
Foto: Beautiful Minds Media
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Schönheit, Luxus und Stil: Darum drehen sich die beiden Printmagazine MADAME und MONSIEUR, die vom Verlag Beautiful Minds Media veröffentlicht werden. Chefredakteurin und Gesellschafterin Petra Winter spricht im Interview darüber, wie sich die Printmagazine angesichts der Digitalisierung bewähren und warum es gerade in Zeiten von Krisen und Kriegen ein Magazin über die schönen Dinge des Lebens braucht.
Frau Winter, das Magazin MADAME steht für „Schönheit, Scharfsinn und Herzenswärme” – was bedeutet für Sie „Schönheit”?
Petra Winter: Für mich ist Schönheit etwas, bei dem man positiv zur Ruhe kommen kann. Etwas, worauf man sich freut, das man gerne anschaut oder gerne liest, zum Beispiel etwas schön Geschriebenes. Schönheit bezieht sich für mich nicht nur auf Optik, sondern auch auf Inhalt. Für uns als Medienmarke spielt das eine wichtige Rolle, denn wir wollen unseren Leser:innen bei MADAME und MONSIEUR eine schöne, entspannte, positive Welt zeigen, die sie bewusst aus dem Alltag heraustransportiert.
Die MADAME gibt es mittlerweile seit 1952. Seit den 50er Jahren hat sich die Rolle der Frau sehr verändert. Inwiefern hat sich die MADAME im Laufe der Zeit verändert?
Winter: Die MADAME ist in puncto Emanzipation und Feminismus immer mit der Zeit gegangen. Sie war schon immer eine Leitfigur für Frauen, war bewusst nicht konservativ und hat Frauen herausgefordert, ihnen mehr zugetraut. Dennoch waren die Geschlechterrollen damals andere als heute. So wie wir Frauen uns in den letzten Jahrzehnten verändert haben, hat auch die MADAME sich weiterentwickelt. Wir sind schließlich eine Zeitschrift von Frauen für Frauen. Das heißt, Feminismus spielt für uns immer implizit eine Rolle. Wir wollen Frauen bestärken, dass sie alles erreichen können, was sie erreichen wollen, dass sie gut sind, wie sie sind, dass kein Mann zum Glück fehlen muss, sondern dass sie auch mit sich allein glücklich sein können. Das machen wir in einem gelassenen Ton. Unsere Leserin ist im Durchschnitt 47 Jahre alt und möchte nicht belehrt oder behelligt werden.
Ratgeberin, Freundin, Trendsetterin – welche Rolle möchte die MADAME ihren Leserinnen gegenüber einnehmen?
Winter: Wir sind weder Ratgeberin noch Freundin, wir sind Inspiration. Wir fordern unsere Leserinnen auf, sich mit Dingen zu beschäftigen, die nicht immer unmittelbar in ihrem Sichtfeld liegen. Wir haben zum Beispiel eine Rubrik mit dem Namen „Kunstkammer”. Darin stellt meine Kollegin, Dr. Simone Herrmann, Künstlerinnen aus der Geschichte vor – Frauen, die Jahrzehnte, manchmal auch Jahrhunderte unterschätzt wurden, bis heute unterschätzt werden. Ihre Werke sind museal, werden aber auf Auktionen noch immer zu deutlich niedrigeren Preisen als die von Männern gehandelt. Ich glaube, dass diese Rubrik für unsere Leserinnen wahnsinnig wertvoll ist, weil sie den Horizont aufmacht und weil man darin neue Dinge lernen kann. Unsere Inhalte sind aber auch eine gewisse Bestätigung unserer Zielgruppe, nämlich der luxusaffinen Frau, die sich gerne mit schönen Dingen belohnt. Wir berichten viel über Haute Couture und Haute Joaillerie, die Dinge, die wir zeigen, sind oft irrsinnig teuer. Für uns ist es aber wichtig, dass wir als Modemagazin nicht rein kommerziell betrachtet werden. Wir wollen viel eher die Kunst und das Handwerk hinter diesen Produkten würdigen. Es geht uns darum, die Wertschätzung für diese Metiers zu fördern.
