Susanne Klingner: So wird ein Podcast zum Erfolg

Von Lisa Priller-Gebhardt

Susanne Klingner (r.) weiß, wie ein Podcast zum Erfolg wird

Welches Mikrofon verwende ich für einen Podcast? Auf welcher Plattform mache ich meinen Podcast zugänglich? Welches Equipment brauche ich, wie gewinne ich Publikum und wie viel kostet ein Podcast überhaupt? Auf dem Weg zum erfolgreichen Audio-Format reicht eine geniale Content-Idee alleine nicht aus. Das weiß auch Susanne Klingner vom Podcast-Label hauseins. Im Interview gibt sie Tipps und Einblicke, wie ein Podcast-Projekt gelingt.

Susanne, welche Technik nutzt Du für die Produktion Deiner Podcasts?

Susanne Klingner: Ich nutze das Mikro Røde Procaster, das funktioniert ziemlich gut. Für die Audioaufnahmen habe ich mir das Zoom H6 zugelegt. Mit dem kann man vier Spuren gleichzeitig aufnehmen, was praktisch ist, wenn mit mehreren Leuten gesprochen wird. Für die Arbeit zu zweit tut es auch ein USB-Mikro. Das nutzen wir auch für Beiträge, die wir remote erstellen. Die gibt es schon für 100 bis 150 Euro. Das reicht für den Anfang völlig aus und man kann schnell loslegen. Gute Audiorekorder sind deutlich teurer. Dafür muss man zwischen 300 und 600 Euro berappen.

Für einen sauberen Sound, der nicht nach Klinik oder Kathedrale klingt, kann man sich – Achtung, kein Witz! – vor einen offenen und gut gefüllten Kleiderschrank setzen. Ich nutze bei mir daheim die Abstellkammer, die ist 1,60 mal 1,60 Meter groß. An die Zimmerdecke habe ich für einen noch besseren Klang Basotect-Platten geklebt.

Wie findet man gute Themen?

Susanne: Jedes Thema ist ein gutes Thema, wenn man dafür brennt. Ohne Leidenschaft geht’s halt nicht. Bei hauseins machen wir vornehmlich Beiträge rund um Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ich bin in Ostberlin aufgewachsen, war elf Jahre alt, als die Mauer fiel, und anschließend eine sehr politische Jugendliche, das prägt auch meine Arbeit. Ich glaube, wenn die Leute mehr wissen, treffen sie auch andere Entscheidungen.

Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass man sein Publikum auch unterhalten muss. Man darf sich nicht davon abschrecken lassen, dass schon sehr viele gute Inhalte umgesetzt wurden. Ich finde, es gibt immer noch mögliche Varianten, ein Thema noch interessanter umzusetzen. Beispielsweise eine Geschichte mal nicht als Zweiergespräch aufziehen, sondern als Reportage. Das gibt gleich eine ganz andere Tiefe.

„Man sollte alle Social-Media-Kanäle bespielen und dort eine Community aufbauen. Hier empfehlen wir vor allem Instagram. Die Community hilft extrem.“

Wie lange sitzt Ihr an einem 45-Minüter?

Susanne: Für ein Gesprächsformat recherchieren wir im Vorfeld, führen das Interview, machen eine An- und Abmoderation und produzieren vielleicht noch einen akustischen Kasten mit ein paar Fakten. Das dauert dann so zwei Tage. Für die aktuelle Audioreihe „Wir schaffen das! Wie ein Satz Deutschland veränderte“ für FYEO – die Audio-on-Demand-Plattform von ProSiebenSat.1 – erstellen wir pro Folge ein 20-seitiges Manuskript.

Es recherchieren zwei Reporterinnen vor Ort, führen Interviews und klären Rechte. Das dauert dann schon eher gut eine Woche Arbeitszeit.

Wie viel kostet eine Sendung?

