Storytelling für Gen Z: Acht Best Cases

Von Marie-Charlotte Praetorius und Alina Venzl

Instagram, TikTok, YouTube, Spotify & Co.: Wer mit seinen Inhalten die Gen Z erreichen will, kommt an Social Media- und Audio-Plattformen nicht vorbei. Soweit die Pflicht. Die Kür ist, den Content auf so zu gestalten, dass er die User:innen begeistert. Vor dieser Herausforderung stehen traditionelle Medienhäuser, die neue Zielgruppen erschließen wollen, genauso wie Content-Creators, die ein ganz neues Format herausbringen. Acht Best Cases aus Bayern zeigen, wie es gelingt, die Gen Z* für sich zu gewinnen.

Auf den Punkt

Auf den Punkt ist der Nachrichten-Podcast der Süddeutschen Zeitung. Darin gibt es täglich von Montag bis Freitag Interviews und Hintergrundinformationen zu bestimmten Themen sowie die wichtigsten Meldungen des Tages. Das Besondere: Das Format lebt davon, dass Nachrichten nicht einfach nur vorgelesen werden. Vielmehr kommt in jeder Folge ein:e Expert:in der SZ zu einem Schwerpunktthema zu Wort. Mal erklärt Stefan Kornelius, Chef des Politikressorts, was Olympia 2022 mit der Weltpolitik zu tun hat. Ein andermal berichtet Russland-Expertin Sarah Pagung über den Ukraine-Konflikt. Im Anschluss an das Schwerpunktthema werden die wichtigsten Nachrichten des Tages kurz zusammengefasst. Das Team hinter dem Podcast setzt neben den Meinungen von Expert:innen auf eine lockere Ansprache und eine Länge von zehn Minuten – snackable Content auf Augenhöhe sozusagen.

© Screenshot: sueddeutsche.de

Dinge erklärt – Kurzgesagt

Begeisterung für Wissenschaft wecken und komplexe Zusammenhänge verständlich vermitteln – das setzen die Macher:innen von „Dinge erklärt – Kurzgesagt” mit ihrem Video-Format erfolgreich um. Egal, ob es um die Funktionsweise des Immunsystems, die Entstehung schwarzer Löcher oder die Stringtheorie geht: Mithilfe von animierten Erklärvideos gelingt es dem Münchner Designstudio Kurzgesagt jedes noch so komplexe Thema einfach und verständlich darzustellen. Ganz nach dem Motto „Es kommt nicht darauf an, welche Geschichte man erzählt, sondern WIE man sie erzählt”. Und das auf einem qualitativ hohen Niveau, denn zur Beantwortung von Fragen rund um Themen aus Physik, Biologie oder Technik werden wissenschaftliche Expert:innen herangezogen. „Dinge erklärt – Kurzgesagt” ist ein Wissenschaftsjournalismus-Angebot von funk. Der englischsprachige YouTube-Kanal „Kurzgesagt – In a nutshell” ist mit knapp 18 Millionen Abonnent:innen auf Platz zwei der meistabonnierten deutschen YouTube-Kanäle.

Die Frage

Warum lügen wir? Was macht Geld mit uns? Wie lebt man mit einer multiplen Persönlichkeit? Fragen, die sich nicht mal eben aus dem Effeff beantworten lassen, sind das Spezialgebiet des Teams des YouTube-Formats „Die Frage”. Die Reporter:innen Lisa-Sophie Scheurell und Frank Seibert geben sich dabei nicht mit oberflächlichen Antworten zufrieden. Im Gegenteil: Sie interviewen verschiedene Menschen, die direkt von den jeweiligen Themen betroffen sind, und sammeln so mehrere Perspektiven zu einem Thema. Eine zentrale Rolle spielt auch die Interaktion mit der Zielgruppe, denn das YouTube-Format lebt vor allem vom Austausch mit der Community. Daraus ergeben sich nicht nur weitere Perspektiven auf die komplexen Themen, sondern auch neue Fragen für das Format. „Die Frage” ist eine Produktion des Bayerischen Rundfunks für funk und ist auch als Podcast verfügbar.

