Innovations-Hotspot Würzburg

Von Christina Hertel

Ein Ideenlabor in einem alten Flughafentower, ein Coworking Space in einer ehemaligen Viehauktionshalle – in Würzburg gibt es viele Angebote, die die Stadt für Medienschaffende zu einem echten Innovations-Hotspot machen.

Ein leises „passt schon“ gilt in Franken bekanntlich als das größte Lob. Womöglich ist wegen dieser nüchternen Bescheidenheit noch nicht in alle Teile Bayerns durchgedrungen, dass es für Medienschaffende in Unterfrankens Hauptstadt viele Orte gibt, an denen sie sich verwirklichen können. In Würzburg gibt es ein Ideenlabor, das einmal als Flughafentower diente, einen Coworking Space, wo früher Tiere versteigert wurden, und ein Kongresszentrum, das einst eine Druckerei war und heute eine beliebte Location für Medienevents ist. Diese und andere Orte machen Würzburg zu einem Innovations-Hotspot in der Medienbranche.

Coworking Würzburg

Im Leben ist es ja häufig so: Wenn es etwas noch nicht gibt, muss man es selbst machen. So beginnt auch die Geschichte von Markus Sommer und seinen Bekannten: Vor fast zehn Jahren schufen sie in einer alten Viehauktionshalle in Würzburg einen Coworking Space, der der Einfachheit halber Coworking Würzburg heißt. Genauer gesagt befindet er sich in dem Verwaltungsgebäude vor der Halle, in der bis in die Achtziger Jahre Tiere versteigert wurden. Da die Halle selbst als einsturzgefährdet gilt, steht sie seitdem leer. Vor zehn Jahren habe es in der Stadt noch keine Arbeitsplätze gegeben, die man unkompliziert und flexibel buchen konnte, erzählt Sommer. Also sprachen die Freunde die Stadt an und zogen kurz darauf mit ein paar alten Couches, Schreibtischen und Regalen ein. Auf etwa 180 Quadratmetern sind dort seitdem ein Besprechungs- und Konferenzraum, ein Fotostudio und elf Arbeitsplätze eingerichtet, an denen unter anderem Webdesigner*innen, Programmierer*innen und Marketingleute sitzen. Sommer führt den Coworking Space zusammen mit zwei Freunden ehrenamtlich. Wer dort längerfristig einen Schreibtisch mieten möchte, muss in deren Verein eintreten und erhält für 125 Euro im Monat Zugang. Besondere Voraussetzungen gebe es keine, sagt Sommer. „Aber es wäre schön, wenn sich der- oder diejenige nicht nur als Mieter begreift, sondern sich auch etwas einbringt und die Räume in Stand hält.” Ohne Mitgliedschaft kann man dort für 15 Euro am Tag einen Schreibtisch buchen. Doch dass das jemand in Anspruch nehme, sei eher die Ausnahme. Ursprünglich war der Coworking Space vor der alten Halle nur als Übergangslösung für ein, zwei Jahre gedacht. Nach nun neun Jahren müssen Sommer und seine Kollegen aber wohl tatsächlich noch bis Ende 2020 ausziehen und sich nach einer Alternative umsehen.

