Ruben Schulze-Fröhlich: Podcasts als Erfolgsrezept

Sandro Schroeder

Ruben-Schulze-Fröhlich ist Mitgründer der Audio- und Podcast-Agentur Wake Word Studios.
Foto: Wake Word

Er hat die Erfolgsgeschichte von Podcasts nicht nur von Anfang an begleitet, sondern auch selbst mitgeschrieben: Ruben Schulze-Fröhlich brennt schon seit 2005 für das Format und ist Mitgründer der Audio-Agentur Wake Word. Im Interview spricht er über die Entstehung des preisgekrönten Podcasts „11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß“, welche Entwicklungen auf die Branche zukommen und wie man seine Leidenschaft zum Beruf macht.

Ruben, wie bist du zu Podcasts gekommen?

Ruben Schulze-Fröhlich: Podcasts höre ich seit 2005. Damals gab es den Podcast „Schlaflos in München” von Annik Rubens und auch Tim Pritlove hatte angefangen zu podcasten. Zur der Zeit habe ich Medien und Kommunikation in Augsburg studiert. Ab da war ich ein riesiger Podcast-Fan und wollte unbedingt auch selbst einen Podcast starten. Dann bin ich zu Antenne Bayern gekommen und 2017 war ich an „Dunkle Heimat” und dem Podcastlabel lautgut des Radiosenders beteiligt. Aber ich habe gemerkt: Wenn ich meiner großen Leidenschaft folgen will, muss ich etwas Eigenes machen. Und so ist Wake Word Studios entstanden. Aus dem Hobby ist eine Leidenschaft und dann ein Beruf geworden. Früher wurde ich ausgelacht, wenn ich gesagt habe, ‚Podcasts sind das nächste große Ding’. Es hat sich aber bewahrheitet.

Was war der Moment, an dem ihr euch für das Gründen von Wake Word Studios entschieden habt?

Schulze-Fröhlich: Das war keine leichte Entscheidung. Sven Rühlicke war damals Digitalchef bei Antenne Bayern, ich war in seinem Team. Man verlässt den sicheren Hafen und folgt seiner Leidenschaft. Wir sind bei Wake Word Studios mit zwei Themen gestartet: Podcasting und Voice. Der Podcast-Bereich ist wesentlich stärker gewachsen, sodass wir jetzt ungefähr eine 80:20-Gewichtung zwischen Podcasts und Technologie haben. Ende 2020 ist Axel Springer mit einem Investment bei uns eingestiegen, mitten in der Corona-Zeit. Wir konnten damit weiter wachsen und inzwischen sind wir zwanzig Leute.

Viele Podcast-Unternehmen sind so wie ihr in der Pandemie weiter gewachsen. Gab es bei euch einen Moment, in dem das Tempo anzog?

Schulze-Fröhlich: Ein Beschleunigungsmoment waren für uns die Produktionen für FYEO. Ich finde es immer noch wahnsinnig schade, dass die Plattform nur so kurz existiert hat. Nach außen war vielleicht der Podcast-Preis für „11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß“ unser sichtbarster Moment. Für mich selbst sind schöne Momente eher die Rückmeldungen auf Social Media, wenn ein Podcast von uns gestartet ist und wir merken: Es gibt Menschen, die das toll finden. Unsere Projekte sind ziemlich zeitintensiv. Manchmal vergehen zwischen sechs und zwölf Monate bis die erste Folge erscheint. Du arbeitest vor dich hin, in deinem stillen Kämmerlein, du kannst noch keine Rechnung schreiben, fragst dich, ob Leute deine Arbeit gut finden. Um dann kommt auf einmal positives Feedback, sobald die ersten Folgen erscheinen, und so schöne Rückmeldungen wie: „Der Podcast hat mir durch eine schwere Zeit geholfen”. Oder wenn man erfährt, dass Jürgen Klinsmann unseren Podcast hört. Das zeigt, dass unser Weg der Richtige ist.

Ruben Schulze-Fröhlich: „Jede Folge ging durch zwei Fakten-Checks“

 

An „11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß“ habt ihr sehr lange gearbeitet, oder?

