Markus Thürstein: „Talent fehlt in produktionsnahen Berufen“

Markus Thürstein ist Personalleiter bei der Constantin Film AG. / Foto: Constantin Film AG

Wie passen Berufe mit unregelmäßigen Arbeitszeiten, wie sie in der Bewegtbildbranche weit verbreitet sind, zum Streben nach einer Work-Life-Balance der jüngeren Generationen? Markus Thürstein, Personalleiter bei der Constantin Film AG, erklärt im Interview, wie sein Unternehmen Nachwuchstalente findet und an sich bindet.

Herr Thürstein, die Film- und Fernsehbranche ist für viele junge Menschen eine Traumfabrik mit Traumjobs. Wie sehr wirkt sich diese Verklärung auf Ihre Suche nach passenden Jobkandidat:innen aus?

Markus Thürstein: Ja, es stimmt, dass unsere Branche und unser Image nach wie vor wie ein Bewerbungsmagnet wirken. Auch bei Vakanzen, die nicht direkt mit dem Produkt zu tun haben, kommt uns unser guter Name und das spannende Produkt zugute. Was den Interessent:innen dabei manchmal fehlt, ist das Wissen zu den verschiedenen Berufsbildern beim Film, besonders im Bereich der produktionsnahen Berufe am Set, und welche Anforderungen damit einhergehen.

Markus Thürstein: Es braucht Talentschmieden für produktionsnahe Berufe

Das klingt so, als wäre die Film- und TV-Produktionswirtschaft nicht vom Fachkräftemangel betroffen. Ist das tatsächlich so oder wie stellt sich die Realität dar?

Thürstein: Wir stehen nicht vor einem Fachkräftemangel, sondern sind branchenweit bereits mittendrin. Insbesondere bei den produktionsnahen Berufen am Set – hier muss hervorgehoben werden, dass die Vielzahl der dort Beschäftigten von Produktion zu Produktion engagiert wird – haben wir in der Tat einen starken Mangel an Fachkräften und zusätzlich an Nachwuchs.

Wie sieht dieser Fachkräftemangel in Ihrer Branche aus: Gibt es einen Unterschied zwischen Berufen, bei denen eher Kreativität gefragt ist, und solchen, die technisches Know-how verlangen?

Thürstein: Zunächst unterscheiden sich die Berufsfelder vom sozialen Ansehen innerhalb unserer Gesellschaft und den Zugangsvoraussetzungen, insbesondere durch Zulassungskriterien der Filmhochschulen. Im Bereich der Kreativität haben wir branchenweit professionell aufgestellte Talentschmieden wie unsere Hochschule für Fernsehen und Film, das lindert den Fachkräftemangel zumindest im Bereich des Nachwuchses. Solche Systeme hatten wir bislang in den produktionsnahen Berufen nicht.

Jüngere Generationen legen Wert auf Work-Life-Balance, die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit und das soziale bzw. nachhaltige Engagement des Arbeitgebers. Die Film- und TV-Produktion ist aber nicht gerade für geregelte Arbeitszeiten bekannt. Wie wirken sich die veränderten Ansprüche auf die Personalsuche aus?

Thürstein: Ich glaube, dass der Nachwuchs einfach schwieriger für Berufsfelder mit unregelmäßigen Arbeitszeiten zu begeistern ist. Unmöglich ist das aber für mich nicht, selbst wenn es auf die Wünsche und Anforderungen der Gen Z und Gen Alpha nicht immer einfache Antworten und Lösungen gibt. Sinnvolle Elemente können hier die freie Mitarbeit oder die gezielte Förderung von Talenten sein.

Wir fördern Talente sehr breit und auf unterschiedlichen Ebenen, kreativ wie operativ, zum Beispiel mit dem berufsbegleitenden Studium „Produktionsmanagement Film und TV“, das wir in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach und der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München initiiert und konzipiert haben. Hier haben wir sehr früh auf den bevorstehenden Fachkräftemangel in produktionsnahen Berufsfeldern reagiert. Gerade mit dieser innovativen Idee können wir Talente für unsere Branche begeistern. Es ist ein neuer und gleichzeitig moderner Ansatz, die Personalsuche auf veränderte Ansprüche hin auszurichten.

Berufsbegleitende Studium im Produktionsmanagement als Meilenstein

Wie sieht es mit dem grünen Image aus?

Thürstein: Umweltschutz und das Streben nach einer ökologischen Sinnhaftigkeit liegen uns selbst sehr am Herzen. Ein Beispiel hierfür ist die Initiative „Green Production“, für die wir uns als Firma engagieren. Dies hat sicherlich auch umgekehrt Auswirkungen darauf, dass sich die Berufe dahingehend inhaltlich anpassen werden. Im Bereich Green Production sollten sich alle Berufsfelder mit den Herausforderungen der Zeit auseinandersetzen. Am Anfang steht für mich der Bereich, wo kreative Ideen und Projekte entstehen. Nicht zu unterschätzen sind anschließend Berufsfelder direkt am Drehort, denn dort kann ökologisches Handeln sehr wirksam umgesetzt werden.

Engagement in Sachen Nachwuchsförderung gibt es auch innerhalb der Medien.Bayern GmbH: START INTO MEDIA koordiniert die Medienaus- und -weiterbildung in Bayern. Die Initiative ermittelt den Nachwuchsbedarf in der Branche und gibt Schüler:innen, Studierenden und Auszubildenden Orientierung auf ihrem Weg in die Medien.

In einer Bedarfsstudie hat START INTO MEDIA festgestellt, welchen Personal- und Kompetenzbedarf die Medienbranche aktuell hat.

Die ganze Studie gibt es hier zum Download.

Wie stellt sich Constantin Film auf, um junge Menschen für sich zu gewinnen?

Thürstein: Wir sind Impulsgeber für das berufsbegleitende Studium im Bereich Produktionsmanagement Film und TV mit vertiefter Praxis – für mich ein Meilenstein vor allem für die Gen Z und Gen Alpha. Zudem haben wir ein Nachwuchsförderprogramm ins Leben gerufen, das großen Anklang bei unseren Bewerber:innen findet.

Des Weiteren bauen wir stetig unsere Initiativen im Bereich der Personalentwicklung aus und bieten ein modernes, wertschätzendes Umfeld. Wir bieten insbesondere im Bereich der Personalentwicklung eine Menge an Online-Trainings und Präsenz-Workshops an. Zudem stellen wir ein großzügiges Angebot an zusätzlichen Benefits zur Verfügung.

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