Moving Adventures Medien: Filmtouren, die alle zu Helden machen
Die Moving Adventures Medien spricht mit ihren Filmtouren – European Outdoor Film Tour, International Ocean Film Tour oder der Bike Film Tour – die Outdoor-Community und alle, die die Natur und das Draußensein lieben an. Bei moderierten Live-Events zeigt der Veranstalter seit mittlerweile 25 Jahren Kurzfilme und Dokumentationen rund um das Thema Natur, Ozean, Extremsport und Abenteuer. Im Interview erzählt Geschäftsführer Joachim Hellinger, wie sich die Filmbranche verändert hat und warum KI in seinen Filmen und den Live-Events bewusst nicht zum Einsatz kommt.
Die Moving Adventures Medien organisiert Filmtouren rund um das Thema Outdoor. Warum fasziniert dieses Thema euch und euer Publikum?
Joachim Hellinger: Outdoor ist mehr denn je eine Alternative zu unserem Alltag, der immer schneller und von digitalen Medien bestimmt wird. Draußen finden wir Authentizität und leben für kurze Zeit einen alternativen Lebensentwurf. Man kann sich selbst überwinden und Gemeinschaft erleben. Das Medium Film eignet sich hervorragend dafür, genau dieses Gefühl zu vermitteln. Mit unseren Filmen inspirieren wir die Menschen, geben Denkanstöße und bewegen unsere Zuschauer:innen dazu, auch selbst aktiv zu werden, zum Beispiel morgens mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren oder wandern zu gehen.
Smartphone-Kameras und Drohnen eröffnen Filmemacher:innen neue Möglichkeiten
Die Moving Adventures Medien GmbH wurde 2001 gegründet – was hat sich seitdem verändert?
Hellinger: Die erste Tour hatte bereits 16 Stationen deutschlandweit. Anfangs haben wir noch Poster an die Wände gekleistert und Handzettel verteilt. Seitdem sind wir immer mehr organisch gewachsen. Wir haben früh die Sozialen Medien für uns genutzt, zunächst Facebook, heute die gesamte Klaviatur der Kommunikation.
Auch die Filmproduktion an sich hat sich verändert, ist viel digitaler geworden. Die Kameras sind viel kleiner und leichter – heute kann man mit einem iPhone kinotaugliche Bilder erzeugen. Filmemacher:innen sind dadurch viel unabhängiger und können näher am Geschehen sein: viel höher in der Luft, viel tiefer im Meer, viel weiter im Dschungel. Mit Drohnen bekommt man heute Shots, für die man früher einen Helikopter gebraucht hätte. Für uns Filmemacher:innen eröffnen sich unglaubliche Möglichkeiten, aber es stellen sich auch Herausforderungen. Denn nicht nur wir können diese Technologien verwenden, jeder kann es. Wir müssen also herausfinden: Wo liegt der Wert, die Story? Welches Material eignet sich wirklich für einen professionellen Film?
Mittlerweile organisiert ihr eure Live-Events in 13 europäischen Ländern. Was macht die Filmtouren so erfolgreich?
Hellinger: Unser Konzept war von Anfang an, Menschen zusammenzubringen. „Outdoor“ war bei unseren ersten Veranstaltungen vor etwa 25 Jahren noch ein recht vager Begriff. Es gab zwar die Natur- und Sportbegeisterten, aber die waren sehr in Gruppen segmentiert – es gab die Alpinisten, die Kajakfahrer:innen, die Mountainbiker:innen. Sie haben sich selbst nicht als Teil einer großen Outdoor-Gruppe gesehen. Mittlerweile ist das anders: Outdoor ist in den vergangenen Jahren zu einem Lifestyle herangewachsen. Heute sprechen wir mit unseren Events eine viel größere, homogenere Zielgruppe an, weil sich die verschiedenen Sportler:innen einander zugehörig fühlen. Als Filmemacher:innen und Veranstalter wollen wir diese Community in erster Linie unterhalten. Wir weisen aber auch auf Themen wie Natur- und Meeresschutz hin und wollen bewusst ein Statement setzen.
Was zeichnet euer Publikum aus?
Hellinger: Unsere Touren werden im Jahr von bis zu 400.000 Zuschauer:innen ganz unterschiedlicher Generationen besucht, und es werden stetig mehr. Das sind dichte Communities, die untereinander viel im Austausch sind und einen regen Kontakt zu uns pflegen – das erleben wir vor allem auf Social Media oder in unserem Kundenservice. Unsere Community zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich wirklich von unseren Filmen und Themen begeistern und inspirieren lassen. Einmal haben wir von einem Besucher eine Postkarte aus Neuseeland bekommen, der das Land von Norden nach Süden mit dem Fahrrad durchquert hat, nachdem er auf einer unserer Touren war. Und das ist nur eines von vielen Beispielen.
Welche Rolle spielt der Medienstandort Bayern für euch?
Hellinger: Für Filmemacher:innen ist die Nähe zu Medienunternehmen und technischen Dienstleistern enorm hilfreich – und die ist hier gegeben, denn München ist Top-Medienstandort. Aber auch thematisch gesehen ist der Standort für uns als Unternehmen fast schon eine logische Konsequenz: München ist mit den Bergen vor der Tür europaweit ein beliebtes Reiseziel für Outdoor- und Sportfans.
Ihr habt ein eigenes Programmteam, das die Filme für eure Touren auswählt und in der Postproduktion optimiert. Wie genau läuft das ab?
