Natalie Zizler und ProSieben: Entertainment in der DNA

Von Chris Schinke

Natalie Zizler ist seit August 2022 neue Unterhaltungschefin bei ProSieben. Bild: ProSieben/Willi Weber

Sie ist seit August 2022 die neue Unterhaltungschefin bei ProSieben: Top-Managerin Natalie Zizler steht für Erfolgsformate wie „Germany’s Next Topmodel“, „The Voice of Germany“ und „The Masked Singer“. Im Interview sprechen wir mit ihr über ihre Entertainment-Erfolgsformel, was den Medienstandort Bayern einzigartig macht und warum ein überzeugendes Formatkonzept immer sein Publikum findet.

Frau Zizler, Sie haben Ihr Handwerk bei ProSieben seit dem Jahr 1998 von der Pike auf gelernt. Wie fühlt es sich an, nun in einer so herausragenden Position anzukommen?

Natalie Zizler: Sehr gut (lacht). Das ist natürlich eine tolle Wertschätzung für die eigene Arbeit. Ich bin bei ProSieben groß geworden und fühle mich hier daheim. Gleichzeitig habe ich großen Respekt vor der enormen Verantwortung, die damit einhergeht: für mein Team, für die Zuschauer:innen, für die Produzent:innen, für unsere Entertainment-Inhalte und für ProSieben. Eine Herausforderung, die ich gerne annehme.

Der Sender ProSieben steht beim Publikum für hochklassige Unterhaltung. Den Slogan „We Love to Entertain You“ haben viele im Ohr. Was macht für Sie die spezielle Identität des Kanals und Unternehmens aus?

Zizler: „We love to entertain you” ist nicht einfach nur ein Slogan, das ist unsere DNA. Wir lieben Fernsehen. Wir lieben gute Unterhaltung. Wir lieben unser Publikum. Und wir machen unseren Job mit größter Leidenschaft. „We love to entertain you“ steht seit bald 20 Jahren für ProSieben und sagt eigentlich alles. Das merken auch die Künstler:innen und Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, schnell und das kommt bei unseren Zuschauer:innen an.

Natalie Zizler: „Fersehen, das für moderne Werte und eine offene Gesellschaft steht“

 

Welche Impulse möchten Sie als neue Unterhaltungschefin setzen?

Zizler: ProSieben steht wie kein zweiter Sender für innovative Unterhaltung. Daran wird sich nichts ändern. Denken Sie zum Beispiel an Shows wie „Wer stiehlt mir die Show“. Wo gibt es schon eine Sendung, in der ein:e Zuschauerkandidat:in die Chance hat, die Moderation einer großen Prime-Time-Show zu gewinnen? Daneben hat Haltung in der Unterhaltung immens an Stellenwert gewonnen. Für mich ist es zwingend, dass wir schnell auf aktuelle Ereignisse reagieren, wie es etwa Joko und Klaas in den 15 Minuten „Joko & Klaas LIVE“ immer wieder zeigen.

Das können wir und das tun wir. Wir machen Fernsehen, das für moderne Werte und eine moderne, offene Gesellschaft steht, in der jede:r seinen Platz findet. Insbesondere – und das ist mir wichtig – Frauen. Egal ob vor oder hinter der Kamera. Aber im Mittelpunkt steht natürlich: gute Unterhaltung. Und die darf auch provokant sein, polarisieren oder überraschen. Daran arbeite ich mit dem kreativsten und besten Content-Team, das ich mir vorstellen kann.

Sie sprechen von Haltung in der Unterhaltung. Warum ist es denn heute im Unterhaltungsfernsehen wichtig, gesellschaftlich Stellung zu beziehen? Und wie behandeln Sie das Thema intern?

Zizler: Wir alle spüren doch, wie sich die Welt in den letzten Jahren verändert hat, auch und vielleicht sogar insbesondere die Unterhaltungswelt. Das wirkt sich auf Formate, Besetzung, Inhalte, Produktion und natürlich auch die Erwartungen der Zuschauer:innen aus. Uns ist bewusst, dass wir mit unseren Shows sehr viele Menschen erreichen. Das ist eine große Verantwortung, aber auch Chance. Wenn ich an den Auftritt der iranisch-amerikanischen Sängerin Rana Mansour mit „Baraye“ im „The Voice of Germany“-Finale im November denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Das war ein starkes gesellschaftliches Zeichen, das zustande gekommen ist nach dem emotionalen Live-Apell von Moderatorin Melissa Khalaj im Halbfinale, deren Familie aus dem Iran kommt. Deshalb hat es gepasst und der Auftritt hatte eine Verbindung.

Aber wir müssen aufpassen, dass wir Shows nicht überfrachten. Haltung spiegelt sich ja allein schon in der Auswahl und persönlichen Einstellung der Mitarbeiter:innen oder Protagonist:innen wider. Dazu braucht es gar nicht immer die große Inszenierung. Unterhaltung muss in erster Linie unterhalten und soll den Zuschauer:innen eine kleine Auszeit von ihrem Alltag und ihren Sorgen schenken. Auch das ist in diesen Zeiten wichtig.

ProSieben setzte zuletzt einen starken Fokus auf Dokus und Reportagen. Ab 2023 werden auch Nachrichten wieder selbst in Unterföhring produziert. Rücken die klassischen Unterhaltungsshows gerade in den Schatten der Info- und Infotainment-Formate?

