Serienstandort Bayern – mit lokalen Produktionen zum Erfolg

Von Benedikt Frank

Wer sich noch an „Meister Eder und sein Pumuckl“ oder „Kir Royal“ erinnert, weiß, dass Fernsehserien in Bayern eine lange Tradition haben. Nun ist es aber auch schon rund 30 Jahre her, dass diese Titel ausgestrahlt wurden. Wie steht es heute um bayerische Serien, im Zeitalter des Streaming?

Lokale Geschichten können auch international gut ankommen. An „Hindafing“ sicherte sich Netflix die Streamingrechte. Die Satire über die bayerische Lokalpolitik soll Ende November 2019 in eine zweite Staffel gehen. Die erste Staffel spielt zwischen Ingolstadt und tschechischer Grenze und wurde unter anderem in Olching gedreht. Das US-Fernsehen arbeitet an einem amerikanischen Remake. Hinter dieser Erfolgsserie steht die Münchner Produktionsfirma Neuesuper.

Szene aus "Hindafing". Foto: BR, Neuesuper Produktions GmbH, Günther Reisp

Auch für die Serie „8 Tage“ ist Neuesuper verantwortlich. „8 Tage“ spielt zwar aus dramaturgischen Gründen größtenteils in Berlin. Ein Komet rast auf Europa zu und in der Hauptstadt kann man gut erzählen, was die Politik bei einer solchen Katastrophe tun würde. Die Serie ist aber eine bayerische Produktion: Der Sender Sky, für den sie entstanden ist, sitzt in Unterföhring, die verantwortliche Produktionsfirma Neuesuper im Münchner Stadtteil Sendling.

Endzeitszenarien in der Serie „8 Tage“. Foto: Sky/Neuesuper Produktions GmbH, Stephan Rabold

Wer internationale Serienproduktionen möglichst bald nach ihrem Start auch hierzulande sehen will, kommt an Pay-TV und Streamingplattformen nicht vorbei. Viele HBO-Serien wie etwa „Westworld“ bringt Sky Atlantic nach Deutschland. Durch den Sender TNT Serie kam ursprünglich „Game of Thrones“ nach Deutschland und FOX Channel zeigt die BBC-Produktion „Doctor Who“. Die preisgekrönte Hulu-Serie „The Handmaid’s Tale“ feiert bei Tele 5 Free-TV-Premiere. All diese Sender sitzen in Bayern. Doch mittlerweile werden exzellente Serien nicht mehr nur importiert, sondern die bayerische Produktionslandschaft spielt auch eine tragende Rolle.

Von Premiumserien bis Daily Soaps – das Portfolio ist groß

Die Serienversion von „Das Boot“, „Babylon Berlin“, „Chernobyl“ und der Alpenkrimi „Der Pass“ waren große deutsche Premieren und von Sky koproduziert. Wie schon Wolfgang Petersens Vorlage aus dem Jahr 1981 entstand „Das Boot“ als Serie auch unter Beteiligung der altehrwürdigen Bavaria Film GmbH. Die klaustrophobische Originalkulisse kann man in der Bavaria Filmstadt in Grünwald besichtigen. Eine Serie mit so hohem Produktionsaufwand ist nur ein Teil des vielfältigen Bavaria-Programms. Sie produziert auch beliebte Free-TV-Serien, etwa die Telenovela „Sturm der Liebe“ und „Die Rosenheim Cops“. Im Bereich der Daily Soaps mischen weitere regionale Produktionsfirmen mit. Für „Um Himmels Willen“ und „Die Bergretter“ ist die neue deutsche Filmgesellschaft aus Unterföhring verantwortlich. Die Constantin Television GmbH aus München produziert die wahrscheinlich bayerischste aller Serien: „Dahoam is Dahoam“. Der Bayerische Rundfunk zeigt sie im Vorabendprogramm.

All diese Serien machen sich die Landschaft der Region zunutze. Von den Münchner Studios sind vielseitige und malerische Kulissen schnell zu erreichen. Ein großer Plupunkt für die bayerische Serienproduktion.

Auch die Streamingriesen kaufen bayerische Serien

Suchen die großen Pay-TV-Sender und Streamingdienste nach neuen Produktionen, ist nicht das Bergidyll entscheidend, sondern die Expertise. Es gilt, aufwändige Produktionen zu stemmen und durch mitunter radikale Geschichten ein Publikum zu begeistern. Münchner Produktionsfirmen haben für die internationalen Video-on-Demand-Anbieter den Einstieg in deutsche Serien geschaffen. Amazons erste deutsche Serie „You are wanted“, in der Matthias Schweighöfer Hacker jagt, ist eine Koproduktion von Pantaleon Films. Die erste deutschsprachige Netflix-Serie „Dark“, ein Mystery-Thriller mit Zeitreise-Plot, stammt von Wiedemann & Berg. Seit September laufen die Dreharbeiten zu „Tribes of Europa“, ihrer nächsten Produktion für den Streamingriesen. „4 Blocks“ (TNT) und „Der Pass“ (Sky) produzierte ebenfalls die Firma von Quirin Berg und Max Wiedemann. Wie die drei Gründer der Neuesuper, Simon Amberger, Korbinian Dufter und Rafael Parente, haben die beiden das Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) absolviert. Seit 2017 hat die HFF mit dem Autoren und Produzenten Tac Romey einen eigenen Professor für serielles Erzählen. An Nachwuchs unter den bayerischen Serienmachern sollte es also nicht mangeln.

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