Foto: Daniel Delang
Wort & Bild Verlag: Aufbruch in die digitale Zukunft
So gut wie jede:r kennt die „Apotheken Umschau" – dass der Wort & Bild Verlag dahintersteckt, wissen nur Branchenkenner:innen. Einen tieferen Einblick in die Verlagsgruppe verschafft ein Gespräch mit Geschäftsführer Andreas Arntzen, der mit Optimismus und Technologieoffenheit nicht nur Zielgruppen, sondern auch MItarbeitende im Blick hat.
Herr Arntzen, im März 2016 sind Sie bei Wort & Bild als CEO eingestiegen, Sie verantworten alle Geschäftsbereiche. Wie hat sich die Verlagsgruppe seitdem entwickelt?
Andreas Arntzen: Da gibt es zwei Perioden. In meinen ersten dreieinhalb Jahren ging es ums Kennenlernen, Vertrauenaufbauen, Strukturenoptimieren und das primäre Agieren im Kerngeschäft. Wir konnten in diesen Bereichen so viele Erfolge verzeichnen, dass wir als Management das Vertrauen ausgesprochen bekamen, weitere Schritte in die Wege zu leiten: zu diversifizieren, zu digitalisieren und anorganisch zu wachsen. Das hat die letzten vier Jahre geprägt und daran halten wir weiterhin fest.
Wie sah dieses anorganische Wachstum aus und warum war das notwendig?
Arntzen: In den ersten 64 Jahren seiner Existenz hat das Unternehmen kein einziges Investment getätigt. Man hat sich zu hundert Prozent auf die Publikationen konzentriert. Das war auch der richtige Kanal, um gesundheitsrelevante Informationen an die Verbraucher:innen zu transportieren. Nur hat sich in der Zwischenzeit die Welt verändert, insbesondere durch die Digitalisierung. Dem haben wir in den letzten vier Jahren durch über dreißig Investments und Eigengründungen Rechnung getragen.
Der Verlag hat sich breiter aufgestellt. Ist das für alle Medienunternehmen wichtig, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Arntzen: Wir wollen ein wachsendes Unternehmen sein. Jeder Organismus, der nicht wächst, stirbt irgendwann. Allein aus dem klassischen Printgeschäft heraus ist das schwierig, deswegen diversifizieren wir.
Jedes Investment und jede Eigengründung sollte für sich selbst wirtschaftlich tragend sein
Indem Sie in andere Unternehmen investieren.
Arntzen: Ja, aber wir sind dabei kein Finanzinvestor. Wir investieren nur dort, wo wir der Meinung sind, einen strategischen Mehrwert bieten zu können. Wenn wir in Startups investieren, wollen wir mit ihnen gemeinsam etwas Neues aufbauen. Da geht es auch darum, dem Markt zu zeigen, wie wir denken, was unsere Kultur ist und wie wir die Zukunft sehen. Wir bieten unsere Leistungen an, lassen aber auch Freiraum. Ich denke, wir haben dabei einen guten Ton und Umgang mit jungen Unternehmen gefunden.
Ergänzen sich die Expertisen der Unternehmen?
Arntzen: Unsere goldene Regel lautet, dass jedes Investment, jede Beteiligung und jede Eigengründung für sich selbst wirtschaftlich tragend sein sollte. Das Wort „sollte“ ist wichtig, weil besonders junge Firmen Zeit brauchen. Dafür stellen wir gemeinsam einen Businessplan auf. Wenn wir Synergien innerhalb unseres Portfolios nutzen können, umso besser. Das ist aber kein zwangsläufiges Kriterium für ein Investment.
Sie haben auch die Digitalisierung des Wort & Bild Verlags vorangetrieben. Was war Ihr Ansatz?
Arntzen: Wir digitalisieren nicht um der Digitalisierung willen. Wir nutzen den technologischen Fortschritt, um die Bedürfnisse von Kund:innen besser befriedigen zu können. Wir setzen uns permanent damit auseinander, welche Möglichkeiten wir haben, um das, was wir gestern gut gemacht haben, morgen noch besser zu machen. Wir schauen auf neue Entwicklungen und denken übergreifend: von Service über Leistungen bis hin zu medialen Inhalten.
»Wir setzen alles daran, in Deutschland der Leuchtturm für seriöse und evidenzbasierte Gesundheitsrelevante Informationen zu sein.«
Andreas Arntzen
Foto: Daniel Delang
Welche Strategie verfolgen Sie mit Blick auf neue Technologien?
Arntzen: Wir haben da eine klare Sichtweise, in der drei Begriffe eine große Rolle spielen: Neugierde, positives Denken und Partnerschaften. Zum Beispiel beim Thema künstliche Intelligenz. Zuerst muss man sich damit auseinandersetzen, die Augen öffnen und ausprobieren. Dann lassen sich Chancen erkennen und ein positiver Umgang entwickeln. Trotzdem birgt jeder Wandel auch Risiken. Die aktuelle Dynamik ist nicht nur schnell, sondern auch enorm komplex. Deswegen braucht es Partnerschaften. Wir gehen mit Partnern aus anderen Branchen in den Austausch und überlegen, wie man den Wandel noch besser greifen und für sich nutzen kann. Das ist unsere Grundhaltung, die wir zum Beispiel bei diversen Events mit Leben füllen. Wir laden externe Gäste ein, weil wir offen sind und uns gerne mit anderen darüber austauschen, wie sich Märkte verändern. Dazu motivieren wir auch jede:n einzelne:n Mitarbeiter:in, neugierig zu sein, nach links und rechts zu schauen und sich mit Veränderungen auseinanderzusetzen.