Zizler: Im Gegenteil. Unterhaltung und Information schließen sich nicht aus, sondern gehören zusammen. Wo es erstklassiges Entertainment gibt, wird auch aktuelle Information erwartet. Das verlangen die Zuschauer:innen. Und das bekommen sie auf ProSieben.

Ihr Name steht für Erfolgsformate wie „The Voice of Germany“, „Germany’s Next Topmodel“ und „The Masked Singer“. Bei diesen Shows wirkten Sie als Producerin. Verraten Sie uns Ihr Erfolgsgeheimnis für modernes Unterhaltungs-TV?

Zizler: Wenn ich die universelle Erfolgsformel hätte, könnte ich sie teuer verkaufen und würde sie hier sicher nicht verraten (lacht). Spaß beiseite. Gutes Unterhaltungsfernsehen ist für mich authentisch, innovativ und überraschend. Hat ein klares, verständliches Konzept. Und vor allem steckt sehr viel Arbeit und Liebe fürs Detail dahinter. Das ist oft anstrengend, aber es lohnt sich. Wenn das rüberkommt, bin ich happy. Am Ende entscheiden die Zuschauer:innen über den Erfolg. Und da spielen viele Faktoren rein, die wir nicht beeinflussen können, wie aktuelle Ereignisse, gesellschaftliche Stimmungslage, Konkurrenzsituation oder, ja, auch das Wetter.

Lineares TV oder Mediathek: „Ein überzeugendes Formatkonzept findet sein Publikum“

 

In den letzten Jahren erleben wir eine Medienrevolution. Immer mehr Menschen streamen Unterhaltungsinhalte und bewegen sich weg vom linearen Fernsehen. Was bedeutet das für Fernsehmacher:innen? Haben die gestiegenen Abrufzahlen über Mediatheken bzw. Joyn Einfluss auf die Konzeption neuer Unterhaltungsformate bei ProSieben?

Zizler: Die Frage ist doch: Was ist Fernsehen? Ist es Fernsehen, eine Show in der Mediathek anzuschauen? Oder muss es im Livestream sein? Es ist doch großartig, dass ich die aktuelle „TV total“-Ausgabe auch nach der Ausstrahlung noch sehen kann, wenn ich am Mittwochabend einen Termin hatte. Oder die nächste Folge „The Voice of Germany“ schon eine Woche vor der TV-Ausstrahlung bei Joyn, weil mich interessiert, wie es weitergeht. Am Ende produzieren wir alle Bewegtbild, ganz egal wo und wie es ausgestrahlt wird. Wichtig ist doch, wie viele Menschen wir mit unseren Shows über alle Kanäle hinweg erreichen. Ein überzeugendes Formatkonzept findet sein Publikum. Nicht umsonst sind die großen, bekannten Unterhaltungsmarken häufig die Sendungen mit den meisten Views in den Mediatheken.

Welche Rolle spielt für Sie Social Media?

Zizler: Wenn ich ehrlich bin, privat bin ich eher zurückhaltend, was Postings angeht. Beruflich ist Social Media für mich eine unendliche, wertvolle Informationsquelle. Wir schätzen das direkte, ungefilterte Feedback der Zuschauer:innen sehr und schauen uns konstruktive Beiträge genau an. Aber klar ist natürlich auch: Wenn 20 User:innen einer Meinung sind, heißt das noch lange nicht, dass der Großteil des Publikums diese Meinung teilt. Mit der JoynMe-App haben wir außerdem einen neuen, eigenen Rückkanal über den sich die Fans live in Umfragen oder Votings an Sendungen beteiligen können oder sich einfach mit der Community darüber austauschen können.

Was bedeutet für Sie die Verwurzelung des Senders in der Münchner Medienwelt?

Zizler: Für mich als Niederbayerin ist es natürlich etwas Besonderes, bei einem Sender zu arbeiten, der aus München sendet. Ich bin schon ein bisschen stolz, wenn ich mir anschaue, wie wir gerade wieder eine eigene Nachrichtenredaktion aufbauen und unseren Standort in Unterföhring mit dem neuen ProSiebenSat.1-Campus ausbauen.

Ist der mediale Blick aus dem Süden des Landes ein anderer als sagen wir aus Berlin oder von Köln aus?

Zizler: Das Leben in München ist schon ein anderes: Hier blicken wir auf die Berge, in Köln auf den Rhein und in Berlin auf den Reichstag. Ich bin mir bewusst, dass wir in einem sehr privilegierten Umfeld leben. Das sollten wir zu schätzen wissen und nicht als gegeben hinnehmen. Aber wir sind ein deutschlandweiter Sender und haben in erster Linie unsere Zuschauer:innen im Blick. Deshalb ist es wichtig, dass wir sehr vielfältig aufgestellt sind: Die Executive Producer und Producer in meinem Team kommen aus ganz Deutschland, sind in ganz Deutschland unterwegs und wir produzieren unsere Shows an verschiedenen Orten in Deutschland und auf der Welt.

An welchen neuen und bekannten Formaten arbeitet die ProSieben-Unterhaltungssparte im Moment? Auf was dürfen sich die Zuschauer:innen in Zukunft freuen?

Zizler: Das Jahr wird schön, das Jahr wird Duell, das Jahr wird Show. 2023 wird eine Reise voller vertrauter Gewohnheiten und neuen Überraschungen. Eins kann ich unseren Zuschauer:innen versprechen: „We love to entertain you“!

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