Als Doppelspitze leiten Renate Dempfle und Daniel Kempf die digitale Heimat der Mediengruppe Pressedruck / Foto: pd digital

Mit pd digital führen Renate Dempfle und Daniel Kempf die Mediengruppe Pressedruck in die digitale Zukunft. Wie sie unabhängigen Journalismus im Digitalen finanzierbar machen, warum sie sich intensiv mit Text-to-Speech beschäftigen und wieso sie sich Mut in der Verlagsbranche wünschen, verraten die Media Manager im Interview.

Renate, Daniel, ihr leitet als Doppelspitze die digitale Marke der Mediengruppe Pressedruck. Was ist die Aufgabe von pd digital?

Daniel Kempf: pd digital ist die digitale Heimat der Mediengruppe Pressedruck,  eines der größten regionalen Medienhäuser Deutschlands. Wir sind für die gruppenübergreifenden Digitalthemen zuständig und betreuen die verschiedenen Sparten: pd ventures investiert in mediennahe Startups. pd next, unterstützt unsere Unternehmen in der Mediengruppe bei der digitalen Produktentwicklung und der Transformation. Das jüngste und aktuell spannendste Kind ist der pd digital Hub –  der Technologie- und Datenhub der Mediengruppe. Außerdem steuert pd digital auch Mehrheitsbeteiligungen mit digitalem Fokus.

Was passiert im pd digital Hub?

Daniel: Der Auftrag ist, gemeinsam mit den Redaktionen und Verlagen den Journalismus von morgen zu gestalten. Wir treiben die Plattformen der der regionalen Medienmarken sowie Technologie- und Dataprojekte auf Gruppenebene voran. Damit nicht jeder Standort seine eigene Technologieentscheidung trifft, sondern alle gemeinsame Sache machen.

Renate Dempfle: Konkret arbeiten wir zum Beispiel aktuell an der Frage, wie wir in Zukunft mit Daten umgehen und unsere Produkte auf Basis von Daten besser machen. Nur wenn wir die Daten verstehen, können wir das beste Nutzungserlebnis erzeugen. Wir versuchen, Projekte bestmöglich aufzustellen, sodass sich die Redaktionen auf das konzentrieren können, was sie am besten können: Inhalte zu produzieren und weiterzutreiben.

pd digital und die Mediengruppe Pressedruck

Die Mediengruppe Pressedruck in Augsburg vereint die Medienmarken Augsburger Allgemeine, Allgäuer Zeitung, Main-Post und Südkurier. Renate Dempfle und Daniel Kempf führen die gruppenübergreifende Digital-Einheit pd digital, die diese Medienmarken in der digitalen Transformation unterstützt. Mit einer verbreiteten Auflage von über 404.500 Exemplaren und 1,31 Mio. Lesern pro Tag ist die Mediengruppe Pressedruck nach eigener Aussage das sechstgrößte Zeitungshaus Deutschlands.

Zur Mediengruppe pd gehören große regionale Publikationen wie die Augsburger Allgemeine, die Main-Post oder der Südkurier. Wie schwer ist es, im traditionellen Print-Umfeld Innovation und digitalen Wandel voranzutreiben?

Daniel: Es geht darum, Räume für Transformation und Digitalisierung zu schaffen. Der pd digital Hub ist so ein Raum: Wir führen Expert:innen zusammen, die die Transformation weitertreiben und schaffen ein Umfeld, das sehr attraktiv ist für Talente in diesem Bereich. Weil wir nicht die fünfundzwanzigste App machen oder nochmal einen E-Commerce-Shop bauen, sondern etwas gesellschaftlich Relevantes tun. Den unabhängigen Journalismus im Digitalen weiterhin finanzierbar zu machen und bestmöglichst zu den Menschen innerhalb unserer Region zu bringen, ist eine spannende Aufgabe. Wir merken, dass wir mit diesem Auftrag interessante Leute gewinnen.

Worauf liegt aktuell euer Fokus bei der Weiterentwicklung der digitalen Plattformen?

Renate: Im Kern steht, dass wir unsere Flaggschiffe weiter optimieren und sie so kundenzentriert wie möglich ausrichten: Newsportale, News-Apps, E-Paper-Apps, sind wichtig, hier gibt es noch viel Potenzial. Wir entwickeln auch immer wieder neue Themen, zum Beispiel im Bewegtbildbereich. Wir haben dieses Jahr gemeinsam mit der Augsburger Redaktion das erste Augsburger Allgemeine Original produziert, eine Dokumentation über die Fuggerei anlässlich ihres 500. Jubiläums. Wir fragen uns: Wie können wir Inhalten an andere Zielgruppen und in einen Gesamtkontext bringen? Im Audio-Bereich sind in diesem Jahr von unseren Redaktionen verschiedene neue Podcastformate entwickelt worden. Wir experimentieren außerdem mit Text-to-Speech.

„Wir merken, dass das Thema Audio wichtiger wird und dass sich viele Menschen per Text-to-Speech die Themen anhören.“

Daniel Kempf

Wie viel Potenzial steckt in Text-to-Speech?

Daniel: Wir merken, dass das Thema Audio wichtiger wird und dass sich viele Menschen per Text-to-Speech (TTS) die Themen anhören. Wir haben einen Test über mehrere tausend Artikel gefahren: 10 Prozent der Menschen, die die Artikel angeklickt haben, haben sie angehört. Das ist spannend und erzeugt viel Fantasie: Kann ich Artikel zukünftig stärker ins Auto bringen mit Carplay? Wie sehen News-Apps aus, wenn sie audio-orientierter sind? Da wird in den nächsten Jahren viel passieren. Konkret werden wir das Thema Automatisierung, wie zum Beispiel TTS, im kommenden Jahr über unsere Newsportale weiter ausbauen.

