PLAYGROUND DOCUMENTARY: Innovation beim DOK.forum @home

Sich austauschen, fortbilden und gemeinsam innovative Ideen entwickeln: Am 9. Mai 2020 geht das auch digital und weit über Stadt- und Ländergrenzen hinaus. Im Rahmen des digitalen DOK.fest bringt die neue Veranstaltungsreihe PLAYGROUND DOCUMENTARY die internationale Dokumentarfilm-Szene einen Tag lang in Workshops zusammen. XPLR: Media in Bavaria ist Sponsor des innovativen Formats.

05.05.2020 5 Min. Lesezeit

Zwar muss der direkte Kontakt unter den Besucher*innen des DOK.fest 2020 ausfallen, doch die Tatsache, dass die meisten Filme und auch weite Teile des DOK.forum-Programms ins Digitale übersetzt werden, zeigt nicht nur die Innovationskraft des Festivals, sondern bietet auch einen großen Vorteil: Die internationale Dokumentarfilmbranche hat niedrigschwellig und ohne lange Reisewege die Chance, miteinander in Austausch zu treten, in Sessions ihr Wissen zu teilen und aktuelle Herausforderungen zu diskutieren.

Eine Plattform dafür bietet PLAYGROUND DOCUMENTARY. Das Programm des eintägigen Online-Angebots im Überblick:

Wann?

Samstag, 9. Mai 2020, ab 10:00 Uhr

Programm

10:00 Uhr: Workshop for a Successful International Distribution, Pauline Mazeno (Windrose)
Worum geht es? Internationale Vertriebsmöglichkeiten von Dokumentarfilmen, Marketingstrategien
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12:00 Uhr: Reach the Audience! Digital Marketing Strategies for Documentaries, Mathias Noschis (alphapanda)
Worum geht es? Digitale Kommunikation und Vermarktung von Dokumentarfilmen
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14:00 Uhr: Expand Your Narrative Space with Digital Storytelling, Patrick M. Müller (DOCMINE)
Worum geht es? Digital Storytelling zur Erweiterung des narrativen Raums von Dokumentarfilmen und zur Erschließung neuer Zielgruppen
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16:00 Uhr: SPACE DOGS – A Case Study on Editing for Documentary Filmmakers, Anne Fabini und Iikka Vehkalahti (Rough Cut Service), Elsa Kremser und Levin Peter (Filmmakers)
Worum geht es? Filmschnitt
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*Die Workshops finden in englischer Sprache statt. Die Teilnahme ist kostenlos, um Voranmeldung wird gebeten.

Wie wird das DOK.fest nun online stattfinden?

Sponsel: Wir haben von den 159 Filmen, die wir ursprünglich im Programm hatten, jetzt noch 121 dabei. Die größten Teile des ausgewählten Programms gehen mit in die Online-Edition. Das ist ein tolles Signal von allen Seiten. Die Filme sind auf unserer Website verfügbar. Sie kosten Geld. Das ist wichtig, denn wertvolle Kulturarbeit muss auch im Internet etwas kosten. Mit einem Ticket können sie dann 24 Stunden lang abgerufen werden. Die meisten Filme sind auch den ganzen Festivalzeitraum über verfügbar, die wenigsten sind zeitlich eingegrenzt.

Wie reagieren Filmemacher darauf, wenn ein Online-Festival den gewohnten Auswertungszyklus verändert?

Sponsel: Dokumentarfilme werden ja bereits im weiteren Verlauf der Verwertungskette gestreamt. Ich sehe es als Zeichen, dass die Macher etwas ausprobieren wollen, wenn so viele Filme in die Online-Edition mitgehen. Die Branche beschäftigt, wie es überhaupt weitergeht in der Auswertung. Wir haben eine Kinosperre, von der wir noch nicht wissen, wie lange sie anhält. Dann werden sich die Filme bei den Kinostarts im Herbst drängeln. Da wird sicherlich der eine oder andere Dokumentarfilm zu kurz kommen. Wenn Kino aktuell nicht funktioniert, muss man versuchen, Filme auch anders sichtbar zu machen. Denn was jetzt nicht stattfindet, findet möglicherweise nie mehr statt.

Wie funktioniert nun die Zusammenarbeit mit den Kinos, die jetzt nicht nur auf das DOK.fest-Publikum verzichten müssen?

Sponsel: Wir haben ein System eingerichtet, bei dem die Besucher*innen entscheiden können: Zahle ich 4,50 Euro für den Film oder 5,50 Euro? Der eine Euro mehr geht dann direkt an die Partnerkinos. Wir haben das bewusst den Leuten sichtbar gemacht. So hoffen wir, dass das Publikum ein Bewusstsein für die Lage der Kinos entwickelt und sich solidarisch zeigt.

Und wie wird die Begegnung mit den Leuten hinter den Filmen, die ein Festival ausmacht, online stattfinden?

Sponsel: Wir haben ein Studio eingerichtet und produzieren gerade die ersten Q[&]As. Dabei machen wir eine ganz tolle Erfahrung: Wir können in den Filmgesprächen jetzt viel mehr Leuten begegnen, denn bisher konnten wir die Reise nach München nur wenigen finanzieren. Jetzt haben wir aber zum Beispiel ein Vierergespräch mit Regie, Protagonist*innen, Kameraleuten und dem Produzenten. Das führt zu Gesprächen, die eine ganz andere Qualität haben. Da jetzt alle in Videokonferenzen geübt sind, sind auch online intensive Unterhaltungen möglich. Einen Teil zeichnen wir vorher auf, wir werden aber auch während des Festivals ein Dutzend Live-Gespräche haben, bei denen sich die Zuschauer*innen mit Fragen einbringen können. Auch das DOK.forum mit dem Marktplatz, den Case-Studies und den Workshops funktioniert zu 90 Prozent online. Ich glaube, dass manche ganz froh sind, dass sie nicht mehr weit reisen müssen.

Wie wirkt sich der Online-Modus auf DOK.education aus, nachdem auch die Schulen geschlossen sind?

Sponsel: Eigentlich wären Anfang Mai 60 Schulklassen ins Kino gekommen. Wir haben bereits vor drei Wochen die Workshops sozusagen verfilmt. Sie stehen als Angebot für Lehrer*innen online. Das wird sehr rege angenommen, in einem höheren Maße sogar als der Kinobesuch. Letztes Jahr hatten wir 61 Schulklassen, auf der Online-Plattform haben sich dieses Jahr schon über 160 angemeldet.

Was denken Sie wird von all dem bleiben, wenn die Corona-Epidemie überstanden ist?

Sponsel: Es wird spannend sein zu sehen, welche Erfahrungen wir jetzt sammeln. Was haben wir gewonnen, was verloren? Für uns stellt sich zunächst die Frage, wie gut wir unsere Reichweite als Festival online übertragen können. Wenn das erfolgreich ist, kann man sich natürlich vorstellen, etwa über das Jahr hinweg ein Best-Of-Programm oder ausgewählte Festivalfilme online anzubieten. Was wir aber definitiv vermissen werden, ist, in den Saal gehen zu können und den Applaus zu hören. Die Festivaltage werden sich für uns ganz merkwürdig anfühlen, weil wir am Schreibtisch sitzen und Support geben, statt das gewohnte Festivalfeeling zu erleben.

Weiterführende Links:

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Screenshots aus dem VR-Adventure „Blautopf VR“ (Foto: Philipp Schall, TELLUX Next GmbH)

Über den Autor/die Autorin

Marie-Charlotte Praetorius

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