Mike Hager: Die Zukunft der Medienbranche liegt in NFTs

Von Nina Brandtner

Mike Hager ist NFT-Experte und Autor von „Reich mit NFTs” / Foto: Christian Lisch

Vom Radiomacher zum NFT-Experten: Mike Hager verkörperte lange Zeit die Antenne Bayern-Figur „Studiotechniker Nullinger”, nun verfügt er über eine millionenschwere Sammlung an digitalen Kunstwerken und gibt sein NFT-Wissen an andere weiter. Im Interview zeichnet er das Bild einer Zukunft, die nicht mehr ohne NFTs funktioniert, und verrät, wie sich Medienunternehmen die Non-Fungible Tokens schon jetzt zunutze machen können.

Mike, wann hast du das erste Mal von NFTs gehört?

Mike Hager: Im Januar 2021. Ich bin in amerikanischen Podcasts über das Thema gestolpert. Fast einen Monat habe ich gebraucht, um herauszufinden: Was ist das? Und wie kann ich investieren? Ich musste mir alles zusammensuchen, in englischsprachigen Twitter-, Discord- oder YouTube-Kanälen. Das war mühsam, aber hat extrem viel Spaß gemacht. Heute kann man mit meinem Buch oder meinem YouTube-Kanal innerhalb weniger Stunden gemütlich ins Thema einsteigen.

Viele können mit dem Hype um NFTs nichts anfangen. Was hat dich davon überzeugt, dass wir es mit Zukunftstechnologie zu tun haben?

Hager: Schlussendlich geht es um Eigentumsrechte. Unsere Welt baut darauf auf: Das Geld auf meinem Konto gehört mir, mein Auto gehört mir, mein Haus gehört mir, das sind alles Eigentumsrechte. In einer Welt, in der alles digitaler wird, spielen digitale Eigentumsrechte eine immer größer werdende Rolle. NFTs sind genau das Instrument, mit dem sich digitale Eigentumsrechte darstellen, zertifizieren, verwalten und auf ihre Echtheit überprüfen lassen. Deshalb sind NFTs so wichtig. Sie sind eine Technologie, die nicht mehr weggehen und ganz große Teile unseres Lebens vereinnahmen und vereinfachen wird.

Du hast früher bei Antenne Bayern Radio gemacht. Wie kommt es, dass du heute als NFT-Experte und Investor dein Geld verdienst?

Hager: Investieren und die Suche nach Zukunftstrends sind schon lange mein Hobby. Ich habe 2013 meine ersten 30 Bitcoins gekauft. Zu einer Zeit, in der niemand, den ich kannte, etwas über Bitcoins wusste. Wenn ich es erklärt habe, haben alle gesagt: „Das ist Betrug, Pyramidenschema, Tulpenblase, lass die Finger davon.” Das gleiche war im Januar 2021 mit NFTs der Fall: „Hä, Geld für Bilder, für JPGs, spinnst du?” Da wusste ich: Das habe ich schon einmal gesehen! Ich habe bei Bitcoin zwei große Fehler gemacht: Ich bin mit zu wenig Geld reingegangen und nicht lange genug geblieben. Das habe ich bei NFTs ganz anders gemacht. Ich bin mit viel mehr Geld rein und bin schon vergleichsweise lang dabei, habe kein Stück verkauft. Das hat dazu geführt, dass ich jetzt ganz tief drin bin im Thema NFTs.

NFTs in der Medienbranche: Utilities und Incentivierung

 

NFTs können Utilities beinhalten, etwa Einladungen zu exklusiven Clubs oder Veranstaltungen, die man beim Kauf erhält. Wie viel vom Reiz von NFTs macht dieser Community-Aspekt aus?