Welche Entwicklungen sollte jedes Verlagshaus gerade im Blick haben?

Renate: Die Frage: Wie schaffe ich es, ein Produkt so gut zu machen, dass die Leute bereit sind auch für digitale Inhalte zu bezahlen? Das steht momentan über allem: Wie entwickeln wir die digitalen Kanäle kontinuierlich weiter, dass wir unser Wachstum in den Digital-Abos weiter erhöhen können?

„Wenn wir die Formate genau auf die Zielgruppen zuschneiden, gibt es eine sehr hohe Bereitschaft zu bezahlen und ein hohes Involvement in diese Marken.“

Wie gelingt euch das?

Daniel: Wir gewinnen die Menschen per se mit der Struktur und der Genese unserer Inhalte, der Regionalität und den vielen Lokalredaktionen, in denen Journalist:innen sehr nah dran sind an den Lebenswelten der Menschen. Das spüren wir auch im Digitalen: Unsere Newsportale sind alle sehr reichweitenstark. Wir können Menschen für Abos im Digitalen begeistern, weil der Anspruch, lokal informiert und unterhalten zu sein, sehr groß ist. Wenn wir die Formate genau auf die Zielgruppen zuschneiden, gibt es eine sehr hohe Bereitschaft zu bezahlen und ein hohes Involvement in diese Marken.

Wie gestaltet ihr als digitale Treiber in der Mediengruppe die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen in den Redaktionen und Verlagen?

Daniel: Wir haben Bindeglieder in den Redaktionen, sogenannte Kompetenzteams, und Digitalverantwortliche in den Redaktionen und im Verlag, mit denen wir gemeinsam eine Digitalagenda für die Mediengruppe gestalten. Dann gibt es einzelne Projektteams, die tagtäglich zusammenarbeiten. Der pd digital Hub sitzt als Verbindungsknoten in der Mitte und sorgt dafür, dass Informationen fließen und die richtigen Impulse in die Redaktionen gehen. Wir haben verschiedene Formate entwickelt, die die Beteiligten an einen Tisch bringen.

„Es entsteht jeden Tag so viel Neues, dass wir den Raum haben müssen, darüber zu diskutieren: „Was heißt das für unsere tägliche Arbeit und wo gibt es Themen, die wir mit integrieren können oder wo wir von anderen lernen können?””

Renate Dempfle

Mit pd ventures investiert ihr in mediennahe Startups mit hohem Innovationsgrad. Wie definiert ihr Innovation in Medienunternehmen?

Renate: Die Themen müssen in einer Form neu sein, als dass sie ein neues Businessmodell an den Start bringen, das skalierbar ist. Das schaffen nicht alle Startups. Wenn sie es schaffen, brauchen sie ein gutes Market-Timing. Trifft das Thema die Bedürfnisse am Markt, bin ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort? Kann das Thema am Markt weiter wachsen? Solche Themen schauen wir uns an, nicht nur für Investitionen, sondern auch für Kooperationen.

In der Innovationsstudie von XPLR: MEDIA in Bavaria bezeichnete sich fast jedes zweite befragte Unternehmen aus der Verlagsbranche als proaktiven Innovator. Warum ist das eurer Meinung nach so?

Daniel: Wir setzen uns in der Verlagsbranche ja schon sehr lange mit dem Thema Digitalisierung auseinander. Wir wissen, wir müssen uns weiterentwickeln. Dennoch könnte es noch mehr Geschwindigkeit in der Verlagslandschaft geben. Wir brauchen die unternehmerische Perspektive zu sagen: „Ich treibe etwas weiter, weil ich weiß, dass es ein Potenzialfeld gibt. Ich kenne nur die passende Lösung noch nicht.”

„Für Inhalte im Digitalen zu bezahlen, ist etwas, das sich nachhaltig etablieren wird.“

Die Medienmarken der Mediengruppe pd sind in ganz Bayern zuhause. Was schätzt ihr am Standort Bayern?

Renate: Wir haben in Bayern einen starken Mittelstand und damit eine starke Perspektive auf das Thema Transformation: Unternehmen müssen Prozesse anders managen, weil es neue Wettbewerber am Markt gibt. Als regionales Unternehmen sehen wir die Transformation bei uns selbst, aber auch am Standort. Wir verstehen uns ein Stück weit als Moderator der Transformation der Region: Wir begleiten Prozesse, machen Veranstaltungen und setzen inhaltlich die Digitalisierung als wichtiges Thema. Bayern vereint außerdem viele Expert:innen zu unterschiedlichen Themen.

Wie schlagen sich die bayerischen Verlagshäuser im digitalen Transformationsprozess, im internationalen Vergleich?

Daniel: Wir haben einen regelmäßigen Austausch mit skandinavischen Unternehmen, aber auch Medienhäusern in den USA. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber die Geschwindigkeit im Digitalen ist nicht ganz so hoch wie in anderen Märkten. Durch die internationalen Kontakte bekommen wir gute Impulse und können abschätzen, wie sich der Markt in den nächsten Jahren entwickelt. Das Thema Geschäftsmodelle im Digitalen zum Beispiel: Für Inhalte zu bezahlen, ist etwas, das sich nachhaltig etablieren wird. Andere Märkte sind hier schon weiter, aber auch bei uns hat sich die Bereitschaft, für digitale Inhalte zu bezahlen, wie man an der erfreulichen Entwicklung unserer Digital-Abos sieht, deutlich erhöht.

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