
Ein Visual aus Ronit Wolfs Kinderbuch, generiert mit Midjourney.
Ein Visual aus Ronit Wolfs Kinderbuch, generiert mit Midjourney.
Ronit Wolf stattete ihr Kinderbuch „Subo der Blumendrache“ mit KI-generierten Bildern aus, obwohl sie es per Hand hätte machen können: Wolf ist selbst Designerin und Illustratorin. Dem technologischen Fortschritt begegnet sie mit Neugier – diese Haltung wünscht sie sich auch von anderen.
Frau Wolf, Sie haben sich durch das Illustrieren Ihres Kinderbuchs intensiv mit künstlicher Intelligenz auseinandergesetzt. Was haben Sie dabei gelernt?
Das größte Learning ist für mich, dass noch immer ich die Eingabe vornehme. Ich programmiere die KI nach meinen persönlichen Vorstellungen. Ich drücke die Knöpfchen und gebe die Prompts ein. Es ist ein Tool und Partner in crime, um an meine Ergebnisse zu kommen. Mir hat es einen unglaublichen kreativen Boost gegeben und ich konnte für meine eigenen Werke neue Ausdrucksmöglichkeiten finden. Wenn man eine künstlerische Transformation mit einem eingespielten Team durchmacht, dem man vertraut, ist das ähnlich. Diese neuen Möglichkeiten waren wichtig, denn für mein Kinderbuch wollte ich etwas Besonderes, ich wollte ein Kinderbuch, das sich die Kids selbst kaufen wollen – einfach, weil es irre und bunt ist. Kinder haben noch nicht dieses kategorielle Denken, was gerade in und out oder richtig und falsch ist – sie entscheiden nach Gefühl und nicht nach der Werbewirtschaft.
»Allein dass Menschen, die weder malen noch zeichnen oder storyboarden können, plötzlich ihre Ideen visualisieren, ist großartig.«
Ronit Wolf / Foto: Michael Förtsch
Wie steht es um das Thema Urheberrecht in Bezug auf Ihre KI-generierten Illustrationen? Haben Sie Angst, dass Ihr Werk kopiert wird?
Nein, davor habe ich keine Angst. Ich lebe seit elf Jahren in München und wurde schon oft kopiert; nicht zuletzt durch das Science & Fiction Festival. Ich habe das Festival fast eine Dekade hier in München veranstaltet und sehe nun ähnliche Formate überall in der Stadt verteilt. Als Künstler:in lernt man ja von anderen Künstler:innen und lässt sich von ihnen inspirieren. Wenn ich an meine eigene Studienzeit zurückdenke, da hat man zum Beispiel auch Werke von Egon Schiele oder Oskar Kokoschka kopiert. Wie heißt es so schön: „Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung.“
Manche Menschen haben sogar Angst vor KI. Kann Ihre Arbeit helfen, ihnen das Thema näherzubringen?
Mein Buch ist ein kleiner Beitrag, Kinder dafür zu sensibilisieren, dass es möglich ist, Gutes mit KI zu kreieren. Ich arbeite in der Kunstvermittlung mit jungen Menschen zusammen und sehe eigentlich immer, dass Vorurteile und Angst nur aus der Erwachsenenwelt heraus geschürt werden. Neugier und Interesse zu wecken dagegen sollte eine Aufgabe sein, der man sich stetig im Leben stellt. Das macht den Umgang mit KI einfacher.
„Kunst wirkt – im besten Fall – inspirierend und aufklärend in die Gesellschaft hinein“, haben Sie einmal gesagt. Können das KI-generierte Bilder Ihrer Ansicht nach leisten?
Das machen sie schon: Selten habe ich so viele Leute Bilder kreieren sehen wie jetzt. Allein dass Menschen, die weder malen noch zeichnen oder storyboarden können, plötzlich ihre Ideen visualisieren, ist großartig. Da kommt neue Inspiration aus unterschiedlichen Milieus, die man ohne generative KI nie gesehen hätte. Meines Erachtens geht Aufklärung auch immer mit einer Competition einher. Weil die Leute besser werden wollen, interessieren sie sich dafür, wie etwas gemacht wurde.
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