Eigentlich ist Lisa Eder Dokumentarfilmerin. Nun hat sie eine AR-Anwendung entwickelt, um ihre Inhalte einer größeren Zielgruppe zugänglich zu machen. / Bild: Florian Voggender
Lisa Eder: Wie eine Regisseurin mit AR den Wald digitalisiert
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ein besonderes Projekt: seit den 1970er-Jahren greift hier kein Mensch mehr in die Ökosphäre ein. Lisa Eders Dokumentarfilm „Der wilde Wald“ zeigt die Konsequenzen. Mit der später veröffentlichten „WiLDNiS AR“-App lässt sich die Waldwildnis auch digital erleben.
Eine Dokumentation, die den Nerv der Zeit traf: Zum 50. Jubiläum des Nationalparks Bayerischer Wald setzte die Passauer Regisseurin Lisa Eder 2021 den 90-minütigen Dokumentarfilm „Der wilde Wald – Natur Natur sein lassen“ um. Zwei Jahre später legte sie nach und brachte eine Augmented-Reality-App heraus, um neue Zielgruppen für das Thema zu sensibilisieren. Der Film war nicht nur in deutschen Kinosälen erfolgreich, sondern sorgte auch auf unzähligen Filmfesten sowie weit über die Landesgrenzen hinaus für positive Resonanz. Und das, obwohl nur wenige Menschen einen persönlichen Bezug zum rund 6.000 Quadratkilometer großen Gebiet haben. „Nicht mal in Bayern kennen alle Menschen den Nationalpark Bayerischer Wald“, sagt Eder.
Dass „Der wilde Wald“ so erfolgreich sein konnte, liegt ihrer Ansicht nach an der Art und Weise, wie sie ihre Botschaft vermittelt. Während Dokumentationen über Klimawandel und Erderwärmung oft negative Zukunftsszenarien beschreiben, hat die Dokumentarfilmerin das Ziel, „entweder Menschen zu porträtieren, die Positives bewirken, oder das Schöne und Hoffnungsvolle zu zeigen“. Das ist auch der Anspruch ihrer AR-Anwendung.
Wildnis trifft AR: Das richtige Format fürs Thema
Zusammen mit Andrea Zimmermann und Rico Reitz hat sie die App „WiLDNiS AR“ entwickelt, die den wilden Wald auf eine andere Art erfahrbar macht. Vorgestellt hat Eder die Augmented-Reality-App, die auch Szenen ihres Films zeigt, im Mai 2023 an der Seite von Digitalministerin Judith Gerlach und Umweltminister Thorsten Glauber aus der bayerischen Staatsregierung. Die App, die auf Android- und iOS-Smartphones und -Tablets läuft, gewährt Einblicke in das Ökosystem Wald – zum Beispiel in die Bruthöhle eines Spechts. Dafür wird in der App die Kamera aktiviert. Dann wächst ein virtueller Baum im Raum heran und die User:innen erleben den Lebensraum des Spechts. Ein junges Mädchen erklärt die ökologischen Prozesse auf einfache Art in einem Video und ergänzt den AR-Content.
WiLDNiS AR gibt Einblicke in sonst versteckte Bereiche des Waldes, wie etwa die Bruthöhle eines Spechts oder das ausgeprägte Wurzelnetz von Pilzen. / Bild: Florian Voggender
Auch im Umweltbildungsbereich wird die App eingesetzt. „Es gibt viele Kinder, die nicht das Glück haben, ein Naturerlebnis in ihrer Nähe erfahren zu können“, sagt Eder. Eigene Erfahrungen seien wichtig, um für das Thema Waldwildnis sensibilisiert zu werden. Ihre App soll einen Beitrag dazu leisten, denn: „Wenn ich meine Umgebung kenne und erfahre, dass sie etwas Positives mit mir macht, setze ich mich auch eher dafür ein.“ Beim Konzept war Eder wichtig, Augmented Reality nicht als Selbstzweck einzusetzen. Es gehe ihr vor allem um das richtige Format für jüngere Zielgruppen: „Wir können uns als Dokumentarfilmer:innen nicht davor verschließen, dass wir im digitalen Zeitalter leben. Für mich war es die Herausforderung, die Inhalte so aufzubereiten, dass sie pädagogisch wertvoll sind und die Form einen echten Mehrwert darstellt.“
Regisseurin will sich mehr multimedialen Projekten widmen
AR eröffnete Eder die Möglichkeit, unterschiedliche Sinne anzusprechen. Die Natur sinnlich zu erleben, sei für das Thema essenziell, findet die Regisseurin, „und besonders das junge Publikum wird vom Klimawandel am meisten betroffen sein.“ Für sie als Dokumentarfilmerin sei der Einsatz von AR auch eine kreative Herausforderung: „Mit Augmented Reality und den neuen digitalen Mitteln bin ich damit konfrontiert, ganz neue Wege zu gehen.“ Als Nächstes möchte sie eine Produktion von Anfang an als multimediales Projekt angehen. „Ich finde es spannend, an einer Idee zu arbeiten, bei der wir von vornherein das Althergebrachte mit digitalen Mitteln klug kombinieren und zeitgleich damit an die Öffentlichkeit gehen können.“
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