Hellinger: Wir besuchen weltweit Filmfestivals und bekommen viele Filme über ein Portal digital eingereicht. Wir sind zudem seit über 25 Jahren mit vielen Protagonist:innen in der Outdoor-Welt und weltweit mit Filmemacher:innen vernetzt und erfahren deshalb oft frühzeitig von spannenden Projekten. Mit unserer Produktionsfirma beteiligen wir uns teilweise als Koproduzent. Diese Zusammenarbeit kann ganz unterschiedlich aussehen. Es kommen zum Beispiel Filmemacher:innen auf uns zu, die von einer Expedition mit 80 Stunden Filmmaterial zurückkommen und fragen, ob man daraus etwas machen kann. Natürlich entwickeln wir auch ganz eigenständig Filmprojekte. Außerdem recherchieren wir im Netz oder auf Social Media nach Menschen, die gerade ein Outdoor-Abenteuer erleben, und überlegen, ob daraus ein Film entstehen könnte.
Live-Events ist das Hauptformat, die Streamingplattform ein Zusatzangebot
Produziert ihr mit deiner Firma HelliVentures ausschließlich Filme für die Filmtouren von Moving Adventures Medien?
Hellinger: Auch, aber nicht nur. In manchen unserer Produktionen sind Sender wie das ZDF oder Arte involviert – diese Filme sind dann in der jeweiligen Mediathek bzw. im linearen Fernsehen zu sehen. Außerdem gehen wir mit unseren Produktionen auch auf Festivals.
Mit Outdoor Cinema betreibt ihr auch eine eigene Streamingplattform. Welches Konzept steckt dahinter?
Hellinger: Die Plattform ist während der Pandemie entstanden. Das war damals auch für uns eine ganz neue Situation und wir mussten uns überlegen, wie wir relevant bleiben und unsere Community halten. Wir waren sehr schnell darin, die Plattform aufzubauen und unsere Filme digital anzubieten, das hat uns einen Vorteil verschafft und die Nachfrage war sehr groß. Heute sehen wir: Viele, die sich einmal einen Stream angeschaut haben, kommen wieder zurück. Allerdings ist und bleibt die Plattform für uns ein Zusatzangebot zu unseren Live-Veranstaltungen und bildet nicht das gesamte Portfolio unserer Touren ab. Sobald wir die Säle wieder füllen durften, haben wir sehr zügig gemerkt: Das ist unser Format. Wir wollen echte Begegnungen ermöglichen und die Menschen zusammenbringen. Unsere Community wiederum schätzt genau das: Dass sie sich auf einen kuratierten Abend als Teil einer Gemeinschaft freuen kann.
Die Mediennutzung ist heute eine ganz andere – durch Social Media haben sich Ansprüche und Aufmerksamkeitsspannen verändert. Merkt ihr das auch an eurem Publikum?
Hellinger: Auf Social Media merken wir das schon. Bei unseren Trailern zählen die ersten Sekunden – wenn die nicht sitzen, ist die Aufmerksamkeit der User:innen weg. Bei unseren Filmabenden selbst gibt es aber fast schon die gegenteilige Entwicklung. Wir haben früher kürzere und dafür mehr Filme gezeigt und festgestellt, dass unsere Besucher:innen lieber tiefer in Stories eintauchen wollen. Sie wünschen sich eine ausgefeilte Dramaturgie und gewisse Langsamkeit. Es kommt viel besser an, wenn wir einigen wenigen Themen mehr Raum und Zeit geben.
Wie reagiert ihr auf neue Needs und Ansprüche auf Social Media?
Hellinger: Wir entwickeln permanent neue Formate auf Social Media und überlegen uns, wie wir unsere Filme anteasern können. Bei der Ausspielung von Inhalten spielen für uns mehrere Faktoren eine Rolle: Welcher Content macht über welche Plattform am meisten Sinn? Wie bauen wir Trailer für Social Media auf? Wie heben wir uns ab? Welches Format wird am besten angenommen? Wir beziehen aber auch unsere Community mit ein und nehmen Content von anderen in bestimmten Formaten auf, zum Beispiel im „Shot of the week“.
KI kommt bei der Prozessen zum Einsatz – bei Gestaltung und Live-Events bewusst nicht
KI hat in rasantem Tempo unseren Alltag erobert. Welche Rolle spielt die Technologie in eurer Arbeit? Welche Auswirkungen könnte sie auf euer Geschäftsmodell haben?
Hellinger: Es ist unfassbar, was KI schon kann – und in absehbarer Zeit noch können wird. Bei uns kommt KI bei der Optimierung von bestimmten Prozessen und Abläufen oder auch zur Recherche zum Einsatz. Unser Claim bei der Outdoor-Filmtour heißt aber: „This is real“. Bei uns gilt das Gütesiegel „Authentizität“ – und zwar komplett ohne KI. Alles Gestalterische ist „real“, vom Abendevent mit echten Emotionen bis hin zu den Filminhalten.
Mit welcher Vision geht ihr mit Moving Adventures in die Zukunft?
Hellinger: Wir haben natürlich immer das Ziel, noch mehr Menschen mit unseren Inhalten zu erreichen. In erster Linie über die Live-Events, aber auch, indem wir noch mehr Content außerhalb unserer Veranstaltungen an Interessierte bringen und unsere Streamingplattform „Outdoor Cinema“ weiter ausbauen. Wir wollen offen und inklusiv sein und die Leute bewegen. Einmal physisch, indem wir sie raus in die Natur bringen und zum Wandern, Schwimmen, Radeln animieren. Aber auch im Kopf: Wir wollen die Menschen dazu bringen, mehr Selbstverantwortung zu übernehmen, und zeigen, dass jede:r Held:in seines eigenen Lebens sein kann.
Bannerbild: Moving Adventures Medien











