Konstanze Beyer von RTLZWEI: Wie real ist Reality-TV?

Eine Zeit lang stand Reality-TV stark in der Kritik. Welches Image hat das Genre heute? Ein Interview mit Konstanze Beyer, Programmdirektorin bei RTLZWEI für den Bereich Factual [&] Doku.

26.06.2025 2 Min. Lesezeit

Wie hat sich Reality-TV aus Ihrer Sicht verändert?

Konstanze Beyer: Im Prinzip begann alles mit den Talkshows der 90er, in denen plötzlich das Leben normaler Menschen zum Thema wurde. Aber der Startschuss für das, was wir heute unter Reality-TV verstehen, kam von RTLZWEI mit „Big Brother“. Plötzlich war es möglich, die realen Erlebnisse von Menschen live zu verfolgen – jenseits von Nachrichten, Shows oder Sport. Über die Jahre hat sich das Genre ausdifferenziert in eine riesige Vielfalt an Spielarten. Gleichzeitig hat der lange bestimmende Grundton der Grenzüberschreitung, des Tabubruchs an Bedeutung verloren. Auch Reality ist heute achtsam, ohne langweilig zu sein.  

Wie definieren Sie Reality-TV bei RTLZWEI?

Beyer: Wir verstehen Reality-TV als einen Spiegel der Gesellschaft. Es kann Eskapismus sein, Entertainment oder Information. Wir wollen das Leben in allen Facetten abbilden.

Das tun Sie auch in Ihren Sozial-Dokus wie „Hartz und herzlich“. Wie wichtig ist Transparenz in diesem Genre?

Beyer: Transparenz ist grundlegend für Sozial-Dokus. Das Publikum muss sich darauf verlassen können, dass es echte Geschichten sieht und keine inszenierte Wirklichkeit. Da wir die Protagonistinnen und Protagonisten über viele Jahre begleiten, erleben wir alle Höhen und Tiefen des Lebens. Das spüren die Zuschauerinnen und Zuschauer, vor allem wenn sie vergleichbare Situationen erlebt haben und die Emotionen nachempfinden. Das macht diese Sendungen so stark.

Als wie glaubwürdig empfinden Ihre Zuschauer:innen Sozial-Dokus?

Beyer: Das Publikum ist kritischer geworden und hinterfragt stärker, was es sieht, und das zu Recht. Gleichzeitig gibt es eine große Sehnsucht nach Authentizität – umso mehr im Hinblick auf die Möglichkeit KI-generierter Inhalte. Die Herausforderung liegt darin, diesen Balanceakt zu meistern: echte, unverfälschte Geschichten zu erzählen und dabei klarzumachen, wo schlicht dokumentiert und wo dramaturgisch verdichtet wird.

Bannerbild: RTL2/Kathrin Kraus

newsletter

Du willst mehr zu Medieninnovationen am Standort wissen?

Bleib auf dem Laufenden mit aktuellen Artikeln und Event-Tipps direkt per E-Mail.