Launch in Krisenzeiten: FYEO auf der Zielgeraden

Von Katrin Baumer

Welche Herausforderungen gibt beim Livegang in Krisenzeiten zu meistern? Im März 2020 plante ProSiebenSat.1 den Launch seines On-Demand-Angebots FYEO (For your Ears only). Dann brachte Corona Alltag, Themen und Arbeitsabläufe vieler Unternehmen gehörig durcheinander. Der Startschuss verschob sich auf den 23. April. Benjamin Risom und Luca Hirschfeld, die Gründer der neuen Plattform, haben uns hinter die Kulissen blicken lassen.

Ein Launch mitten in der Corona-Krise: Herausforderung oder Fügung?

Benjamin Risom: Mit der Frage haben wir uns selbst lang beschäftigt. Ich würde keines dieser Extreme wählen. Eine Fügung ist es definitiv nicht. Ist es eine Herausforderung? Schon eher. Mit ungenauen Zahlen: Es gibt Umfragen, die sagen, dass die Nutzung von Audio-Angeboten jetzt steigt. Es gibt auch Zahlen, die sagen, die Entwicklung ist negativ. Klar ist: Wenn wir es uns hätten aussuchen können, hätten wir natürlich gerne alles ohne die Krise gemacht, weil es für uns als Team, aber auch für viele Partner eine große Herausforderung darstellt. Wir hoffen aber, dass FYEO den Menschen gerade aktuell den ein oder anderen schönen Moment beschert.

Also Ablenkung als Erfolgszutat?

Risom: Vielleicht. Es ist natürlich so, dass wir mit unserem Modell etwas Unvergleichliches zu anderen Projekten machen. Insofern werden wir einfach lernen müssen, ob FYEO in dieser sehr außergewöhnlichen Zeit einen Nerv trifft oder nicht. Die Wahrheit liegt auf dem Markt. Alles andere wäre Spekulation.

Benjamin Risom. Foto: ProSiebenSat.1 Media SE

Was waren auf der Zielgeraden zum Launch die größten Hürden und Veränderungen, mit denen ihr umgehen musstet?

Luca Hirschfeld: Wir arbeiten mit vielen Produzenten und kleineren Firmen zusammen. Bei einem unserer Formate ist zum Beispiel einer der Schauspieler krank geworden. Das hieß für das komplette Produktionsteam, das vorher mit Tonstudio saß: ab in die Quarantäne.

Für das Format bedeutet es, dass sich alles um ein paar Wochen verzögert, bis alle wieder gesund sind und rauskönnen.

Auch die Tatsache, dass Leute nicht reisen können, führt immer wieder zu Verzögerungen. Hier haben wir im Audio-Bereich aber einen großen Vorteil: Wir können Equipment verschicken und man kann die Sachen von Zuhause aufnehmen. Wir finden also immer Lösungen, um weiter zu arbeiten.

Risom: Neben dem Content gibt es auch Auswirkungen auf Produktentwicklung und Marketing. So kurz vor dem Launch ist das ja „just in time“-Management. Da müssen viele Zahnrädchen ineinandergreifen und natürlich lebt ein Produkt-Launch auch davon , dass viele Menschen sehr viel Leidenschaft und Aufwandinvestieren, um ein Produkt erfolgreich digital auf den Markt zu bringen.

Die Teamkultur ist extrem wichtig und da ist es nicht optimal, getrennt voneinander zu arbeiten. Wenn man mit Menschen zusammen in einem Raum sitzt, kann man die Leidenschaft viel besser transportieren. Es macht dann noch ein Quäntchen mehr Spaß, sich bis abends die Stunden um die Ohren zu hauen.

Und klar, auch in der Zusammenarbeit mit den Dienstleistern gibt es Risiken und vieles, was man nicht einschätzen kann. Das sind alles Hürden, die wir überspringen mussten. Zum Glück sind wir jetzt auf der Zielgeraden und fiebern dem Start von FYEO am Donnerstag entgegen.

Habt ihr euch darüber Gedanken gemacht, in welchen Situationen die Leute FYEO jetzt hören? Gerade, wenn der Arbeitsweg durch das Home Office wegfällt?

Hirschfeld: Menschen hören Audio-Angebote nicht nur beim Pendeln, sondern zum Beispiel auch beim Sport oder zuhause beim Kochen. Dafür haben wir uns verschiedene Content-Angebote überlegt: FYEO bietet kürzere, zehn bis 15-minütige Formate, aber auch Features, die 20 bis 30 Minuten lang sind, und auch Formate, die über eine Stunde gehen.

Risom: Wir haben Formate, die wie eine Netflix-Serie funktionieren: Es gibt Staffeln und einzelne Episoden, die man gut in seine Tagesroutine einbauen kann. Denn wir haben in Tests mit Nutzer*innen festgestellt: Audio-User haben kein Problem damit, Angebote nur zur Hälfte zu hören – und zu einem späteren Zeitpunkt die andere Hälfte. Daher ist das Medium Audio sehr flexibel.  

Luca Hirschfeld. Foto: ProSiebenSat.1 Media SE

Gibt es ein besonderes Hörerlebnis, das eure eigene Audio-Leidenschaft entfacht hat?

Hirschfeld: Ich höre seit meiner Kindheit Hörspiele, Musik eher weniger. In den letzten Jahren höre ich auch vermehrt Podcasts, darunter viele amerikanische, um mal über den Tellerrand zu gucken, was alles möglich ist. Meistens höre ich beim Pendeln oder Kochen.

Als Kind habe ich die „Harry Potter“-Hörbücher sehr gemocht. Und dann gibt es natürlich noch die „Drei Fragezeichen“, die ja für viele Deutsche der Kindheitsbegleiter schlechthin gewesen sind. Die höre ich bis heute ich war sogar letztes Jahr bei einer der Live-Shows.

Risom: Als Kind habe ich Hörspiele richtig geliebt, ich war Pumuckl-Fan und habe alle diese Klassiker gehört, die Kinder auch jetzt noch hören. Sobald ich krank war, gab es früher ein neues Hörspiel. Auch noch als Jugendlicher habe ich ständig Hörspiele gehört – und es wirklich genossen.

Später habe ich dann eher Musik gehört. Erst in den letzten Jahren habe ich meine die Liebe zum gesprochenen Wort und damit zum Hörspiel wiederentdeckt. Das liegt an den tollen Formaten, die es mittlerweile gibt. Gerade aus den USA kommen da sehr spannende Sachen, die ein ganz anderes Unterhaltungs-Erlebnis hergeben. Aber auch aus Deutschland liefert tolle Hörerlebnisse, wie zum Beispiel das Stern-Format „Faking Hitler“.

Was ist eure Vision für die Angebote von FYEO?

Risom: Aktuell gibt es in Deutschland einen Hype rund um Podcasts, vor allem um Dialog getriebene Formate. Aber wir sind davon überzeugt, dass der nächste Schritt in Richtung gut gemachter und unterhaltsamer fiktionaler und dokumentarischer Inhalte geht. Genau hier setzen wir mit FYEO an.

Hirschfeld: Genau! Wir glauben, dass dieser Audio-Markt noch in den Kinderschuhen steckt und hier weiterhin viel passiert. Mit FYEO wollen wir neue Maßstäbe setzen und mitmischen.

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