Wenn man Teil der Popkultur ist, hat man auch gesellschaftlichen Einfluss. Erhöht das die Verantwortung einer Company?
Arnese: Ein wichtiger Punkt. Seit zwei, drei Jahren wird in den Unternehmen intensiv darüber geredet: Wie sinnvoll ist das, was wir machen? Ich stelle fest, dass Soundbranding nicht mehr nur dazu dient, den Konsum für ein Produkt anzukurbeln. Sondern auch ein Markenprofil stärken, bestimmte Themen unterstreichen kann.
Ein Beispiel: Wir haben die sonic identity für die Männerlinie der Kosmetikmarke Dove entwickelt. In den USA verbindet die Kosmetikmarke Dove Men+Care unsere Musik nicht nur mit der klassischen Werbung, sondern auch mit Content für soziales Engagement, wie z.B. mit dem Film „Dads“ (Apple TV+) zum Thema Männer in Elternzeit. Der Dove-Sound schafft eine hohe Wiedererkennung, er demonstriert aber auch: Das Unternehmen engagiert sich mit seiner Marktmacht für etwas Sinnvolles und die Musik ist eine starke emotionale Verbindung dafür.
Wenn die sound principles für eine Marke feststehen, greifen Sie dann auf eine Art musikalisches Archiv zurück?
Arnese: Wir haben unsere eigene musikalische Sprache über die Jahre aufgebaut: Wir wissen, mit welchen Elementen wir gestalten müssen, um bestimmte Emotionen zu kreieren. Und wie wir die sound principles miteinander mischen müssen. In einer digitalen Bibliothek haben wir für jede Eigenschaft musikalische Beispiele, Samples oder Teile von Musikstücken gespeichert.
Wir sind mittlerweile fast ein Tech-Unternehmen: Wir haben eine Software entwickelt, mit der unsere Kunden auf Sounds gemäß des Storytellings zugreifen können. Wenn Mercedes Benz einen neuen Film drehen möchte, kann das Kreativ-Team in unserem Archiv nach Tonalitäten innerhalb der Mercedes-DNA suchen. Hier spielt KI eine größere Rolle.
Warum künstliche Intelligenz?
Arnese: Für uns ist es sehr wichtig, unsere Ergebnisse mit Marktforschung und KI zu bestätigen. Der Kunde soll keinen Sound für seine Marke bekommen, der ihm „gefällt“, sondern der objektiv den Kern der Marke widerspiegelt.