Von AI bis XR: Fünf Learnings vom Festival der Zukunft
Vier Tage voller Talks, Kunst und Innovation: Die 1E9 Denkfabrik hat auch dieses Jahr das Festival der Zukunft ins Forum des Deutschen Museums gebracht. Mit Input zu Themen rund um AI, XR, Nachhaltigkeit und Health zeichneten Fachleute sowie Publikum ein innovatives Bild von der Tech- und Medienzukunft. Entertainment und interaktive Performances waren genauso Teil des Programms wie 20 verschiedene XR-Ausstellungen und produktive Workshops. Hier kommen die fünf wichtigsten Learnings für die Medienbranche:
1) Mehr Aktion, weniger Reaktion: Wir müssen AI mehr für uns nutzen
„The Next Frontier of Artificial Intelligence: Can Europe Keep Up?“ lautet der Titel eines Panels, bei dem Björn Ommer (LMU), Unternehmerin Nicole Büttner und Reinhard Heckel (TUM) zusammen mit Moderator Fritz Espenlaub über Europas KI-Zukunft diskutierten. Die zentrale Frage: Schafft es Europa, mit den großen AI-Firmen in USA und China mitzuhalten? Die Speaker:innen zeigten sich vorsichtig optimistisch: „Es gibt eine große Lücke zwischen USA und Europa – wir können es schaffen, aufzuholen, aber leicht wird es nicht“, stellt Gründerin Nicole Büttner klar. Und sie sagt: Wenn Europa das schaffen wolle, müssen wir mehr agieren statt reagieren. „Wir müssen diese technologische Entwicklung willkommen heißen, sie für uns nutzen.“ Dafür sei es notwendig, nicht nur AI-Models aus den USA zu adoptieren, sondern selbst innovativ zu werden – und genau diese Haltung fehle in Europa bislang noch allzu oft.
2) Unsere Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer als die eines Goldfisches
Seit dem Jahr 2000 ist unsere durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne um rund ein Drittel geschrumpft – sie liegt inzwischen unter den neun Sekunden eines Goldfisches. Björn Ommer, Professor an der LMU München, erklärte in seiner Keynote, woran das liegt: Digitale Reize, endlose Feeds und Push-Notifications machten es immer schwerer, fokussiert zu bleiben. Die Entwicklung von AI, die uns mit einer Unmenge an Informationen versorgt, verstärke diesen Effekt noch. Und: „Unsere Meinung ist leicht zu manipulieren – das macht es uns schwer, kritisch zu entscheiden.“ Für Medien- und Tech-Schaffende bedeutet das: Inhalte müssen sofort Relevanz signalisieren, klar strukturiert sein und echten Mehrwert bieten. Gleichzeitig gilt es, KI mit Verantwortung zu nutzen. „Wir müssen uns fragen: Wollen wir die Technologie kontrollieren oder wollen wir, dass sie uns kontrolliert?“
3) Die Needs ändern sich: Es müssen neue digitale Räume entstehen
Wie wollen Nutzer:innen in der digitalen Welt agieren? Wie können Medienunternehmen darauf reagieren? Sprich: Wie können digitale Räume in Zukunft neu gedacht werden? Um diese Fragen drehte sich das Panel „Von Community Notes bis konstruktiven Journalismus: Digitale Öffentlichkeit – aber besser“. Alexander Sängerlaub von future eins stellte fest: „Nie zuvor waren die Menschen so desinfomiert wie jetzt. Die schiere Menge an Informationen sorgt für Überforderung – und der Journalismus ist mehr Teil des Problems als die Lösung.“ Sein Appell: Journalistische Medien müssten wieder lernen, Menschen in ihrer Lebensrealität zu begegnen und sie mit konstruktiven Konzepten abzuholen. Krischan Lehmann von 1E9 ergänzte: „Man muss mehr Interaktivität schaffen: Menschen wollen das Gefühl haben, Teil eines Ganzen zu sein und einen gewissen Impact zu haben.“
4) München gehört zu den innovativsten Medienstandorten weltweit
Den Kickoff für den zweiten Festivaltag gab der bayerische Digitalminister Fabian Mehring – und erklärte München in seiner Rede zu einem der innovativsten Medienstandorte weltweit. Hintergrund ist der vor kurzem veröffentlichte Global Tech Ecosystem Index 2025, der München auf Platz 17 der Top-Technologiezentren auf der Welt setzte. Unter den Top 20 landeten nur vier europäische Städte, München ist die einzige Stadt aus Deutschland. „Wir haben großartige Forschungseinrichtungen, tolle Unternehmen und Veranstaltungen.“ Gleichzeitig plädierte er für mehr Innovationsgeist und Mut zur Veränderung: „Wenn wir ein neues Wirtschaftswunder haben wollen, muss es ein KI-Wirtschaftswunder sein. Wir müssen uns auf den Fahrersitz wagen und selbst innovativ werden, statt uns von US- und chinesischen Entwicklungen abhängig zu machen.“
5) XR ist mehr als eine Spielerei – und kann echte Begegnungen schaffen
Mit 20 Exponaten war die XR-Austellung „München Beyond“ die größte XR-Ausstellung, die es auf dem Festival der Zukunft je gab. Leiterin des XR Hub Bayern, Silke Schmidt, moderierte zudem das Panel „Future Stages: XR as a Medium for Collective Experience“. Größtes Learning für Medienunternehmen: XR ist mehr als eine nischige Spielerei. Die Technologie kann echte Begegnungen schaffen und Emotionen auslösen. „XR hat das Potenzial, dass wir echte, gemeinsame Momente erleben – egal, wo wir uns befinden", sagte Tina Lorenz vom Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Um ein größeres Publikum zu erreichen, müssten Kreative, Entwickler:innen und Expert:innen lernen, zu vermitteln und die Technologie für alle zu erklären, sagte Ilja Mirsky vom Münchner Residenztheater. Unverzichtbar dafür: Veranstaltungen wie das Festival der Zukunft, wo Menschen Immersive Experiences ausprobieren und für sich entdecken können.
Bannerbild: Czerny












