Guy Fränkel und Rock Antenne: Es kommt aufs Brand-Management an

Von Juan Esteban Naupari

Guy Fränkel wird auf den Radiodays über die bayerische Radiobranche sprechen. / Foto: Rock Antenne

Guy Fränkel trägt den Spitznamen „Rockboss” zurecht. Er ist Geschäftsführer und Programmchef bei Rock Antenne und Radiomacher aus Leidenschaft. Bevor er am 26. März mit Audio-Experte Lukas Schöne vom MedienNetzwerk Bayern bei den Radiodays Europe in Prag über die bayerische Radiobranche diskutiert, haben wir ihn zum Interview gebeten. Was das Erfolgsgeheimnis von Rock Antenne ist, wie die zukünftigen Pläne aussehen und was Guy an seiner Arbeit mit der Mediaschool Bayern schätzt, verrät er im Gespräch.

Guy, Rock Antenne verzeichnete in der MA Audio II 2022 insgesamt gut 2,5 Millionen Hörer:innen täglich und meldete Anfang 2023 auch in Österreich eine Tagesreichweite von 53.000 Hörer:innen. Wie erreicht ihr dieses stetige Hörer-Wachstum?

Guy Fränkel: Das Geheimnis dahinter ist ein sehr stringentes Brand-Management. Wir wissen, wer wir sind. Das ist bei uns natürlich durch den Namen schon sehr klar definiert. Wir haben gelernt, uns auf die Themen, die die Zielgruppe interessieren, zu konzentrieren. Also nicht mehr so wie früher, als man gesagt hat, dass man als Radiosender mit dem Gießkannenprinzip alle mitnehmen möchte, sondern wir fokussieren, wir fragen uns immer wieder: Was will genau diese Zielgruppe? Und da bleiben wir am Ball.

In Österreich seid ihr seit Dezember 2022 nicht nur über DAB+, sondern auch via UKW empfangbar und habt in Wien ein komplett neues Team aufgebaut. Was hat euch dazu bewogen, den Expansionsschritt zu wagen?

Guy: Das ging 2016 oder 2017 los. Da haben wir festgestellt, dass wir einen wahnsinnig großen Zuspruch von Rockfans aus Österreich haben und als sich uns die Möglichkeit geboten hat, sich an dem nationalen DAB+-Projekt zu beteiligen, haben wir das mit Partnern gemacht, die auch schon in Österreich aktiv waren. Wir haben gesehen, dass da eine gewisse Markenbekanntheit ist, auf die wir aufbauen können. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, uns noch größer aufzustellen und haben sechs tolle Kolleginnen und Kollegen gefunden, die jetzt unter der Leitung von Station Managerin Niki Fuchs den Sender vor Ort aufbauen.

Guy Fränkel: Rock Antenne profitiert von Promi-Formaten

 

Bayern hat mit Rock Antenne Bayern ein eigenes DAB+-Programmangebot. Welche Bedeutung haben regionale Programme für euch und eure nationale DAB+-Strategie?

Guy: Unser Hauptgeschäft ist die Musik und die ist sowohl national als auch regional gleich: Ein AC/DC-Konzert ist in Hamburg, in München oder in Österreich überall ausverkauft. Aber dann sind wir wieder bei der Zielgruppenansprache. Da hilft es natürlich schon, wenn man sagen kann, dass Bayern unser Ursprungsland und unsere tragende Säule ist und dass wir da deshalb nochmal fokussieren wollen. Genau das können wir jetzt durch Rock Antenne Bayern machen. Wir haben zum Beispiel eine Medienkooperation mit dem TSV 1860, die wir nur in Bayern und nicht bundesweit ausspielen.

Triff uns in Prag!

Du bist auch auf den Radiodays Europe in Prag? Dann komm zu unserem Get-together am 26. März ab 19:00 Uhr und triff die bayerische Audio- und Radio-Community! Das Highlight ist der Talk mit Guy Fränkel zum Thema „Radio rocks – Insights from the Bavarian Audio industry”. Alle Infos und die kostenlose Anmeldung findest du hier.

Euer Programm zeichnet sich durch eine Vielzahl an Shows, wie z. B. den Dauerbrenner „Tuff Stuff” und Specials mit Promi-Hosts wie Doro, Falk-Maria Schlegel oder Alex Wesselsky aus. Wie sehr tragen diese Formate zu eurem Erfolg bei und lohnen sie sich auch auf Dauer noch in Zeiten von allgegenwärtigen Podcasts, Streaming-Angeboten und Co.?

