BR Data und Daten­journalismus:

Von Code zu Content

Von Stefanie Lindner
BR Data Team

Das Team von BR Data. Fotos: Max Hofstetter

Kein modernes Medienhaus kommt mehr ohne datenjournalistische Redaktion aus. Das gilt auch für den Bayerischen Rundfunk. Ein Blick hinter die Kulissen von BR Data zeigt, wie die Journalist:innen in Datensätzen Geschichten aufspüren und warum Programmier-Skills und fachübergreifende Zusammenarbeit dafür unentbehrlich sind.

Wie arbeitet BR Data?

Team Lead Robert Schöffel und seine Kolleg:innen sind Geschichten auf der Spur, die sich bisher in einem Daten-Wirrwarr versteckten. Für die BR-Datenjournalist:innen ist dabei nicht nur journalistisches Handwerkszeug, sondern auch Programmieren selbstverständlich. Denn nur so ist es möglich, auf einem professionellen Level mit Entwickler:innen zu sprechen und vernünftig mit größeren Datensätzen zu arbeiten. Oft nutzt BR Data öffentlich zugängliche Daten, die Institutionen wie etwa das Robert Koch-Instituts (RKI) zur Verfügung stellen.

Alternativ arbeitet das Team mit individuell angefragten oder selbst erzeugten Datensätzen. Teils liefern auch Informanten oder Whistleblower dem BR vertrauliche Daten. Doch unabhängig davon, wie die Journalist:innen an die Datenbasis kommen: Der Datenfokus beim Themenzuschnitt muss von Anfang an berücksichtigt werden. „Wenn man eine These entwickelt und ganz am Ende sagt: ‚Jetzt hätte ich gern noch eine Datenbasis dazu, um die Relevanz zu erhöhen‘, klappt das meistens nicht“, stellt Schöffel klar.

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Welche Themen bearbeitet BR Data?

Die Datenjournalist:innen des BR haben sich bereits mit Datenschutz, Hacking-Vorfällen, sozialen Medien und künstlicher Intelligenz beschäftigt. „Wie funktionieren Algorithmen, wo diskriminieren sie oder liefern anderweitig unerwünschte Ergebnisse? Das ist ein Themenkomplex, der uns in Zukunft stark beschäftigen wird“, so Schöffel.

Wie lange das Team von BR Data an einem Thema arbeitet, ist dabei völlig unterschiedlich: „Unsere Projekte reichen von kleineren, tagesaktuellen Geschichten bis hin zu monatelangen, auch investigativen Recherchen, in denen zum Beispiel intensive Kenntnisse der Datenanalyse wichtig sind“, sagt Elisa Harlan, die seit 2018 das BR-Data-Team verstärkt. Für ihr jüngstes Projekt beschäftigte sie sich mit der Frage, wie neutral Künstliche Intelligenz (KI) in der Personalauswahl sein kann. „Die Recherche hat – mit Unterbrechungen – knapp zwei Jahre gedauert und wir haben uns währenddessen immer wieder motiviert weiterzumachen. Für diese Art von Recherchen braucht man definitiv einen langen Atem.“

BR Data

Wie sieht die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei BR Data aus?

Bei allen Projekten arbeitet BR Data eng mit dem von Ulrike Köppen geleiteten AI + Automation Lab zusammen, das Expertise in den Bereichen KI und Machine Learning einbringt. Und mit BR Recherche, dem Investigativ-Team des BR. „Je nach Projekt stellen wir aus diesen drei Teams – AI Lab, BR Recherche und BR Data – ein Projektteam zusammen“, erläutert Schöffel.

Hinzu kommen BR-Kolleg:innen aus anderen Fachbereichen. Denn: Die Datenjournalist:innen bringen zwar Skills aus ihrem Bereich, aber oft kein Expertenwissen aus anderen Gebieten mit. „Deshalb holen wir uns Wissen dazu: von den jeweiligen Stellen im BR. Wenn es ein Wirtschaftsthema ist, sprechen wir dieses mit der Wirtschaftsredaktion ab. Wenn es ein politisches Thema ist, überlegen wir, ob und welche:n Politikreporter:in wir mit an Bord nehmen.“

»Man kann unglaublich viel voneinander lernen. Investigativkolleg:innen sind zum Beispiel begeistert, wenn sie merken, was technisch möglich ist, wenn man mit Entwickler:innen zusammenarbeitet.«

Robert Schöffel

Damit die interdisziplinäre Teamarbeit funktioniert, müssen von Anfang an alle Partner an den Tisch geholt werden. „Wichtig ist, dass man immer komplett auf Augenhöhe ist“, betont Schöffel. Dabei sind Kreativität und kontinuierliche Abstimmung gefragt – so wie zuletzt bei einem TV-Beitrag zur AfD im Superwahljahr.

Auf welchen Kanälen die Rechercheergebnisse von BR Data veröffentlicht werden, ist je nach Projekt unterschiedlich. Grundsätzlich stehen dem Team alle Plattformen von BR und ARD offen. Im Fall der Analyse zur Social-Media-Präsenz der AfD war das Ergebnis nicht nur ein 30-minütiger Film, der im Ersten ausgestrahlt wurde. Sondern auch mehrere Online-Artikel, Radiobeiträge, Podcasts und Webvideos für die sozialen Medien.

Wo liegen die Stärken des Datenjournalismus?

Für Robert Schöffel liegt das Potenzial von Datenjournalismus vor allem in der fachübergreifenden Zusammenarbeit: „Man kann unglaublich viel voneinander lernen. Die Investigativkolleg:innen sind zum Beispiel begeistert, wenn sie merken, was technisch möglich ist, wenn man mit Entwickler:innen zusammenarbeitet. Andersherum finden Leute, die bei uns programmieren und entwickeln, es spannend, an investigativen Themen mitzuwirken.“

Auch Elisa Harlan empfindet die enge Abstimmung mit anderen Fachbereichen als Vorteil: „Ich genieße es sehr, eigentlich immer im Team zu arbeiten – mit Kolleg:innen, die ihre Stärken zum Beispiel in der investigativen Recherche haben und extrem gut vernetzt sind, sowie mit unseren Programmierer:innen, die die Daten so analysieren, dass wir aus den Ergebnissen unsere Geschichten erzählen können.“

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