»Die Konflikte, mit denen wir zu tun haben, sind so groß, dass man sie nicht mehr beeinflussen kann – ob das Kriege sind, die Klimakrise oder Terrorakte. Dadurch hat sich ein Gefühl der Machtlosigkeit verbreitet. Ich glaube, es tut gut, in diesem Moment ein Medium zu haben, das einen genau da rausholt und in eine Welt der Schönheit versetzt.«
Petra Winter
In Zeiten von Krieg und Krisen setzen Sie weiter auf Themen rund um Ästhetik und „nachhaltiger Luxus”. Warum braucht es gerade jetzt ein „Feel good”-Magazin wie die MADAME?
Winter: Viele Menschen fühlen sich überfordert von der Menge an schlechten Nachrichten. Die Konflikte, mit denen wir zu tun haben, sind so groß, dass man sie nicht mehr beeinflussen kann – ob das Kriege sind, die Klimakrise oder Terrorakte. Dadurch hat sich ein Gefühl der Machtlosigkeit verbreitet, es schleicht sich in den Alltag ein, ob man nun will oder nicht. Ich glaube, es tut gut, in diesem Moment ein Medium zu haben, das einen genau da rausholt und in eine Welt der Schönheit versetzt – ganz bewusst nicht im Netz, sondern als Printmagazin. Es wirkt wie eine in sich geschlossene, heile Welt, in der man auf andere Gedanken kommt.
Erwartungen, Interessen und Werte gehen in unserer Gesellschaft immer weiter auseinander, Zielgruppen werden fragmentierter. Wie sehr merken Sie das?
Winter: Eigentlich gar nicht. Wir haben bereits eine sehr spitze Zielgruppe. Wir sind im Luxussegment, die MADAME kostet neun Euro, diejenigen, die uns kaufen, machen das in der Regel ganz bewusst und gehören zu einer bestimmten Gesellschaftsgruppe. Unsere Zielgruppe war so gesehen schon immer ein Fragment. Natürlich gibt es auch innerhalb einer Gruppe verschiedene Einstellungen, aber was unsere Leserinnen eint, ist eine gewisse Intelligenz und eine damit verbundene Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Ich bekomme etwa nie böse Mails, in denen sich Leserinnen darüber beschweren, dass wir schon wieder ein zu teures Collier gezeigt haben. Gleichzeitig möchten wir unsere Leserinnen aber auch bewusst aus ihrer eigenen Bubble herausholen, indem wir diverse Frauenbilder zeigen, Frauen jeden Alters, unterschiedlicher Nationalitäten und Ethnien.
Ihre Zielgruppe sind Frauen ab 40. Haben Sie eine Strategie, mit der Sie auch kommende Generationen erreichen wollen?
Winter: Wir setzen da auf die Mütter, die Töchter haben. Wir hören es sehr oft, dass unsere Leserinnen die MADAME innerhalb der Familie weiterreichen. Unsere Fanbase ist für uns der wichtigste Multiplikator. Um auch Millenials anzusprechen, haben wir zum Beispiel die Rubrik „Mademoiselle” im Magazin. Hier stellen wir junge Frauen vor, die nicht nur für unsere Stammleserschaft interessant sind, sondern in denen sich auch kommende Generationen gespiegelt fühlen.
Die Welt wird immer digitaler und mit ihr auch das Leseverhalten vieler Menschen. Wie sehr haben Sie als Printmagazin daran zu knabbern?
Winter: Wir sind ja nicht nur ein Printmagazin, sondern eine Medienmarke mit Website und allen gängigen Plattformen. Natürlich ist die Konkurrenz im digitalen Raum riesig, ob das nun Google, YouTube, Netflix oder Social Media ist – all diese Plattformen ziehen Aufmerksamkeit an sich und belegen das Zeitbudget unserer Leserinnen. Wir versuchen, die Stärken von Social Media und unserer Website im Hinblick auf unsere Marke im Luxusumfeld zu nutzen. Indem wir viel mit unseren Leserinnen interagieren, lernen wir sie noch besser kennen und können unsere eigenen Produkte und die unserer Kunden noch besser platzieren und adressieren.
