Für echte Innovation muss man aus dem gewohnten Tritt kommen.
Innovations-Hubs in Bayern
In Bayerns Medienunternehmen brodelt es in der Innovationsküche. Aber was bedeutet Innovation für die einzelnen Medienunternehmen eigentlich? Antworten aus dem Bayerischen Rundfunk, BurdaForward, der SevenVentures GmbH und Microsoft.
🗯 Manuela Baldauf ist die Chefin der Abteilung Digitale Entwicklung und Social Media beim Bayerischen Rundfunk
Was bedeutet Innovation für Sie?
Manuela Baldauf: Innovativ ist, wer beständig das hinterfragt, was ist: Ist das so, wie es ist, schon so gut, wie es sein kann? Oder kann es besser werden?
An welchem innovativen Projekt arbeiten Sie derzeit?
Baldauf: An sehr vielen. Gemeinsam ist den Projekten, dass sie unsere Content-Strategie umsetzen, sich also konsequent an den Interessen unterschiedlicher Nutzer-Gruppen orientieren. Konkrete Formate, die uns gerade beschäftigen: Die zweite Staffel vom Wissensformat beta stories mit ausgezeichnetem Motion Design oder der eben gestartete YouTube-Channel der News-WG. Demnächst freue ich mich sehr auf den interaktiven Tatort für Amazon Alexa und Google Home aus der Redaktion Hörspiel und Medienkunst, den man mit der Stimme steuern kann.
Von welchem Gedanken muss man sich verabschieden, wenn man innovativ bleiben will?
Baldauf: Von dem Gedanken, Innovation sei einfach. Innovativ bleiben ist anstrengend, kostet kreative und finanzielle Ressourcen. Man braucht die Zeit, sich immer wieder neue Impulse und Inspiration zu holen. Aber vor allem muss man sich von dem Gedanken verabschieden, dass es irgendwann gut ist – siehe Frage eins. Denn alles geht immer noch ein wenig besser. Da bin ich mir sicher.
🗯 Maximilian Jochim ist Geschäftsführer bei SevenVentures GmbH / ProSiebenSat.1 Accelerator
Was bedeutet Innovation für Sie?
Maximilian Jochim: Unter Innovationen verstehen wir Produkte und Services, die aktuelle und zukünftige Probleme von Kunden besser lösen. Innovation bedeutet für uns aber auch, dynamisch und flexibel zu handeln. Nur dadurch können wir als SevenVentures GmbH / ProSiebenSat.1 Accelerator unseren Partnern im Markt die Leistungen anbieten, die sie brauchen. Als Mediainvestor arbeiten wir in einem stark von Veränderungen geprägten Umfeld, das uns diese Flexibilität abverlangt, um auf Dauer relevant und erfolgreich zu sein.
An welchem innovativen Projekt arbeiten Sie derzeit?
Jochim: Wir beim Accelerator fungieren als eine Art Katalysator für den Konzern, um die innovativsten Startups, die relevante Produkte oder Services für den Massenmarkt anbieten, zu identifizieren und diese mit einem bestmöglichen Investmentmodell und einer optimal ausgestalteten Mediakampagne zu unterstützen. Indem wir in solche Unternehmen investieren und über die Reichweiten der TV- und Digitalkanäle von ProSiebenSat.1 bekannter machen, fördern wir faktisch Innovationen. Sektoren, die aktuell unsere besondere Aufmerksamkeit erhalten, sind vor allem Telemedizin, Fin-Tech und nachhaltige sowie gesunde Ernährung.
Von welchem Gedanken muss man sich verabschieden, wenn man innovativ bleiben will?
Jochim: Vom Slogan „Never change a running system”. Ein Geschäftsmodell, das heute profitabel ist, kann es morgen schon nicht mehr sein. Daher gilt es aus unserer Perspektive, stets nah am Kunden zu sein und dessen Bedürfnisse auch in gewisser Art vorherzusagen und sich auf Änderungen frühzeitig einzustellen. Sei es mit neuen Produkten, Mitarbeitern oder anderen Anpassungen am bisherigen Business. Dadurch ist man eher in der Lage, sein Geschäftsmodell schnell an die Anforderungen von morgen anpassen zu können.
🗯 Tanja zu Waldeck ist Chief Operating Officer bei BurdaForward
Was bedeutet Innovation für Sie?
Tanja zu Waldeck: Als eines der größten Medienhäuser Deutschlands ist Innovation für uns enorm wichtig, denn die digitale Publishingwelt entwickelt sich rasend schnell weiter. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, brauchen wir in unseren Teams innovatives Denken und Handeln. Das fördern wir sowohl in unserem Bestandsgeschäft als auch, indem wir Kolleg:innen die Möglichkeit geben, völlig Neues auszuprobieren, um echte Innovationen zu entwickeln und die bestehenden Modelle anzugreifen.