© funk/BR/Markus Konvalin

Galileo auf TikTok

„3 Facts über das Schnabeltier“, „#Veganjanuary: Haushalts-Check“ oder „Was ist ein Fairphone?“ Galileo, das Wissensmagazin von ProSieben, ist auch auf TikTok unterwegs. Anders als in der bekannten Vorabendsendung greift ein Moderator:innen-Duo auf der Social Media Plattform Inhalte auf, die speziell auf die Interessen einer jüngeren Zielgruppe zugeschnitten sind. In den Kategorien „Digital KnowHow”, „Tierwissen”, „Schon gewusst?” und „Food Facts” gibt es von veganen Kochrezepten bis hin zu nachhaltigen Geschenkverpackungen einiges zu entdecken. Neben dieser gezielten inhaltlichen Strategie gibt es einen weiteren Erfolgsfaktor des Galileo-TikTok-Kanals: Hier findet keine Zweitverwertung von vorhandenem Content statt, sondern die Kurz-Videos werden eigens mit plattformspezifischen Elementen für TikTok produziert. Diese Strategie verfolgt Galileo unter anderem auch auf Instagram und mit seinem Podcast-Format.

Kanackische Welle

Im Podcast Kanackische Welle nehmen die beiden Münchner Journalisten Malcolm Ohanwe und Marcel Nadeem Aburakia die Themen Zugehörigkeit, Diskriminierung und Rollenklischees genauer unter die Lupe. Die Hosts sind als Halb-Palästinenser in Deutschland aufgewachsen und greifen sowohl ihre eigenen Erfahrungen mit Rassismus und Vorurteilen als auch die Perspektiven ihrer Interviewgäste rund um Fragen zu Identität und Integration auf. Egal ob es um „Deutschenfeindlichkeit – Gibt's das?“, „Ehrenmorde & Slutshaming“ oder „Rassismus im Fussball“ geht – trocken oder gar lehrerhaft wirkt der Podcast nicht. Durch ihre lockere, ehrliche und lustige Art gelingt es den Hosts, schwierige und sensible Themen erfolgreich unter die Leute zu bringen. Begonnen haben die beiden ihren Podcast beim Bayerischen Rundfunk. Mittlerweile ist „Kanackische Welle“ ein Angebot von funk.

© Nelson Ndongola / funk

kicker auf TikTok

Einblicke in die Welt des Fußballs gibt der kicker aus dem Nürnberger Olympia Verlag seit 2021 auch auf TikTok. In drei verschiedenen Formaten präsentieren Laura Knöll und Christoph Dannenberg Wissenswertes aus der Fußballwelt: Bei „Wusstest du schon?” beleuchten die beiden historische Fußballereignisse und Highlights des Ballsports. In „Behind the stars” erfahren die User:innen Näheres und auch privates über bekannte Fußballstars. Taktiken und interessante Spielstrategien gibt es im Format „Taktik mal anders”. Das neue Kicker-Format ist zugleich Teil der Initiative #LernenMitTikTok.

News-WG

Wer der News-WG auf Instagram folgt, darf sich auf News zum Verstehen und Mitreden, Storys aus Politik und der WG und Hintergründe statt Halbwissen freuen. Egal ob es um die neuesten Corona-Maßnahmen, den Ukraine-Konflikt oder die Wahl der/des Bundespräsident:in geht – Ziel der News WG ist es, politische Themen für jüngere Menschen verständlich und unterhaltsam aufzubereiten. Wie das gelingt? Zum einen durch passende Formate für die Gen Z, wie etwa bei Instagram knackige Stories und informative Grafiken. Zum anderen dadurch, wie die WG-Hosts Helene Reiner, Max Osenstätter und Minusch Afonso Themen vermitteln: nah an der Lebenswelt der Follower:innen und auf Augenhöhe. Seit 2021 gibt es das Informationsangebot des BR außerdem auf YouTube mit der „News WG Challenge“. Die Herausforderung besteht darin, jede Woche eine ziemlich unlösbare Aufgabe zu lösen: Kann sich Max komplett aus dem Internet löschen? Kann sich Helene für 5 Euro am Tag gesund ernähren?

© Screenshot Instagram

Walulis

Satire pur in Anmutung einer Late-Night-Show, aber journalistisch tiefgehend recherchiert – das erwartet Zuschauer:innen bei den Formaten von Philipp Walulis. Nachrichten mal anders gibt es von Montag bis Donnerstag bei „Walulis Daily” getreu dem Motto „Wir verwandeln das Thema des Tages für dich in ein Video, das den Wahnsinn erträglich macht”. Dann werden auch mal Schwurbler, die Bomben basteln, oder ungeimpfte Bayern-Spieler in die Mangel genommen. Bei „Walulis Story” wird wöchentlich ein Thema aus der Medien- und Netzwelt genauer unter die Lupe genommen, wie etwa aktuelle TV-Ereignisse oder die neuesten Internethypes. Die Walulis-Formate sind eine Produktion des Münchner Unternehmens Enrico Pallazzo – Gesellschaft für gute Unterhaltung für den SWR und für funk.

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