Sham, was hat dich auf die Idee gebracht, einen Newsletter zu starten?
Sham Jaff: Meine jüngere Schwester Aya wollte ständig von mir hören, was in der Welt passiert. An der Uni bin ich weiter in die Rolle der Weltpolitik-Erklärerin hineingewachsen, denn auch Kommiliton:innen hatten Fragen dazu, was gerade in Ghana geschieht oder wie die aktuelle Politik in Taiwan ist; also zu Themen und Regionen, mit denen wir uns akademisch eher weniger beschäftigt hatten. Ich habe mich immer gewundert, wieso. So habe ich angefangen, Freund:innen und Bekannte schriftlich mit News zu versorgen.
Du hast bereits auf das Medium Newsletter gesetzt, als es in erster Linie für Werbezwecke verwendet wurde und es noch keinen Hype um dieses journalistische Format gab. Welches Potenzial hast du gesehen?
Sham: Als ich 2014 mit „what happened last week?“ anfing, wurde ich belächelt, denn Newsletter galten als „old school“. Doch für mich sind sie nach wie vor ein sehr intimer, direkter Zugang zu meinen Leser:innen. Ich empfinde es als großen Vertrauensvorschuss, wenn sie mir ihre E-Mail-Adresse geben. Der Hype um das Medium rührt meiner Meinung nach daher, dass die Menschen ein starkes Bedürfnis nach Kuratierung haben. Alle Medien kämpfen um Aufmerksamkeit, was dazu führt, dass wir in einer schieren Flut von Nachrichten ertrinken. Es ist der Mehrwert meines Newsletters, dass ich mir Gedanken mache, welche Nachrichten für meine Zielgruppe relevant sind. Damit komme ich diesem großen Wunsch nach Einordnung entgegen.