An welchem innovativen Projekt arbeiten Sie derzeit?
Zu Waldeck: Um Raum für neue Ideen und deren Umsetzung zu schaffen, haben wir innerhalb der BurdaForward ein eigenes Lean Innovation System etabliert, in dem unsere Kolleg:innen ihre Ideen als Startups pitchen können. Ist ein Pitch erfolgreich, statten wir sie für eine Zeit mit den Mitteln aus, die sie benötigen, um die Idee zu verfolgen. Dies tun sie dann ganz unabhängig von den bestehenden Teams in unserer Organisation, denn nur so haben sie den nötigen Freiraum, sich zu entwickeln. Der Grund dafür ist die eigene Erfahrung, die uns gelehrt hat, dass innovative Ideen in einer erfolgreichen Bestandsorganisation leider häufig schlecht geredet oder unterdrückt werden.
Es ist uns klar, dass viele dieser Ideen scheitern werden. Das ist aber völlig in Ordnung, denn aus diesem Scheitern heraus können wir lernen. Wenn nur ein paar Ideen zu neuen großen Geschäften werden, ist das für uns ein großer Erfolg und Garant für die Zukunft.
Von welchem Gedanken muss man sich verabschieden, wenn man innovativ bleiben will?
Zu Waldeck: Um dauerhaft innovativ zu bleiben, muss man sich von dem Gedanken verabschieden, dass Scheitern schlimm ist und einem die Karriere verdirbt. Jeder von uns muss ständig Wetten eingehen und damit Risiken in Kauf nehmen. Nur so können wir uns immer weiter verbessern und an zukünftigen Erfolgen arbeiten. Wir dürfen uns niemals auf bereits erreichten Erfolgen ausruhen, es uns nicht gemütlich machen. Ich betrachte das als ständiges Lernen und Testen unterschiedlicher Wege. Denn: Wer stehen bleibt, hat schon verloren.
🗯 Philip Weitnauer ist Senior Product Manager Mixed Reality and HoloLens bei Microsoft Deutschland
Was bedeutet Innovation für Sie?
Philip Weitnauer: Bei Microsoft sind wir davon überzeugt, dass technologische Innovationen einen positiven Beitrag in der Welt leisten können und sollten. Daher bedeutet Innovation für mich auch, über den Tellerrand zu blicken und alternative Perspektiven einzunehmen. Nur so können wir die Herausforderungen meistern, die sich uns stellen. Für uns ist auch wichtig, dass wir unsere Kunden und Partner inspirieren und sie dabei unterstützen, Neues zu entwickeln. Im Bereich Mixed Reality eröffnen sich etwa völlig neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Ein Beispiel dafür war Microsofts Event 24h Holographic surgery, bei dem Chirurg:innen mithilfe von Microsoft HoloLens 2 über verschiedene Kontinente hinweg gemeinsam Operationen durchführten.
An welchem innovativen Projekt arbeiten Sie derzeit?
Weitnauer: Wir haben kürzlich Microsoft Mesh vorgestellt, eine Mixed-Reality-Plattform für die digitale Zusammenarbeit. Mesh gibt Nutzer:innen durch Hologramme das Gefühl, beispielsweise bei Online-Meetings zusammen am selben Ort zu sein – sogar, wenn sie auf verschiedenen Kontinenten sind. Dadurch, dass Microsoft Mesh als Plattform gestaltet ist, eröffnen sich für Entwickler:innen und Unternehmen nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Zum Beispiel könnten Reiseunternehmen virtuelle Touren zu Sehenswürdigkeiten anbieten. Architekturbüros könnten Entwürfe von Gebäuden virtuell zugänglich machen und sie gemeinsam mit anderen Unternehmen entwickeln. Und in der Industrie könnten weit entfernte Personen ihre Kolleg:innen virtuell bei der Arbeit unterstützen.
Von welchem Gedanken muss man sich verabschieden, wenn man auch innovativ bleiben will?
Weitnauer: Innovation fordert von uns, dass wir uns hinterfragen, uns inspirieren lassen und dass wir lernen. Denn Wissen veraltet immer schneller. Das bedeutet: Wir müssen offen und bereit bleiben, immer wieder Neues zu lernen. Bei Microsoft verfolgen wir eine Lernkultur und treiben das Thema Lebenslanges Lernen intensiv voran. Unser Ziel ist eine Unternehmenskultur, in der Lernen und Arbeiten gar nicht mehr getrennt voneinander gedacht werden können. Microsofts CEO Satya Nadella hat es so beschrieben: „Ich glaube grundsätzlich, dass man, wenn man nicht lernt, aufhört, große und nützliche Dinge zu tun“.
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