Foto: http://www.coworking-wuerzburg.de/

Zentrum für Digitale Innovationen Mainfranken

Wer in Würzburg ein digitales Startup gründen möchte, könnte dreimal Kartons packen und umziehen: von einem umgebauten Tower auf dem ehemaligen Militärflugplatz in ein würfelförmiges Gebäude auf der alten Startbahn und schließlich in ein ganz neues Bürohaus in einem modernen Gewerbegebiet. Diese drei Räumlichkeiten – der Tower, der Cube und den Inkubator – gehören zum Zentrum für Digitale Innovationen Mainfranken (ZDI). In ihnen sollen sich Gründer*innen und Startups in jeder Phase ausprobieren, sagt Christian Andersen, Netzwerkmanager des ZDI. Das Ideenlabor, oder auch den Tower, beschreibt er als einen 200 Quadratmeter großen Kreativraum, in dem Workshops stattfinden und in dem die Teilnehmer*innen Geschäftsideen entwickeln und verbessern können. „Das ist ein Ort zum Ideen Spinnen“. Umgesetzt werden diese Ideen im Cube – einem Gebäude auf der Landebahn des ehemaligen Militärflughafens, wo gerade ein neues Stadtviertel entsteht, das die Würzburger*innen Hubland nennen. Im Cube gibt es Werkstätten mit 3-D-Druckern und Laser-Cuttern, einen offenen Coworking Space und kleine Büros. Zurzeit arbeiten dort acht Teams. Darunter sind ein Games-Startup und zwei Gründerinnen, die mit einem Portal jungen Familien den Start mit einem Kind erleichtern möchten. Wird die Geschäftsidee noch konkreter, können die Startups in den Inkubator ziehen, der Mitte Februar 2020 eröffnete. Auf knapp 1000 Quadratmetern befinde sich hier, so Andersen, ein kleines Zentrum für Gründer*innen, „die schon wissen, dass ihr Konzept funktionieren könnte“. Bis zu drei Büros kann ein Startup dort mieten. Die Besonderheit am ZDI sei also: „Von der Ideenfindung bis zur Gründung bilden wir die gesamte Kette ab“, sagt Andersen. Einzige Voraussetzung: Es muss sich um eine digitale Geschäftsidee handeln.

"Cube" des Zentrums für Digitale Innovationen Mainfranken (ZDI). Foto: Andreas Bestle

Würzburg Web Week

Ein Instagram-Workshop, ein Data Science PubQuiz, eine FuckUp Night – all das sind Veranstaltungen, die während der Würzburg Web Week stattfinden. Doch was genau die Besucher*innen dort erwartet, kann nicht einmal der Organisator des Digital-Festivals Gunther Schunk zwei Monate vorher mit Sicherheit sagen. Denn das Programm der Würzburg Web Week ändert sich ständig bis zu ihrem dem Beginn am 20. April 2020. Jeder, der möchte, kann eine Veranstaltung, nicht nur in Würzburg, sondern in ganz Mainfranken, anbieten. Das kann ein Workshop, ein Business-Frühstück oder ein Vortrag sein. Format, Thema, Zeit und Ort bestimmt man selbst. Der Veranstalter, die Würzburg AG, nach eigenen Angaben die erste gemeinnützige Aktiengesellschaft Deutschlands, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Stadt zu vermarkten, macht da keine Vorgaben. Im vergangenen Jahr kamen laut Schunk an acht Tagen etwa 143 Termine, 102 Veranstalter und 3500 Besucher*innen zusammen. Ziel sei es, alle gesellschaftlichen Gruppen, die etwas mit Digitalisierung zu tun haben, zu erreichen. Das Themenspektrum sei deshalb breit und reiche von SEO bis Software-Entwicklung. „Wir wollen zeigen, was wir in Würzburg alles haben und können“, sagt Schunk.

Veranstaltungen der Vogel Business Group

„Eine Analyse des Medienwandels am Beispiel der Vogel Business Group“ könnte das Thema einer Bachelorarbeit in Kommunikationswissenschaft sein. Denn wie sich Medien im Laufe der Zeit veränderten, wird anhand der 125-jährigen Geschichte des Unternehmens besonders deutlich. Aus der Druckerei des Verlags wurde ein Kongresszentrum, das Vogel Convention Center, und zu den 100 gedruckten Zeitschriftentiteln kamen immer mehr Angebote, die sich immer weniger gut durchblättern ließen: Web-Portale und Business-Events wie Tagungen, Messen, Fortbildungen. Darunter sind auch Veranstaltungen, die für Medien- und Marketing-Interessierte spannend sein könnten – zum Beispiel der “Lead Management Summit” am 1. und 2. April 2020 in Würzburg. Die Fachkonferenz richtet sich an Mitarbeiter*innen in Kommunikations-, Marketing- und Vertriebsabteilungen von mittelständischen Industrie- und Technologieunternehmen. Das Besondere an der Veranstaltung sei der hohe Praxisanteil, schreibt Georgina Bott, die die Tagung organisiert. In Vorträgen stellen Unternehmen Beispiele aus ihrer Praxis vor und bei Workshops zeigen Expert*innen den Teilnehmenden konkrete Lösungsansätze. Es geht in vielen Programmpunkten auch um Content-Erstellung und Digitalisierung, etwa um neue Trends bis 2030.  