Susanne: Das ist ganz unterschiedlich. Ein Reportageformat wie das für FYEO kann man nicht unter 5.000 Euro pro Episode produzieren. Gesprächspodcasts liegen bei rund 1.500 Euro. Anders als in unserer Anfangsphase wissen wir inzwischen, dass wir für die gute Arbeit, die wir abliefern, auch entsprechend was verlangen können. Wir machen keine Dumpingpreise und verkaufen uns nicht unter Wert.

Wie bekommt man mehr Publikum?

Susanne: Man muss ziemlich viel klappern, eigentlich sollte man dafür genauso viel Zeit einsetzen, wie man in die Episode gesteckt hat. Man sollte alle Social-Media-Kanäle bespielen und dort eine Community aufbauen. Hier empfehlen wir vor allem Instagram. Die Community hilft extrem. Sie schickt Themenvorschläge und empfiehlt einen weiter.

Außerdem raten wir dazu, sich mit Podcast-Kolleg:innen zu vernetzen, die in einer ähnlichen Nische unterwegs sind. Einfach Kontakt aufnehmen mit der Bitte um Weiterempfehlung. Die Podcast- Branche ist sehr kollegial eingestellt und unterstützt sich gegenseitig. Ein guter Kniff ist auch, bekannte Podcaster:innen oder Leute mit Reichweite in die Sendung einzuladen. Dieser Multiplikator-Effekt ist von großem Wert.

„Wir senden keine Werbung für Autos, Aktien und Flugreisen. Auch deshalb, weil das Publikum tickt wie wir. Die Kunden können gar nicht so viel bezahlen, wie wir durch die sinkende Wertschätzung und den Imageschaden bei unserem Publikum verlieren würden.“

Was zahlt ihr Euren Mitarbeiter:innen?

Susanne: Ich komme selbst aus dem Tageszeitungsbereich und weiß, wie schlecht dort bezahlt wird. Da wird nicht lange gefackelt, denn es findet sich immer jemand, der es für weniger Geld macht. Deshalb haben Katrin und ich relativ früh festgelegt, dass wir uns an den Honoraren der Öffentlich-Rechtlichen orientieren wollen. Das sind im Schnitt 45 Euro pro Stunde. Unsere Leute machen einen Top-Job und der soll vernünftig bezahlt werden.

Wie kriegt Ihr die Kohle rein?

Susanne: Zum einen über Werbespots, die wir auch selbst sprechen. Das beginnt – je nach Länge – bei 150 Euro Tausend- Kontakt-Preis (TKP). Alles, was sehr weit darunterliegt, lehnen wir ab, außer wir sind von dem Produkt so überzeugt, dass wir es trotzdem machen wollen. Einige Branchen lehnen wir dagegen von Haus aus ab. Wir senden beispielsweise keine Werbung für Autos, Aktien und Flugreisen. Auch deshalb, weil das Publikum tickt wie wir. Die Kunden können gar nicht so viel bezahlen, wie wir durch die sinkende Wertschätzung und den Imageschaden bei unserem Publikum verlieren würden.

Zum anderen finanzieren wir alle unsere Podcasts entweder ganz oder teilweise über Crowdfunding. Die Hörer*innen zahlen auf freiwilliger Basis regelmäßig über Paypal oder per Dauerauftrag.

Kann man mit einem Podcast-Label reich werden?

Susanne: Nein, ja (lacht). Ich habe früher als freie Printjournalistin gearbeitet und ich kann nur sagen: Seit ich Podcasts mache, hat sich mein Einkommen total verbessert. Auch unser Steuerberater ist sehr zufrieden mit uns (lacht wieder). Vor allem im Bereich Beratung kann man gutes Geld verdienen. Aber im Ernst: Es gibt Podcast-Buden, die nehmen deutlich mehr als wir, aber Gewinnmaximierung ist nicht unser Ziel. Wir wollen Produktionen umsetzen, die uns Spaß machen und von denen unsere Mitarbeiter:innen und wir vernünftig leben können.

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