Im digitalen Raum haben es Medienmarken zunehmend schwer, zwischen Social-Media-Inhalten und KI-Ergebnissen eigene Inhalte prominent zu platzieren. Wie gehen Sie damit um?
Arntzen: Wir sehen eine wirklich gefährliche Inflation von unseriösem Gesundheitscontent. Für uns gibt es bei Gesundheitsinformationen eine Null-Fehler-Toleranz, das leben wir seit 68 Jahren. Wir haben wissenschaftliche Beiräte, die äußerst gewissenhaft und genau Fakten prüfen. Wir lehnen jährlich Anzeigenumsätze im siebenstelligen Bereich ab, weil der wissenschaftliche Beirat sagt, die Anzeige eines Kunden sei nicht ganz sauber formuliert. Wir setzen alles daran, in Deutschland der Leuchtturm für seriöse und evidenzbasierte gesundheits- relevante Informationen zu sein. Dabei ist unser Ziel, nicht nur belastbare, empirisch fundierte Informationen zu liefern. Das Ziel einer Information muss sein, dass der oder die Empfänger:in diese Information bestmöglich versteht und für sich nutzen kann. Deswegen stellen wir für die meisten unserer Inhalte die Informationen auch zusätzlich in Leichter Sprache zur Verfügung. Wir können mit dem, was wir tun, Menschenleben retten. Das motiviert auch unsere Mitarbeitenden. Wir sind in den letzten acht Jahren deutlich gewachsen, gleichzeitig haben wir alle unsere Führungskräfte gehalten. Das funktioniert, weil wir spannende Aufgaben bieten. Weil wir dem permanenten Fortschritt mit einem klaren Blick auf die Bedürfnisse der Leser:innen gerecht werden.
Mit der „Apotheken Umschau“ haben Sie eine Institution, wenn es um Gesundheitsinformationen geht. Was ist entscheidend, damit Ihre Marke diese Aufmerksamkeit behält?
Arntzen: Man muss sich immer wieder neu erfinden. So wie wir mit dem ganzen Verlag am Puls der Zeit bleiben, gilt das auch für die „Apotheken Umschau“: Wir setzen uns mit dem gesellschaftlichen Wandel auseinander. Zum Beispiel beschäftigte man sich früher mit dem Thema Gesundheit nur, wenn man krank war. Das Thema Prävention spielt heute eine viel größere Rolle. Auch Tabuthemen haben wir als Rubrik „Keine Tabus!“ im Heft, da geht es um Themen wie Verhütung, Hämorrhoiden oder Inkontinenz, das hätte man vor 20 Jahren so nicht gebracht.
Was hat sich geändert, dass diese vormals privaten Themen heute im Magazin stattfinden?
Arntzen: Die Welt ist transparenter geworden. Auch das hängt unter anderem mit der Digitalisierung zusammen. Heute können alle über alles berichten. Dieser Transparenz müssen wir gerecht werden. Dabei ist es auch wichtig, eine Meinung zu im Netz kursierenden Trends zu äußern, die teilweise falsch und im Gesundheitsbereich gefährlich sein können. Damit zeigen wir in dieser inflationären Vielfalt an Content im Gesundheitsbereich: Wir haben garantiert seriöse Informationen.
Der Vorteil von Print: Es bietet latent Suchenden einen Mehrwert
Steht für diese Meinung die „Apotheken Umschau“ als Marke oder positionieren Sie Ihre Redakteur:innen als Expert:innen?
Arntzen: Die „Apotheken Umschau“ ist eine starke Marke, der Leser:innen vertrauen. Wir haben eine fast neunzigprozentige Markenbekanntheit (86,2 %). Die Leute suchen beispielsweise nach einem Symptom, finden einen Eintrag der „Apotheken Umschau“ und entscheiden sich zuerst für unseren Artikel. Diese Marke wird gleichzeitig mehr und mehr geprägt durch die dahinterstehenden Köpfe. Die Redakteur:innen werden immer mehr zur Marke. Damit zeigen wir Transparenz. Es ist aber keine Pflicht für Redakteur:innen, zu einer Marke zu werden. Es geht vor allem darum, die individuellen Kompetenzen bestmöglich einzusetzen und zu fördern. Eine Person ist zum Beispiel eher eine introvertierte Edelfeder, schreibt tolle Texte, will aber nicht in der Öffentlichkeit agieren. Die andere ist extrovertiert und liebt es, auf der Bühne zu stehen. Für beide Charaktereigenschaften finden wir Möglichkeiten, damit sich die Mitarbeitenden entfalten können, und geben ihnen maximalen Entwicklungsspielraum. Auch das verstehen wir als unsere Aufgabe.
Welche Perspektive sehen Sie für das Printmagazin?
Arntzen: Wir erleben natürlich den strukturellen Wandel hin zu digitalen Angeboten. Ich schätze Print aber sehr, weil es auch latent Suchenden viel Mehrwert gibt. Das bedeutet: Bei einer konkreten Frage sucht man online nach einer Antwort oder geht zu Ärzt:innen. Da wartet niemand auf die nächste Titelgeschichte zu dem individuellen Problem. Wer aber generell interessiert ist, entdeckt in der „Apotheken Umschau“ immer Informationen, die man spannend findet und die die eigene Gesundheitskompetenz erhöhen. Das ist unser Leistungsversprechen und das halten wir – mit Erfolg: Die durchschnittliche Lesezeit der „Apotheken Umschau“ beträgt neunzig Minuten. Das spricht für sich!
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