Foto: Jan-Pieter Fuhr
Staatstheater Augsburg: Tina Lorenz zu KI-gestützten Arbeitsweisen
Beim Staatstheater Augsburg und seiner Digitalsparte halten KI-gestützte Inszenierungen schon Einzug. Tina Lorenz, Leiterin des Digitaltheaters, erzählt, wie sie KI einsetzt.
Wie wirken sich die aktuellen technologischen Trends auf den Kulturbereich aus?
KI ist heute das große Thema. Der Hype um Blockchain und NFTs hat dagegen abgenommen. Die Herangehensweise, wie mit Technologie im Betrieb gearbeitet wird, hat sich geändert: So sind Angebote wie Livestreams, die wir in den letzten Jahren erschaffen haben, kein bloßes Pandemiephänomen geblieben und sind heute immer noch gefragt. Dazu kommt, dass viele Kulturbetriebe sich auch inhaltlich mit technologischen Entwicklungen auseinandersetzen. Und zwar nicht, weil es hip ist, sondern weil es wirklich ein gesellschaftliches Thema ist.
Stichwort KI – wie gehen das Staatstheater Augsburg und das Digitaltheater mit KI um?
Zum einen ganz utilitaristisch. Wir nutzen KI als Tool in unserem Betrieb – zum Beispiel beim Kürzen von allen möglichen Textarten. Aber wir gehen damit auch künstlerisch um, weil wir der Meinung sind: Um überhaupt in der Lage zu sein, Kritik zu äußern, müssen wir uns damit sehr genau auseinandersetzen. Das haben wir zum Beispiel beim Brechtfestival gemacht. Wir hatten den Brecht-Bot, eine auf Bertolt Brecht getrimmte KI auf Basis von GPT-3, mit dem wir gemeinsam Theaterstücke geschrieben haben. Die Resonanz war sehr positiv und es war ein Riesenspaß.
Wo liegen die Chancen von KI für Ihr Theater und allgemein für das Theater?
Vor allem in Verwaltungsprozessen des Betriebs sowie bei der Besucher:innen-Forschung. Hier wird noch so viel manuell erledigt. Mit KI kann ich effizienter arbeiten und meine Besucher:innen und ihre Vorlieben besser kennenlernen. Der Einsatz kann auch künstlerische Arbeitsabläufe erleichtern: Die KI nimmt Aufgaben ab und betreibt so Mitarbeiter:innen-Fürsorge. So entlastet man zum Beispiel Dramaturg:innen, die so mehr Zeit für die Textbearbeitung bekommen.
Und wo sehen sie Risiken?
Am Theater gibt es nicht so viele Risiken, aber eines darf nicht passieren: Die menschliche Kuration darf nicht unter die Räder kommen. Eine KI als Large Language Model braucht immer Prompts, muss immer begleitet werden und braucht immer menschliche Kuration.
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