BR Next goes Twitch: Bildungsauftrag im Gaming-Livestream

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Wissensvermittler auf einer Live-Gaming-Plattform – kann das funktionieren? Das Team von BR Next wollte es wissen und organisierte ein historisches Live-Rollenspiel auf Twitch. Innovationsmanager Tim Pfeilschifter berichtet, welche Learnings er mit in die nächste Auflage nimmt und ob er Potenzial für die Medienbranche sieht.

04.05.2022 3 Min. Lesezeit

Die Livestream-Plattform Twitch gehört zu den großen Gewinnern der Corona-Krise. Die User-Zahlen gingen gleich in den ersten Pandemiemonaten steil durch die Decke. Besonders junge Menschen tummeln sich in dem Gaming-Netzwerk, das mittlerweile die Tür für neue Formate und Akteure aufgestoßen hat. Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat die Potenziale der Szene erkannt. BR Next, die Innovationseinheit des Bayerischen Rundfunks, hat das mit einem Pilotprojekt im September 2021 gezeigt. Ein Auftakt, mit dem das Team mehr als zufrieden ist und der viele Learnings für die nächste Auflage im Sommer 2022 liefert.

Viele Öffentlich-Rechtliche beschäftigen sich noch relativ wenig mit dem Medium Videospiele, dabei wird diese Unterhaltungsform potenziell immer wichtiger.

Tim Pfeilschifter

BR Next: Twitch Zielgruppe hat wenig Verbindung zum Öffentlich-Rechtlichen

Unter dem Namen „Pen [&] Paper – das Turnier” tauchten vier Spieler:innen und eine Spielleiterin bei einem Improvisations-Rollenspiel in eine Erzählung rund um eine mittelalterliche Adelsfamilie aus Landshut ein. „Wir wollten nicht nur ein reines Unterhaltungsformat machen, sondern auch einen weiteren öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen und ein Bildungsthema aufnehmen. So kamen wir relativ schnell auf historische Themen”, sagt Tim Pfeilschifter, der als Innovationsmanager bei BR Next das Projekt konzipiert und organisiert hat. Das Thema Gaming liegt bei dem Team schon lange auf dem Tisch. „Viele Öffentlich-Rechtliche beschäftigen sich noch relativ wenig mit dem Medium Videospiele, dabei wird diese Unterhaltungsform potenziell immer wichtiger.“

Mit dem interaktiven Gaming-Format wollten Pfeilschifter und seine Kolleg:innen eine Zielgruppe zwischen 14 und 34 Jahren ansprechen, die sich genau in diesem Unterhaltungs-Milieu bewegt. „Twitch erreicht viele junge Menschen, die sich für Gaming interessieren und tendenziell wenig Verbindung zum Bayerischen Rundfunk und zum Öffentlich-Rechtlichen haben.”

Mit der Pilotausgabe des BR Next Streams ist ihnen das gelungen. Der vierstündige Auftakt-Stream verzeichnete im Schnitt 4.500 Livezuschauende und insgesamt 210.000 Liveaufrufe. Ein Signal, das das Team von BR Next auch an andere Medienunternehmen weitergibt: „Wenn man etwas mit Gaming zu tun hat, sollte man sich mit der Plattform auseinandersetzen”, sagt Pfeilschifter.

Twitch für Medienhäuser: Klappt der Einstieg nur über Gaming?

„Twitch kommuniziert oft, dass es sein Portfolio diversifizieren will.” Noch rät der Innovationsmanager allerdings zu Zurückhaltung. „Ich wäre da vorsichtig, ob das Erfolg hat. Gerade sieht man, dass besonders die Gaming-Themen gut funktionieren. Talk-Show-Themen funktionieren auch noch, aber meistens nur, wenn sie von Leuten gemacht werden, die vorher im Gaming-Bereich waren.”

Auch deshalb will BR Next den Zugang zur Zielgruppe und Plattform weiterhin über das Thema Gaming suchen. Auf Basis der letzten Erfahrungen plant das Team für Mitte 2022 ein Nachfolgeprojekt: größer, interaktiver und qualitativ noch hochwertiger soll es werden, und ein anderes historisches Thema in Bayern behandeln.

Was müssen Medienhäuser beim Streamen auf Twitch beachten?

Tim Pfeilschifter über die wichtigsten Learnings aus dem BR-Projekt „Pen [&] Paper – das Turnier”:

Über den Autor/die Autorin

Nina Brandtner

Nina beschäftigt sich als Teamlead von XPLR: MEDIA in Bavaria intensiv mit dem Medienstandort und berichtet regelmäßig über innovative Medienprojekte aus Bayern. Davor studierte sie European Studies in Passau, absolvierte ein Stipendium beim Institut für Journalistenausbildung der Passauer Neue Presse und arbeitete drei Jahre in Paris als Online-Redakteurin.

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