Conan Furlong: Was Sportstreamer von Creator:innen lernen können

Conan Furlong ist einer der erfolgreichsten deutschen Sport-Creator auf TikTok. Sein Content, in dem er fundierte Analysen mit Community-Engagement verbindet, kommt gut an. Im Interview erklärt er, wie er seine Zielgruppe erreicht, was Streamingplattformen von Content Creator:innen wie ihm lernen können und warum Creator:innen oft näher an den Fans sind als Sender.

24.07.2025 4 Min. Lesezeit

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Conan, was funktioniert deiner Meinung nach gut im aktuellen Streamingangebot und was könnte noch besser werden? Welche Entwicklungen beobachtest du?

Conan Furlong: Das Angebot ist riesig, das ist gut. Aber: Die Fragmentierung ist zu extrem. Viele haben keinen Zugang zu Spielen, weil sie nicht fünf Abos bezahlen wollen. Ich merke das auf Twitch – da schauen mir viele zu, weil sie selbst keinen Stream haben. Gleichzeitig beobachten wir, dass Creator:innen immer wichtiger werden – aber noch nicht systematisch eingebunden sind. Da liegt viel Potenzial.

Gen Z und Gen alpha erreichen Streamingplattforme mit Interaktion

 

Was können Plattformen wie DAZN, Sky und Co. von Creator:innen wie dir lernen? Wo siehst du Lücken bei der Zielgruppenansprache?

Conan: Die Sender wollen junge Zielgruppen – aber sprechen sie nicht an. Personal, Sprache, Formate sind oft zu elitär und zu oldschool. Mein Ansatz: Authentizität, direkter Austausch, eine junge Sprache. Vor allem aber Interaktivität – das ist der Schlüssel. Plattformen müssten ihre Zuschauer:innen viel mehr einbinden. Ein gutes Beispiel ist Twitch: Dort reagiert der Streamer live auf den Chat. Das findet im normalen TV oder auch bei den Streaming-Diensten einfach nicht statt. DAZN geht mit der FanZone schon einen richtigen Schritt – in dem Chat können Zuschauer:innen kommentieren und das wird auch viel genutzt. Aber auch der wird nicht aktiv in die Sendung eingebunden. Da geht viel Potenzial verloren.

Wo liegt das größte Potenzial für Zusammenarbeit?

Conan: Bei echter Zuschauer:innenbeteiligung. Die Generation U25 ist es gewohnt, mitzumachen – bei YouTube, TikTok, Twitch. Wenn Streamingdienste dieses Prinzip ignorieren, verlieren sie an Relevanz. Sie müssen die Community ernst nehmen: gute Beiträge sichtbar machen, Kommentare einbinden, Feedback ermöglichen. Die Zuschauer:innen müssen das Gefühl haben, dass sie durch respektvolle und inhaltlich gute Beiträge Teil des Ganzen werden können. So kann eine starke Markenbindung entstehen. Für mich sähe ein Best Case folgendermaßen aus: In einem durchlaufenden Stream treffen Redakteur:innen eine Vorauswahl von Zuschauer:innen-Beiträgen. Diese werden dann live von Moderator:innen aufgegriffen und eingeordnet.

Die Generation U25 ist es gewohnt, mitzumachen – bei YouTube, TikTok, Twitch. Wenn Streamingdienste dieses Prinzip ignorieren, verlieren sie an Relevanz.

Foto: Mataracan

Conan FurlongFußball-Influencer

Welche Formate fehlen dir im Sportstreaming noch – was würdest du gerne entwickeln?

Conan: Es fehlen Formate, die Creator:innen, Journalismus und TV wirklich verzahnen. Meine Vision: Ein Spiel wird begleitet von einem Creator, der sofort Social-Media-Inhalte produziert, direkt aus dem Stadion. Der Sender stellt die Bühne, der Creator bringt Reichweite und Interaktion. Beispielsweise wird ein Interview mit einem Trainer sofort nach dem Gespräch in einem Social Media Video verarbeitet für die persönlichen Kanäle, meinetwegen auch für die Kanäle des Senders. Der Social Media Content wird dann damit gefüttert, was der Journalist und Creator gleichzeitig im Stadion erlebt ha-
ben. Diese Verbindung ist für mich die Zukunft.

Du hast selbst einmal bei Sport1 und damit bei einem Sportstreaming-Dienst gearbeitet. Warum hast du dich dazu entschlossen, eigenständig Content zu Sport zu machen?

Conan: Sender schränken Einzelpersonen stark ein und das macht sie oft unnahbar. Deswegen sind Creator:innen auch so stark im Streaming-Bereich, weil sie dort authentisch sein können. Creator:innen dürfen experimentieren und sich direkt an die Community wenden. Die Sender haben noch nicht verstanden oder trauen sich nicht, diese Freiheit an Menschen zu übertragen, auch weil Entscheider:innen oft nicht aus der digitalen Szene kommen. Ich habe mich für die Selbstständigkeit entschieden – heute kann ich beides: als Journalist für Sender arbeiten und Creator bleiben.

Community-Management: Der Mix aus Emotionalität und journalistischen Grundlagen macht's

 

Was begeistert deine Community an deinen Sportinhalten besonders? Gibt es Formate, Themen oder Plattformen, die besonders gut funktionieren?

Conan: Meine Community schätzt vor allem die Fachkompetenz. Auf TikTok dominieren oft übertriebene Hot Takes – ich setze dagegen auf faktenbasierte, differenzierte Analysen. Auch wenn ich emotional bin, bleibt die journalistische Einordnung für mich zentral. Besonders beliebt ist mein Format „Wie bewerten wir?“, bei dem ich direkt auf Kommentare aus der Community reagiere.

Über den Autor/die Autorin

Manon Harenberg

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