Wissenschaftsjournalismus: 11 Science Heroes aus Bayern, die Du kennen musst
In Podcasts diskutieren Expert:innen die Corona-Pandemie, auf YouTube erzielen Erklärvideos über den Klimawandel Millionen von Klicks und Streaming-Riesen produzieren Dokumentationen über die Verschmutzung der Weltmeere: Wissenschaftsformate sind längst keine Nischenprodukte mehr, sie erleben gerade einen regelrechten Boom. Angesichts der Informationsflut im Netz ist das Bedürfnis nach verlässlichen Informationen groß. Doch wie macht man komplexe Inhalte für eine breite Zielgruppe interessant und zugänglich? Wir haben die besten Beispiele für gelungenen Wissenschaftsjournalismus made in Bavaria gesammelt.
Spannende Themen aus der Wissenschaft in animierten YouTube-Videos auf den Punkt gebracht: Das ist das Konzept des Münchner Unternehmens Kurzgesagt – In a nutshell. Die Erklärvideos in englischer und deutscher Sprache befassen sich mit relevanten Fragen unserer Zeit und ungewöhnlichen Gedankenexperimenten: „Was wäre, wenn wir alle Atombomben gleichzeitig zünden würden?”, „Können schwarze Löcher das Universum löschen?” und „Gentechnik in unserem Essen — Grund zur Panik?” Über 15 Millionen Abonnent:innen folgen dem Kanal von kurzgesagt.
beta stories
Welche Entwicklungen aus Wissenschaft und Technik haben das Zeug, unser Leben zu verändern? Diese Frage stellen sich die Macher:innen der Wissenschaftsdokus beta stories des Bayerischen Rundfunks (BR). Das Streamingformat startete im November 2020 in der ARD-Mediathek, weitere Staffeln sind in Planung. In den 15 bis 25 Minuten langen Dokus werden Themen wie „Anti-Aging — werden wir bald 150 Jahre alt?” und „Xenotransplantation — Schlägt bald ein Schweineherz im Menschen?” leicht verständlich aufbereitet. Die Kurzfilme sind auch auf YouTube verfügbar, damit Zuschauer:innen mitdiskutieren können.
Zum 50. Geburtstag des Nationalparks Bayerischer Wald starteten die Nationalparkverwaltung und der Passauer Hörfunksender UnserRadio den Podcast Wildnis schafft Wissen. Moderatorin Julia Reihofer interviewt in zwölf Folgen Biolog:innen, Forstwissenschaftler:innen und Geoökolog:innen, die ihre Forschung im Nationalpark betreiben. Weil der Podcast vor Ort entsteht, bekommen Hörer:innen auch über die Geräuschkulisse gelebte Wissenschaft auf die Ohren und einen Einblick hinter die Kulissen des Nationalparks. Folge 4 zum Thema „Von Aas und Kadavern” wurde in der Kategorie „Moderation” für den Hörfunkpreis der bayerischen Landeszentrale für neue Medien nominiert.
„Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit”
Droemer Knaur aus München setzt auch in der Verlagsbranche auf den Wissenschaftsboom — mit Erfolg: Das dort im Mai erschienene Buch „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit” von Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim kletterte noch im selben Monat auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste. Die Schöpferin des preisgekrönten YouTube-Kanals Mailab und Moderatorin bei der WDR-Sendung Quarks stellt in ihrem zweiten Buch die großen Streitfragen unserer Gesellschaft wissenschaftlich auf die Probe.
Der Kontext
Komplexe Themen in einen großen Kontext stellen, verschiedene Perspektiven darstellen und Zusammenhänge erklären: das ist die Idee hinter Der Kontext, einem innovativen Format aus München. In umfangreichen, digitalen Wissenslandkarten werden Wissenschaftsthemen wie die Corona-Krise, künstliche Intelligenz und die Energiewende, aber auch Themen aus Gesellschaft und Technik bis ins kleinste Detail beleuchtet. Als Kontextlab bieten die Münchner ihre interaktiven Karten auch anderen Unternehmen an. Wie das aussehen kann, zeigen wir von XPLR!
Planet B
Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge setzt sich für dieses BR-Format jede Woche mit einem Thema über Klimawandel oder Nachhaltigkeit auseinander. Die Erklärvideos sind seit Anfang des Jahres auf YouTube abrufbar und richten sich an eine junge Zielgruppe. Planet B soll nicht nur große Zusammenhänge verständlicher machen, sondern auch Lösungsbeispiele bieten, die im Kampf gegen den Klimawandel nachhaltig helfen können.
Antworten auf das Thema der Wissenschaft, das seit eineinhalb Jahren die ganze Welt beschäftigt, gibt es im Corona-Podcast des Wort & Bild Verlags aus Baierbrunn. Darin sprechen Anja Kopf, Peter Glück und Dr. Dennis Ballwieser, Arzt und Chefredakteur der Apotheken Umschau, über die aktuelle Lage der Coronapandemie und beantworten Fragen der Hörer:innen. Der Podcast Klartext Corona will nicht nur sachlich und gut verständlich aufklären, sondern mit Berichten über positive Entwicklungen optimistisch in die Zukunft blicken.
Science@JMU Podcast der Uni Würzburg
Der Podcast der Julius-Maximilian-Universität Würzburg will ganz nach dem Motto der Uni „Wissenschaft für die Gesellschaft” zugänglich machen und zeigen, woran in Würzburg aktuell geforscht wird. In der Audio-Reihe gibt es englische und deutsche Interviews, aber auch aufgezeichnete Vorlesungen und Podiumsdiskussionen zu hören. Die Themen kommen aus allen Forschungsbereichen der Universität und reichen von „Biodiversität und was die Mücke je für uns getan hat” über „The Shades and Colors of Bilingualism” bis hin zu „Astronomy, Black Holes And Our Place In The Universe”.
Im Podcast der drei Forscher Claus-Christian Carbon, Marius Raab und Niklas Döbler an der Bamberger Otto-Friedrich-Universität dreht sich alles um Psychologie. Jede Woche diskutieren sie zu Themen aus ihrer Forschung, über die sich der Durchschnittsbürger nur selten den Kopf zerbricht: etwa die Faszination von Seltenheit, die Geheimnisse des Gedächtnisses oder den Reiz von „Bares für Rares”. Eine neue Folge der Bamberger Psychokalypse gibt es immer freitags auf Spotify, Deezer und iTunes.
„Mensch Erde! Wir könnten es so schön haben”
Auch beim dtv-Verlag mit Sitz in München sind Wissenschaftsformate hoch im Kurs. Dort erschien im Mai das neue Buch von Eckart von Hirschhausen, in dem der Arzt und Kabarettist die Auswirkungen der großen globalen Krisen auf unsere Gesundheit beschreibt. Die wissenschaftlichen Fragestellungen in „Mensch Erde! Wir könnten es so schön haben” beantwortet Hirschhausen pointiert und schafft es so zum Spiegel-Bestseller Platz 1.
Wer auf unnützes Wissen und Fun Facts steht, ist beim Podcast Entbehrliches genau richtig. Hier steht zwar keine wissenschaftliche Vermittlung knallharter Fakten im Vordergrund, doch die beiden Macher Florian aus Bayreuth und Florian aus Nürnberg schaffen trotzdem ein witziges Wissensformat. Das Prinzip: Alle zwei Wochen stellen sie sich gegenseitig jeweils einen Wikipedia-Artikel vor. Die möglichst skurillen Einträge mit entbehrlichem Wissen bilden zwar nicht unbedingt weiter, bringen aber immer zum Schmunzeln und Staunen.
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