Journalist Fabian Huber: Hat der Lokaljournalismus Zukunft?

von Christian Ebert
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Foto: Adobe Stock / XPLR: MEDIA in Bavaria

Für seine Reportagen wurde er für den Theodor-Wolff-Preis nominiert – Kategorie: „Bestes lokales Stück“. Jetzt ist der Ingolstädter Fabian Huber beim Auslandsressort des „stern“. Seiner Meinung nach ist Lokaljournalismus dennoch unverzichtbar.

Fabian, du hast dich entschieden, von Lokaljournalismus auf internationale Berichterstattung umzusteigen – was hat sich seitdem geändert?

Fabian Huber: Ich konnte mir eigentlich nie vorstellen, mein Leben lang im Lokalen zu bleiben, so sehr ich das auch schätze und für unglaublich wichtig halte. Mich hat schon immer interessiert, über die große weite Welt zu berichten. Das Leben ist jetzt natürlich etwas unplanbarer geworden. Da ruft schonmal Samstags der Chef an, während man für ein Interview in Washington ist und fragt, ob man am Montag nach Tel Aviv fliegen kann. Gleichzeitig ist der Stern so wie jedes Medienhaus gerade im Wandel und fragt sich, wie man das Arbeitsmodell so ins Digitale übertragen kann, dass es sich monetär noch lohnt.

Wie wird deiner Meinung nach der Wert lokaljournalistischer Arbeit im Moment von der Gesellschaft bewertet?

Fabian: Viele Leute schätzen den Lokaljournalismus nach wie vor sehr hoch. Für die Leute hier in Ingolstadt spielt der Donaukurier oft eine größere Rolle als zum Beispiel der Spiegel. Man sieht ja in den USA, was in Landstrichen passiert, in denen es keine Lokalzeitungen mehr gibt. Da schaut niemand mehr den Lokalpolitikern oder Unternehmenschefs auf die Finger. Es geht etwas verloren, das die überregionalen Medien einfach nicht leisten können. Für mich ist es eine Horrorvorstellung, mir vorzustellen, dass es irgendwann keinen Lokaljournalismus mehr geben könnte.

 

»Ich glaube schon, dass es noch einzelne lokale Medienhäuser gibt, die größere Geschichten möglich machen. Aber es wird weniger. Weil Redaktionen zusammengelegt werden, weil man vor allem an den schreibenden Mitarbeitern spart und Neueinstellungen wenn dann nur noch im Strategiebereich und der Verwaltung passieren.«

Fabian Huber

Die Menschen finden es wichtig – aber die Finanzierung wird immer schwieriger. Gibt es überhaupt noch Lokalzeitungen, die Geld für aufwändigere Berichterstattungen in die Hand nehmen?

Fabian: Ich glaube schon, dass es noch einzelne lokale Medienhäuser gibt, die größere Geschichten möglich machen. Die Augsburger Allgemeine zum Beispiel, für die durfte ich jetzt vier Tage mit Lastwagenfahrern unterwegs sein, um aus einer ganz persönlichen Perspektive über die Sorgen und Ängste dieser Menschen berichten zu können. Solche Dinge gibt es schon noch, aber sie werden weniger. Weil Redaktionen zusammengelegt werden, weil man vor allem an den schreibenden Mitarbeitern spart und Neueinstellungen wenn dann nur noch im Strategiebereich und der Verwaltung passieren. Das ist auch wichtig, aber wenn gleichzeitig immer mehr geschriebenes Material produziert werden soll, geht das natürlich nicht auf.

Liegt das nur an der fehlenden Zahlungsbereitschaft der Menschen?

Fabian: Teils. Die andere Seite ist das Internet. Inzwischen hat praktisch jeder Landkreis seine „24“-Seiten, die Neuigkeiten aus der Region umsonst anbieten. Für Menschen, die nicht den Anspruch haben, sich hintergründig zu informieren und nur die wichtigsten Infos abgreifen wollen, besteht dann kein Bedarf an anderen Medien mehr. Bei Oma und Opa liegt die lokale Zeitung noch jeden Tag auf dem Tisch, bei Gleichaltrigen eben nicht mehr. Wenn sich daran etwas ändert, sehe ich auch für den Lokaljournalismus weiterhin eine Zukunft – gebraucht wird er.

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