Meedia: Startup-Mentalität am neuen Standort

Von Franziska Schulze

Das Medienmagazin Meedia gibt sich einen neuen Anstrich. Mit einem Relaunch der Website, einem Wochenmagazin und erweiterten Themen für die Berichterstattung will sich das Magazin neu positionieren. Warum der Chefredakteur Matthias Oden ein wöchentliches Printmagazin in 2020 nicht für gewagt, sondern für erfolgsversprechend hält und warum die Redaktion künftig in München sitzt, erzählt er im Interview.

Seit April 2020 neu: das Meedia-Magazin als E-Paper und Printprodukt.

Matthias Oden, auf der Meedia-Website steht, das Magazin werde wieder zum Startup. Was macht Sie zum Startup?

Matthias Oden: Ich würde sagen unsere Aufbruchsmentalität. Wer bei uns anfängt, kommt nicht in ein Unternehmen mit eingefahrenen Prozessen und Strukturen, die hatten wir nämlich in Vielem anfangs nicht. Wir bringen jetzt zum Beispiel ein wöchentliches Print-Magazin raus. Das ist komplett neu für uns. Die Prozesse dafür mussten wir erst aufsetzen und dann in der Praxis anpassen. Dazu braucht man eben eine gewisse Hands-on-Einstellung und den Willen, jetzt einfach mal was Neues auf die Beine zu stellen.

Mit dem Relaunch will sich Meedia ausdrücklich breiter aufstellen. Warum?

Oden: Wir haben uns entschieden, unser Spektrum um die Berichterstattung über Marken und Agenturen zu erweitern, weil Medienberichterstattung allein die Branche nicht komplett abdeckt. Wir haben einen wirtschaftsjournalistischen Ansatz und betrachten Medien als Unternehmen. Wenn Sie diese Brille aufsetzen, müssen Sie quasi zwangsweise auch über Werbetreibende und über die Kreativwirtschaft berichten. In einer Zeit, in der Medien sich zunehmend auch als Marken begreifen und Marken im Gegenzug zu Medien werden, macht das noch mehr Sinn. Außerdem ist es aus Vermarktungssicht durchaus sinnvoll, diese Teilbranchen miteinander zu kombinieren.

Matthias Oden, Chefredakteur Meedia. Foto: Jürgen Altmann

Ist es in 2020 nicht gewagt, ein Printmagazin herauszubringen? Gerade, wenn es mit Werben & Verkaufen und Horizont bereits Magazine gibt, die dieses Themenportfolio abbilden? Was will Meedia anders machen?

Oden: Wir konzentrieren uns zum einen auf die Langstrecke – Texte also, mit 8.000 bis 20.000 Zeichen, die in die Tiefe gehen. Das sind die Pfunde, mit denen man wuchern kann. Nachrichtliches findet nur in einem kleinen Umfang statt. Wir machen auch keine Trendberichterstattung und liefern keine How-To-Artikel. Stattdessen bringen wir Unternehmensanalysen und wollen Best-Practice-Beispiele aufzeigen und beleuchten, wie Probleme gelöst werden können. Wir werden die Branche kritisch begleiten, aber wir legen Wert darauf, auch einen positiven Spirit zu transportieren. Denn: Auch wenn Budgets kleiner und die Herausforderungen vielseitiger werden, müssen nicht alle aktuellen Entwicklungen düster gezeichnet werden. Die Pandemie trifft die Branche extrem hart. Das können und wollen wir nicht wegreden. Und trotzdem gibt es immer noch genügend Beispiele, die Mut machen.

Wer ist die Zielgruppe?

Oden: Mit dieser Ausrichtung wenden wir uns natürlich eher an die Entscheider. Aber nicht ausschließlich. Gerade unsere Online-Angebote richten sich an eine deutlich größere Zielgruppe: letztlich alle Berufstätigen in Medien und Marketing.

Seit Anfang 2019 gehört Meedia zum Medien- und Technologieunternehmen Busch & Glatz. Dazu gehören auch die Publikationen Blickpunkt Film, MusikWoche und GamesMarkt. Welche Synergieeffekte gibt es?

Oden: Natürlich gibt es gerade mit Blickpunkt Film inhaltliche Überschneidungen. Aber es werden ganz sicher keine Redaktionen zusammengelegt. Synergieeffekte tun sich eher in der Produktion der Magazine auf, wenn es um den Druck geht oder den Kauf von Programm-Lizenzen. Meedia folgt wie die anderen Angebote von Busch & Glatz dem Slogan der Gruppe: „Making creatives successful“.

Sie sind für die Inhalte verantwortlich. Wo ergänzt sich Ihre Arbeit mit der von Susanne Hübner, die bei Meedia für die Vermarktung verantwortlich ist?

Oden: Unsere Zusammenarbeit zeichnet sich dadurch aus, dass wir von Anfang an zusammen an der neuen Markentonalität und der Magazinentwicklung gearbeitet haben – und natürlich haben wir auch unsere redaktionellen Angebote mit Blick auf ihre Vermarktungsmöglichkeiten ausgerichtet. Ein USP von Meedia ist sicherlich unsere Datenkompetenz. Deshalb haben wir auch in unser Magazin einen umfangreichen Business-Intelligence-Teil aufgenommen: Jede Woche finden sich auf zehn Seiten IVW-, Agof- und Social-Media-Auswertungen (Anm.d.Red.: IVW = Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern, Agof = Arbeitsgemeinschaft Online Forschung). Wir sind davon überzeugt, dass das sowohl redaktionell als auch aus Vermarkter-Sicht gute Inhalte sind.

In Zeiten von Corona einen Relaunch mit neuem Magazin hinzulegen ist ein nicht gerade einfaches Unterfangen. Wie arbeitet es sich unter diesen Voraussetzungen aktuell?

Oden: Es ist ätzend. Wir arbeiten gerade alle im Home-Office. Grundsätzlich ist uns dezentrales Arbeiten vertraut – unsere Redaktion sitzt nicht nur in München, sondern auch in Hamburg, Düsseldorf und Köln. Wir mussten also nicht erst neue Tools einführen. Aber trotzdem: Wenn man gerade dabei ist, neue Prozesse aufzusetzen, muss viel abgestimmt werden. Das alles nur über virtuelle Tools zu machen, ist anstrengend und anfälliger für Missverständnisse.

Wie groß ist das Team?

Oden: Als ich im November bei Meedia angefangen habe, waren wir vier Redakteure. Die Vermarktung hat Susanne Hübner komplett alleine bestritten. Jetzt sind wir 14 Redakteure und im Vertrieb gibt es vier Kollegen. Aber wir möchten noch weiterwachsen, wenn es die Corona-Krise zulässt.

Warum der Standort München?

Oden: In Deutschland gibt es einige große Medienstädte. München ist eine davon, und zwar eine, die völlig zu Unrecht im Schatten von etwa Hamburg steht. Wir haben hier etliche große Medienunternehmen, etliche große werbetreibende Firmen und einiges an Agenturen. Außerdem haben auch unsere anderen Magazine bereits ihren Sitz hier.

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