Auch bei einer anderen Veranstaltung im Vogel Convention Center dreht sich alles um die Zukunft: “The Future Code” am 23. und 24. Juni 2020 beschreibt Marketing-Managerin Christiane Schulz als einen „Katalysator der Digitalisierung“ und als einen „Impulsgeber für Industrie und Medien“. Schwerpunktthema sei, wie Technologien unsere Geschäftsfelder verändern und was daraus Neues entstehen kann. Unter anderem sollen die Teilnehmenden Tools kennenlernen, um ihr Marketing zu verbessern – zum Beispiel durch Social Media und Influencer Marketing, Augmented Reality und Chatbots. Ein weiteres wichtiges Thema auf der Agenda ist die Arbeitswelt der Zukunft.

Mobile Media Day

Selbst Erwachsene verbringen mehr Zeit am Smartphone als vor dem Fernseher. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie aus den USA. Da die Medienwelt also immer mobiler wird und dieser Wandel offensichtlich inzwischen nicht nur bei Jugendlichen angekommen ist, lässt sich dazu leicht ein kompletter Tag mit Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und Pitches füllen. Der Mobile Media Day, der dieses Jahr am 30. November 2020 stattfindet, richte sich nicht nur an Fachleute und Branchenexpert*innen, sondern auch an den Medien-Nachwuchs der Hochschulen in und um Würzburg, sagt Stefan Sutor, Geschäftsführer der Medien.Bayern GmbH und Veranstalter des Mobile Media Day. Der Schwerpunkt lag im vergangenen Jahr auf dem Thema Virtual und Augmented Reality, das ja gerade durch mobile Devices für ein breites Publikum erlebbar ist. Ziel des Mobile Media Day sei es, die aktuellen Entwicklungen und Trends aus dem Bereich Mobile Media vorzustellen – sowohl von Hochschulen und Unternehmen vor Ort, als auch von überregionalen und internationalen Innovationstreiber*innen, so Sutor. Jedes Jahr zieht die Tagung rund 800 Besucher*innen und 25 Referent*innen an.

XR-Hub Würzburg

Mit VR-Brillen in fremde Welten einzutauchen galt einst als Szenario in Science-Fiction-Filmen. Heute ist das die Realität. Zu beobachten, wie sich die Gesellschaft durch XR, also Extended Reality, immer weiter verändert und diesen Wandel voranzutreiben, gehört zu den Aufgaben des XR Hub Bavaria. Seine Zentrale liegt zwar in München, doch auch in Würzburg eröffnete ein Standort. Er befindet sich am Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion der Julius-Maximilians-Universität. Dort forschen Wissenschaftler*innen seit 25 Jahren zu erweiterten Realitäten. Dieses Wissen will der XR Hub nutzen, Produkte entwickeln und neue Erkenntnisse für Unternehmen zugänglich machen. Ziel ist es, die Forschung, Wissenskommunikation und Industrie miteinander zu verknüpfen.

Innovations-Hotspot Augsburg

Medienschaffende zieht es oft in die großen Städte. Doch auch abseits davon gibt es spannende Perspektiven und überraschende Angebote; zum Beispiel am Innovations-Hotspot Augsburg.

Innovations-Hotspot Passau

Bei Passau denkt man zunächst an Kirchen und Flüsse. Doch die Stadt hat mehr zu bieten. Diese Angebote machen Passau zum Innovations-Hotspot für Medienschaffende und Gründer.

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