Was versteht man bei Focus Online unter konstruktiven Inhalten?
Festl: Ein journalistischer Inhalt gilt als konstruktiv, wenn er über die reine Berichterstattung hinausgeht und Perspektiven aufzeigt. Er erweitert die Nachricht, indem er eine Lösung für einzelne und die Gesellschaft anbietet oder zumindest andeutet.
Erschreckende neue Zahlen zum Klimawandel werden also nicht nur als Katastrophe vermeldet?
Festl: Negative Nachrichten rund ums Weltklima berichten wir natürlich, weil das die Realität ist. Aber wir erweitern den Blick auf die Chancen und Lösungen, die wir jetzt brauchen. Bei News stellt sich für uns viel stärker die Frage, wie wir sie machen, und weniger, ob wir sie machen. Unsere Nachrichten sollen zum einen verlässlich sein, zum anderen relevant, in einem dritten Schritt aber auch konstruktiv. Dazu zählt die Grundhaltung im Umgang mit Themen: Gehe ich schon pessimistisch ran? Will ich das Haar in der Suppe finden? Oder glaube ich daran, dass es positiv wirkende Menschen und gut funktionierende Systeme in unserer Gesellschaft gibt, über die zu wenig berichtet wird?
Wie verträgt sich diese Grundhaltung mit dem Ziel, möglichst viele Unique User zu erreichen?
Festl: Ich glaube nicht, dass der Satz „Good News are Bad News“ eine immerwährende Gültigkeit hat. Wir haben das bei Facebook gesehen, wo in einem freien Spiel der Kräfte über lange Zeit viele Bad News in den Vordergrund gerückt wurden. Irgendwann gab es eine Gegenreaktion bei den Menschen, denen all das zu negativ war. Deswegen zahlt eine Fokussierung auf eine positive Grundhaltung zu 100 Prozent auf unsere Reichweitenziele ein.