Guy: Kooperationen mit Promi-Hosts sind für uns super. Da sind wir wieder bei dem Thema: Was will eigentlich meine Zielgruppe und was passt zu meiner Brand? Es ist für die Fans toll zu sehen, dass Rock Antenne auch für Künstler eine Relevanz hat. Viele Künstler haben ein richtiges Community-Denken und gehen bei ihrer Show auf die Fans ein. Ihnen richten wir E-Mail-Adressen ein, dort können die Hörer für die nächste Show eine Frage stellen oder sich einen Song wünschen. Im Herbst kommt ein tolles Projekt mit einem unserer Rockstars, aber mehr verrate ich noch nicht. Auch für uns ist Influencer Marketing ein Thema und genau das ist die erste Stufe davon: Wir haben Hosts, die haben eine Fanbase, die im Falle von Doro oder Billy Talent international ist, und diese Bekanntheit können wir als Sender für uns nutzen.

„Es ist wichtig zu schauen, wie junge Radiomacher denken und wie sie mit Themen umgehen, damit man nach all den Jahren nicht betriebsblind wird.”

 

Du bist nebenbei auch Vorsitzender des Programmausschusses der Mediaschool Bayern. Mit Rock Antenne Young Stars bietet ihr jungen Talenten der Mediaschool einmal pro Woche Raum für eine eigene Sendung. Was bedeutet dir diese Kooperation persönlich und aus Sender-Perspektive?

Guy: Ich glaube, ich kann beide Perspektiven zusammenführen: Ich bin Radio-Mann aus Leidenschaft und ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man junge Leute weiter fürs Radio begeistern kann. Das macht die Mediaschool wunderbar und da gibt es immer wieder tolle Talente. Wir haben einige Teammitglieder aus der Mediaschool rekrutiert und mittlerweile auch weitervermittelt. Die gehen ihren Weg und daher ist es für mich persönlich eine ganz wichtige und schöne Kooperation. Es ist außerdem wichtig, auch mal zu schauen, wie junge Radiomacher denken und wie sie mit Themen umgehen, damit man nach all den Jahren nicht betriebsblind wird. Als Sender ist es für uns top, diese Perspektive zu bekommen und mit diesen jungen Menschen zusammenzuarbeiten.

Rock Antenne setzt 2023 auf Reichweiten- Ausbau

 

Wie würdest du die Situation allgemein einschätzen, macht die bayerische Radio-Branche genug für den Nachwuchs?

Guy: Ich habe nicht so den Vergleich mit anderen Bundesländern, aber ich habe aus meiner Arbeit im Programmausschuss und aus der Gesellschafter-Position der Mediaschool den Eindruck, dass das schon wirklich toll ist, was Bayern macht. Wir haben die Standorte in Nürnberg und München, die beide technisch auf dem Laufenden gehalten werden und bei beiden investiert man in Programmangebote, sodass diese auch wirklich junge Radiomacher anziehen. Ich denke, das ist ausreichend, aber als Macher weiß ich auch: Ein bisschen mehr geht immer. Dennoch bin ich überzeugt, dass das eine super Ausgangsbasis ist und die Vernetzung mit der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, mit den Sendern und mit den Gesellschaftern auf einem sehr guten Niveau ist.

„Es gibt einen Grund, wieso sich viele nationale Medien in Bayern ansiedeln.”

 

Wo siehst du aktuell die besonderen Stärken der bayerischen Radiobranche?

Guy: Wir sind in einem interessanten Bundesland. Hier passiert viel, hier gibt es viel Kultur, viel Sport, viel Politik. Die bayerische Radiobranche ist teilweise sehr kleinteilig, aber es geht auch bis zum landesweiten Rundfunk. Wenn wir wieder auf die Ausbildungsmöglichkeiten schauen, ist das eine Stärke von Bayern. Man fängt in der Mediaschool an, geht in Richtung Lokalradio und dann später ins landesweite Radio. Daneben haben wir mit den MEDIENTAGEN MÜNCHEN und den Lokalrundfunktagen ein tolles Messe- und Weiterbildungsangebot und auch die BLM bietet Weiterbildungen an. Es gibt schon einen Grund, wieso sich viele nationale Medien in Bayern ansiedeln. Auch die Offenheit und die Unterstützung vonseiten der Politik für die Medien ist sehr groß.

Wie sehen eure weiteren Pläne in diesem Jahr für Rock Antenne aus?

Guy: In diesem Jahr heißt es Reichweitenausbau auf allen Kanälen. Wir haben viele tolle neue Projekte gestartet: Wir haben eine schöne Reichweitenentwicklung in Österreich im Radiotest gehabt, die wollen wir auf jeden Fall fortsetzen, auch am UKW-Standort Wien. Wir wollen uns außerdem daran machen, bundesweit und in Bayern weiter zu wachsen und dann haben wir auch noch das Thema Zürich, wo wir aktuell das nationale Programm über DAB+ senden, da ist noch ganz viel Luft nach oben. Das sind die drei Projekte, auf die wir uns in diesem Jahr fokussieren werden.

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