline Mohr und Georg Dietz.

Screenshot Newsletter Setup/Punchline

Der Münchner Journalist Bernhard Hiergeist schreibt über Witze, über Comedy, insbesondere Stand-Up, über deutschen Humor und darüber, was Satire nun wirklich darf oder doch besser mal sein gelassen hätte. Comedy wird hier mit allem gebotenen Ernst als Kunstform, Kultur und gesellschaftliches Phänomen behandelt. Es gibt regelmäßige Überblicke zu aktuellen News über die Spaßmacher-Branche und – natürlich – auch immer wieder etwas zu lachen.

Screenshot Newsletter Vitamin Positiv

Die Studierenden Lara Kahr und Lukas Probst hatten sich zu Beginn der Corona-Pandemie erkannt, dass sie fast nur noch negative Nachrichten wahrnehmen. Grund genug für sie, die Medien nach den Artikeln zu durchsuchen, die einem die Stimmung verbessern und Hoffnung auf bessere Zeiten machen. Ein Jahr später halten sie noch immer durch und verbreiten ihre kleine Dosis Optimismus nun zu viert.

Screenshot Sara's Podcast Newsletter

Sara Weber ist Redaktionsleiterin bei LinkedIn Deutschland und Journalistin aus München mit großer Leidenschaft für Podcasts. Was sie gerne hört, emp­fiehlt sie gerne weiter, teils aus aktuellem Anlass, teils zu bestimmten Themen. Dazu gibt es immer wieder auch Artikel über die Podcast-Szene und liebevoll ausgewählte animierte Gifs. Sie schreibt auf Englisch, entsprechend ist die Auswahl eher international, es gibt aber auch Empfehlungen zu deutschen Podcasts.

Warum das Newsletter-Format so erfolgreich ist

Newsletter sind die digitale Wiederauferstehung einer Urform des Journalismus. Die frühen Vorfahren moderner Zeitungen entstanden aus der Briefkorrespondenz von Handelsreisenden. Die Information, wie etwa Stoffe und Gewürze in Amsterdam im Unterschied zu Venedig gehandelt wurden, war auch für Händler auf den Wegen zwischen den Städten interessant und wertvoll. Sie zu sammeln und weiter zu verbreiten war folglich eine lukrative Dienstleistung. Als dann einige Jahrhunderte später das Internet langsam Form annahm, war die E-Mail eine der ersten praktischen Anwendungen. Ende 1971 wurde die erste E-Mail verschickt.

Doch warum sind Newsletter 50 Jahre später noch immer – oder: wieder – ein großes Ding? Twitter kaufte im Januar 2021 den Newsletter-Dienst Revue und auch Facebook hat angekündigt, eigene Newsletter-Lösungen entwickeln zu wollen. In den USA macht Substack von sich Reden, in Deutschland kündigte der Berliner Abo-Dienst Steady ein neues Newsletter-Feature an und 40 prominente Journalist:innen, die es zum Start nutzen wollen. Alle kämpfen ums Postfach der Leser, denn dieser Verbreitungsweg birgt für die Macher einige Vorteile.

Newsletter funktionieren einfach und sind selbstbestimmt

Zunächst ist die Technologie einfach, lange erprobt und für alle zugänglich. Keine komplizierte Entwicklung, keine Pflege von eigenen Apps, kein Download, keine Bedienungsanleitung. Freie Journalist:innen kostet ein eigener Newsletter in erster Linie die Zeit, ihn zu schreiben. Auch für Medienhäuser ist diese Niedrigschwelligkeit interessant, um kostengünstig zu experimentieren. Über spezialisierte Newsletter lässt sich das Interesse von Zielgruppen testen. Dabei finden Newsletter ihr Publikum besonders häufig in der Nische: Sie widmen sich oft einzelnen, klar abgegrenzten Themen und Interessensgebieten.

Für Medienschaffende ist besonders wertvoll, dass sie mit Mails direkt ins Postfach ihrer Zielgruppe nicht auf das Wohlwollen anderer Gatekeeper angewiesen sind. Auf den Social-Media-Plattformen entscheiden weitgehend intransparente Algorithmen, was gesehen wird. Über den Zugang zu ihren Mailpostfächern entscheiden dagegen alleine die Abonnent:innen. Kein Wunder also, dass Facebook und Co. versuchen, über eigene Angebote doch noch mitzuspielen.

Auf Augenhöhe mit der Zielgruppe

Da Newsletter-Abonnent:innen die Autor:innen in einen relativ intimen Raum ihres digitalen Zuhauses einladen, schlagen viele Medien eine persönlichen Ton an und produzieren extra für den Newsletter. Automatisiertes Content-Recycling mit Links auf die meistgeklickten Artikel der vergangenen Woche interessieren weniger Menschen als echte Einblicke und redaktionelle Empfehlungen. So schreibt etwa die Chefredaktion nicht unbedingt immer nur über große Politik, sondern auch darüber, wie aktuelle Ereignisse den eigenen Redaktionsalltag prägen. Das Ziel ist dabei nicht nur Information, sondern vor allem, die eigene Marke zu definieren. Einzelne Journalist:innen treten in Newslettern nicht mehr nur als Name in der Autorenzeile auf, sondern bringen wesentlich ihre Persönlichkeit ein. So schaffen auch sie sich ein Publikum unabhängig von Verlagen.

 

Der Autor Benedikt Frank schreibt selbst auch einen Newsletter und zwar über Serien: den Serienbrief.

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