In Ihrem Medienhaus erscheint neben der MADAME auch das Pendant für Männer, die MONSIEUR. Wie unterscheidet sich die Redaktionsarbeit der beiden Produkte, mal abgesehen von der Zielgruppe?
Winter: Sie unterscheidet sich eigentlich nicht. Wir machen mit der MONSIEUR explizit ein Männermagazin aus Frauensicht, deswegen müssen wir uns da gar nicht verstellen. Wir haben mit Konstantin Spachis einen männlichen Modechef, der für beide Titel arbeitet, und ein paar mehr männliche Autoren bei der MONSIEUR – bei vielen Themen spielt es aber überhaupt keine Rolle, welches Geschlecht der oder die Autor:in hat. Genau wie in der MADAME geht es auch in der MONSIEUR um Stil, Mode, Schmuck, Kunst und Lifestyle.
Man möchte vermuten, dass vor allem Frauen empfänglich für ästhetische, schöne Dinge und dementsprechend als Zielgruppe leichter zu erschließen sind. Ist das ein Klischee?
Winter: Ja. Auch Männer finden es schön, über die neuesten Uhren, Wintermäntel oder Reiseziele Bescheid zu wissen. Wir richten uns an eine moderne Generation von Männern, die sich dafür interessieren, was Frauen denken, die sich selbst hinterfragen und bereit sind zu lernen. Aber auch hier ist der Tenor, dass wir niemandem etwas vorschreiben möchten, sondern Inspiration für ein schönes und rundum positives Leben bieten wollen.
Sie haben mit MADAME Arabia eine Lizenz im Mittleren Osten. Wie wichtig sind solche Lizenzen, um als Magazin bestehen zu können?
Winter: Die MADAME hat über 70 Jahre lang ganz wunderbar ohne eine Lizenz überlebt. Dass wir nun doch eine Lizenz vergeben haben, ist der Verbindung zu einer erfolgreichen arabischen Verlegerin geschuldet, Asma Al Fahim. Ein perfect Match! Sie hat uns davon überzeugt, dass unsere Marke genau das ist, was auf dem so jungen Luxusmarkt fehlt – der bzw. die Durchschnittseinwohner:in der Emirate ist 31 Jahre alt. Wir machen MADAME dort – auch mit allen digitalen Kanälen – auf englisch und adressieren damit die gebildeten Einheimischen sowie die Expat-Community.
Welche Erlösquellen neben Abonnements und Magazinverkäufen haben für Sie an Bedeutung gewonnen?
Winter: Events sind ein ganz großes Thema geworden. Während Corona war das Business natürlich tot, aber danach explodierte der Markt. Für uns ist das wichtig, weil es ein rentables Geschäftsmodell ist – und unsere Partner machen das gerne mit uns, weil sie wissen, dass wir eine Klientel erreichen, die für sie wichtig ist, und sie dadurch neue Zielgruppen erschließen können. Das Konzept funktioniert sehr gut, die Resonanzen sind immer positiv.
Mit welcher Strategie möchte Beautiful Minds Media in die Zukunft gehen? Winter: Wir glauben, dass wir inhaltlich einen guten Job für unsere Zielgruppe machen und thematisch gut aufgestellt sind. Woran wir aber verstärkt arbeiten, ist das 360°-Markenerlebnis. Das Heft ist ein Teil davon, es gehören aber auch andere Aktivitäten dazu, wie eben Events. In diesem Zuge wollen wir auch unsere Leser:innen noch besser kennenlernen, um ihnen bessere Angebote machen zu können. Wir wollen deren Vertrauen und das unserer Kunden stärken. Auf unseren Veranstaltungen treffe ich regelmäßig auf unsere Zielgruppe und freue mich immer darüber, wie viel Begeisterung und Wertschätzung mir entgegengebracht wird. Das ist doch das schönste „Kapital“!
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