Hager: Gemeinschaft ist uns Menschen lebenswichtig. Ich glaube, dass das tief in uns verankert ist. Für viele Menschen ist das ein großer Antrieb, sich in diesem Bereich zu betätigen. Es macht Spaß, in einer Community Ziele zu verfolgen und Halt zu finden. Besonders in einer immer digitaler und globaler werdenden Welt. Ich habe das selbst erlebt: Du bist in einem anderen Land und triffst dann Leute aus deinem Club und sagst: „Ich bin ein Ape, bist du auch ein Ape, gehen wir heute miteinander essen?” Ich habe Menschen von den Philippinen, über die USA, Georgien bis hin nach Südamerika in meinem NFT-Freundeskreis und Netzwerk. Diese Communities sind mit die freundlichsten Online-Communities, die ich je kennengelernt habe.

Könnte dieser Vernetzungsaspekt nicht auch für die Medienbranche interessant sein?

Hager: Für die Medienbranche werden NFTs mindestens genauso spannend sein wie für alle anderen Branchen. Jeder große Radiosender oder Fernsehsender versucht seine Communities zu pflegen, sei es auf Facebook oder Instagram. Da ist aber viel Zerstreuung und Fragmentierung dabei, man bekommt nicht mehr so viele Menschen auf einen Haufen. Hier kommen NFTs ins Spiel. Man hat jetzt die Möglichkeit, Menschen mit digitalen Produkten zu incentivieren, Teil der Community zu werden, zu bleiben, sich innerhalb der Community zu engagieren und so schlussendlich Kundenbindung zu erzeugen. Es gibt mit NFTs etwa für Radiosender interessante Mittel, die Hörverweildauer zu erhöhen.

Zum Beispiel?

Hager: Indem man die Hördauer mit einem NFT bestätigt, dieses NFT ein besonderes Design hat, das weiterverkauft werden kann und besondere Utilities bietet. Mit diesen Utilities kann man an Events teilnehmen, Preise gewinnen, Stars treffen.

„Ich bin ein Ape”: Die Bored Apes sind die NFTs der Kollektion „Bored Ape Yacht Club”. Die Bilder von gelangweilten Affen gehören zu den bekanntesten NFTs und werden für hunderttausende Dollar gehandelt. © Adobe Stock / Ascannio

NFTs als Instrument der Incentivierung für Medienunternehmen

 

Die bayerische Medienbranche ist in vielen Bereichen sehr gut aufgestellt – wie sieht’s mit Projekten rund um NFTs am Standort aus?

Hager: Wir bekommen schon erste Anfragen, von Künstlern zum Beispiel. Aber es wird, denke ich, noch locker fünf Jahre dauern, bis NFTs wirklich im Mainstream der Medienschaffenden ankommen. Also noch gar nicht im Mainstream der Medienkonsumierenden. Aber wenn das einschlägt, gibt es kein Halten mehr. Sobald du verstanden hast, was möglich ist, willst du dabei sein und profitieren.

Sollten sich Medienschaffende trotzdem jetzt schon mit den digitalen Eigentumszertifikaten auseinandersetzen?

Hager: Jeder Medienschaffende, der heute versteht, was NFTs sind und was man damit machen kann, kann alleine dafür eine Flasche Champagner köpfen. Da bieten sich Möglichkeiten, die es vorher in keiner Weise so gab, und wir sind erst ganz am Anfang.

An welchen Schnittstellen werden die Non-Fungible Tokens für die Medienbranche interessant? Wo könnten sie in Zukunft Anwendung finden?

Hager: Mit NFTs kann man jede Form von Incentivierung vornehmen. Du kannst ein bestimmtes Verhalten belohnen, mit Dingen, die der Konsument haben möchte. Du kannst über die Jahre hinweg diese Belohnungen immer weitertreiben. Solange das NFT in der Wallet eines bestimmten Users ist, kannst du den Wert dieses NFTs erhöhen. Indem du als Fernsehsender zum Beispiel sagst: „Du hast vor drei Jahren dieses NFT gekauft. Überraschung: Zu Weihnachten gibt es dieses Jahr für alle 500 Menschen, die dieses NFT haben, ein Abendessen mit einem unserer Prime-Time-Moderatoren!” Manche werden sich freuen, andere werden ihr NFT für das Fünffache weiterverkaufen, woran die Medienhäuser wiederum verdienen. Sogar als kleines Medienunternehmen kannst du Crowdfunding-Aktionen machen. Sagen wir zum Beispiel die ersten 1.000 Stück Radio Alpenwelle NFTs kosten einen Ether. Jeder, der eines hat, bekommt dafür so und so viel Werbezeit im darauffolgenden Jahr.