Schulze-Fröhlich: Max-Jacob Ost kannte ich schon lange und 2018 hatten wir die Idee, einen großen Fußball-Podcast zu machen. Über FC Bayern als erfolgreichsten Verein und über Uli Hoeneß, da wir ihn so interessant fanden. Aber wir wollten die Geschichte anders erzählen, und nicht nur für Bayern-Fans. Mit zwei Handlungssträngen: das Leben von Uli Hoeneß und das Leben von Max. Das haben wir gepitcht und den Zuschlag von Audio Alliance bekommen.

Bei dem Projekt haben wir uns dann eigentlich völlig verrannt. Ursprünglich standen elf Folgen à 45 Minuten, die im 14-Tage-Rhythmus erscheinen sollten, zur Debatte. Am Ende sind es 17 Folgen geworden, teils drei Stunden lang, mit wochenlangen Pausen dazwischen. Aber der Podcast hat sich langsam zum Hit entwickelt. Ab Folge sieben oder acht waren wir dann in den Charts und Leute haben uns auf den Podcast angesprochen. Wir haben dadurch gemerkt, dass selbst so ein dokumentarisches Format ein lebendes Objekt ist, das sich auch ändern darf, wenn es passt.

»Früher wurde ich ausgelacht, wenn ich gesagt habe, ‚Podcasts sind das nächste große Ding’. Es hat sich aber bewahrheitet.«

Ruben Schulze-Fröhlich, Wake Word Studios

Wie habt ihr das Mammutprojekt gestemmt?

Schulze-Fröhlich: Die Basis für jedes Projekt bei uns ist immer ein Exposé mit einer sehr klaren Vision, was wir mit dem Podcast machen wollen. Mitte 2019 ging dann die Arbeit los. Wir haben die Dramaturgie geplant: Jede Episode widmet sich einem Zeitraum im Leben von Hoeneß, es gibt ein Über-Thema und jeweils einen Konflikt in beiden Handlungssträngen. Dann ging es an die Recherche: Wir mussten alles über Uli Hoeneß sammeln. Dafür hatten wir ein Onlineforen-System genutzt, weil man das gut durchsuchen kann und die Ergebnisse übersichtlicher zu strukturieren sind.

Wir haben wirklich alles gesammelt, für wirklich jedes Jahr. Jeder Artikel, jedes Spiel, jeder Auftritt, jedes Video. Das waren viele Tage Videomaterial und Aufnahmen von Länderspielen, die wir besorgt, transkribiert und durchsuchbar gemacht haben. Alle Podcast-Folgen gingen dann durch zwei Fakten-Checks, einmal journalistisch bei Gruner + Jahr und dann noch medienrechtlich, da wir bis zum Schluss nicht wussten, wie Uli Hoeneß auf unseren Podcast reagieren wird. Schließlich hat er uns aber sogar ein Interview für den Podcast gegeben.

Podcasts: Neue Geschäftsmodelle, Vermarktung wird relevanter

 

Dein Blick in die Glaskugel: Was glaubst du, wohin werden sich Podcasts entwickeln?

Schulze-Fröhlich: Es ist gerade eine spannende Zeit. Neue Geschäftsmodelle entstehen, die Vermarktung wird relevanter. Daily-Podcasts werden immer wichtiger für alle, die es auf Reichweite abgesehen haben. Denn man fährt beispielsweise besser mit sieben Folgen pro Woche mit je 1.000 Downloads als mit einer Folge pro Woche mit 5.000 Downloads. Zudem wird es eine starke Spezialisierungen bei Podcast-Firmen geben, beispielsweise Suchmaschinenoptimierung für Podcasts oder eine Agentur, die nur Interviewpartner:innen für Podcasts vermittelt. Noch mehr Plattformen und Player werden sich auftun, die sich wahrscheinlich eher auf Storytelling- und Doku-Formate konzentrieren werden. Und was mich selbst umtreibt: Wir wollen unsere Firma so divers wie möglich aufstellen. Auch, weil es für das Feedback und das Endergebnis gut ist, wenn ein diverses Team an Podcasts arbeitet. Da haben wir noch viel zu tun, als Branche.

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