
Foto: Uschkurat/Winkler/Hiller
Foto: Uschkurat/Winkler/Hiller
Im Rahmen des DOK.fests 2025 feiern drei Münchner Filmemacher:innen Premiere: „Cityflow – Loomits München” ist der erste VR-Dokumentarfilm in 16K für die Apple Vision Pro in Europa. Darin gehen Carl Amadeus Hiller, Sheila Uschkurat und Janis Winkler mit dem Street-Art-Künstler Loomit auf Streifzug durch seine Heimatstadt München.
Was passiert, wenn ein legendärer Graffiti-Künstler, drei kreative Filmemacher:innen und modernste XR-Technologie zusammenkommen? Es entsteht ein Film, der nicht nur erzählt, sondern die Zuschauer:innen mitten hineinzieht – in Farbe, Klang und Geschichte. Genau das haben Carl Amadeus Hiller, Sheila Uschkurat und Janis Winkler mit ihrem neuen Projekt geschaffen: ein immersives Porträt über Loomit, eine Ikone der Münchner Street-Art-Szene.
Der Film zeigt Mathias Köhler alias Loomit nicht nur als Künstler, sondern auch als Chronist Münchens. In dem 15-minütigen VR-Dokumentarfilm führt er das Publikum zu Orten, die ihn geprägt haben – vom Hofgarten über den Fußgängertunnel an der Ludwigstraße bis hin zu einer der berühmtesten Kirchen für Kirchenmalerei aus dem 17. Jahrhundert, der Wieskirche, die für den Street-Art-Künstler prägend war. „Das alles sind Orte, die für Loomit eine Bedeutung haben, die er kuratieren durfte oder an denen er selbst als Künstler aktiv war”, erklärt Janis Winkler. Dabei entsteht mehr als ein klassisches Porträt: „Man lernt mit ihm ganz viel über München“, sagt Amadeus Hiller, „es geht um Stadtgeschichte, persönliche Erinnerungen und die Entwicklung der Graffitikultur.“
„VR ist ein totaler Gewinn für diesen Film.
Es ist, als wäre man wirklich mit Loomit unterwegs.“
Sheila Uschkurat
Das Team, das den VR-Film für die Apple Vision Pro umgesetzt hat: Janis Winkler (links), Sheila Uschkurat und Carl Amadeus Hiller. / Foto: privat
Was viele nicht wissen: München gehört zu den Geburtsstätten der europäischen Graffiti- und Street-Art-Szene. Lange bevor Berlin oder Hamburg bekannt für urbane Kunst wurden, bemalten Münchner Künstler bereits 1985 zum ersten Mal in Europa einen kompletten S-Bahn-Zug, den Geltendorfer Zug. Loomit war einer der Pioniere dieser Bewegung, reiste früh in die Welt hinaus, vernetzte sich international und brachte neue Techniken und Einflüsse zurück nach München. „München war absoluter Vorreiter“, erklärt Sheila Uschkurat, „und Loomits Einfluss auf die Stadt ist bis heute sichtbar.“ Auch wenn München oft ein steifes und schnöseliges Image anhaftet – die Street-Art-Kultur lebt: von legalen Graffiti-Flächen, wie die bekanntesten im Schlachthofviertel und in der Kultfabrik, bis hin zu internationalen Projekten, wie dem „Hands Off The Wall-Festival“, das neue kreative Impulse in die Stadt bringen.
Besonders eindrücklich ist die Erzählform des Films: In Virtual Reality steht Loomit direkt vor einem, spricht die Zuschauer:innen an, malt – und man hört die Sprühdose zischen, als wäre man live dabei. „VR ist ein totaler Gewinn für diesen Film“, sagt Sheila Uschkurat. „Es ist, als wäre man wirklich mit ihm unterwegs.“ Für Janis Winkler ist es gerade diese Nähe, die den Unterschied macht: „Man ist für 15 Minuten komplett in seiner Welt.“
Produziert wurde das Projekt innerhalb von nur rund acht Wochen – von der konkreten Idee bis zur Umsetzung. Gedreht wurde an drei Tagen, ergänzt durch aufwändige 3D-Scans. Und: Der Film ist eine technische Premiere. Es ist der erste immersive 16K-Dokumentarfilm in Europa für die Apple Vision Pro.
Neben der eigentlichen VR-Experience bietet das Projekt auch einen sogenannten „Extended Story Park“. Nachdem die Besucher:innen den Film gesehen haben, können sie sich noch mit der VR-Brille auf dem Gelände vor dem Futuro-Pavillion an der Pinakothek der Moderne umsehen und so Orte, die im Film zu sehen waren, virtuell betreten. Begleitet von Loomits Stimme, werden so noch weitere Geschichten über den Künstler und seine Arbeit erfahrbar. „Damit machen wir einen neuen Raum auf, in dem an mehreren Stellen sehenswerte Dinge passieren. Es ist vielleicht ein bisschen mit einem Theaterbesuch vergleichbar“, erklärt Uschkurat. „Jede:r entscheidet selbst, worauf er oder sie den Fokus legt.“
Zu sehen ist der Film erstmals beim DOK.fest München vom 5. bis 18. Mai im Futuro an der Pinakothek der Moderne. Dort ist die Experience neben weiteren VR-Projekten kostenlos für alle Besucher:innen zugänglich – ohne Akkreditierung, einfach mit Slotbuchung auf der Festivalwebsite. Mit dem gebuchten Termin ist automatisch die für die Experience notwendige VR-Brille reserviert. Bereits am 7. Mai geben die Filmemacher:innen erste Einblicke in den Film: Bei dem Panel „Von KI bis XR: Neue technische Erzählformate im Dokumentarfilm”, das XPLR: MEDIA in Bavaria zusammen mit dem Blauer Panther – TV & Streaming Award organisiert, stellen sie das Projekt „Citiyflow – Loomits München“ vor.
„Was der XR HUB Bavaria da auf die Beine stellt, habe ich so noch nirgendwo erlebt. Die Vernetzung, die Möglichkeiten – das ist einzigartig.“
Carl Amadeus Hiller
Wer es nicht zum DOK.fest schafft, bekommt sicher bald eine neue Gelegenheit. Geplant ist, dass das Projekt an verschiedenen Standorten in Deutschland gastieren wird. Eine Version für die Meta Quest-Brillen ist ebenfalls in Planung – dann allerdings ohne den interaktiven Extended Story Park.
Für die drei Filmemacher:innen ist das Projekt auch ein Statement für den Medienstandort Bayern. „Was der XR HUB Bavaria da auf die Beine stellt, habe ich so noch nirgendwo erlebt“, sagt Amadeus Hiller. „Die Vernetzung, die Möglichkeiten – das ist einzigartig.“ Und Pläne für kommende Projekte? „Oktoberfest, die traditionsreiche Bierbrau-Kultur, der FC Bayern – die Ideen rund um Bayern gehen uns nicht aus“, versichert Janis Winkler mit einem Lächeln.
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