NFTs und Nachhaltigkeit: 2022 soll Besserung bringen

 

Machst du dir keine Sorgen, die NFT-Blase könnte doch noch platzen?

Hager: NFTs sind momentan zwei große Bereiche. Der eine große Bereich ist die Technologie NFT. Da gibt es noch nicht mal eine Blase, geschweige denn wird sie jemals platzen, weil die Technologie so disruptiv ist: die Möglichkeit, digitale Güter mit digitalen Eigentumszertifikaten zu versehen, sie handelbar zu machen und ihre Echtheit zu belegen. Das gilt für Videos, Musik, PDFs, jede Form von Datei. Diese Technologie geht nicht mehr weg, sie wird nur noch größer.

Und der andere Bereich?

Hager: Das sind Collectibles, also Sammlerstücke, wie die Bored Apes, CryptoPunks, Azuki, Doodles oder CryptoKitties. Viele Collectibles, manche sprechen von 90-99 Prozent, stecken jetzt in einer Blase, die partiell oder temporär platzen kann. Ich glaube, dass es einige Collectibles gibt, die im Preis mal abstürzen werden, aber die langfristig steigen werden. Bei manchen wird die Blase platzen und sie werden wertlos werden. Weil das Team sich verabschiedet, weil die Roadmap nicht weitergeführt wird. Die Roadmap ist das, was das Team den Käufern an Utilities versprochen hat, was es aber nicht schafft. Oder nicht umsetzen will, das nennt man dann Rugpull. Es ist schon immer noch ein bisschen Wilder Westen da draußen.

Viele Gegner:innen kritisieren den extrem hohen Energieverbrauch der Blockchain. Sind NFTs unter dem Nachhaltigkeitsaspekt überhaupt vertretbar?

Hager: NFTs finden auf der Ethereum-Blockchain statt und die arbeitet momentan noch mit Proof-of-Work, da ist mit Sicherheit ein höherer Energieverbrauch vorhanden. Noch 2022  wird auf Proof-of-Stake umgestellt, und dann geht der Energieverbrauch um 99 Prozent runter. Dann ist das für NFTs und die Ethereum-Blockchain kein Thema mehr.

Proof of Work / Proof of Stake

Beide Methoden dienen zum Generieren neuer Blöcke auf einer Blockchain. Beim Proof of Work-Verfahren schürfen User Kryptowährung durch das Lösen aufwändiger Rechenoperationen, die viel Energie verbrauchen. Dabei entstehen neue Blöcke an der Blockchain. Diesen Prozess bezeichnet man auch als Mining.

Beim Proof of Stake schürft nicht der den nächsten Block, der die Rechenoperation zuerst löst. Stattdessen wird per Zufallsprinzip ein Mitglied im Netzwerk ausgewählt, das den nächsten Block validieren darf. Voraussetzung ist, dass sich ein Einsatz in Form von Coins in seiner Wallet befindet. Je mehr Coins jemand besitzt, desto höher die Chance, dass er oder sie für die Validierung ausgewählt wird und eine Belohnung erhält.

Quelle: blockchainwelt.de / blockchain-insider.de

Wirf mal einen Blick in die Zukunft: In welchen Bereichen werden wir in zehn Jahren nicht mehr auf NFTs verzichten können?

Hager: In allen. Alles wird ein NFT. Jedes Buch wird mit einem NFT veröffentlicht werden, jeder Radio- und Fernsehsender wird mit NFTs arbeiten, jeder kleine Handwerker. Hinter jeder Immobilie wird ein NFT stecken, in dem alle Renovierungsarbeiten fälschungssicher hinterlegt sind, sodass jeder, der sich für die Immobilie später beim Kauf interessiert, sofort sehen kann, was wann renoviert wurde. Alles wird ein NFT.

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