Claudia Ott: „Wir sind nicht nur Radiosender, sondern digitale Medienmarke”

Claudia Ott war lange Zeit Marketingleiterin bei ANTENNE BAYERN, seit Oktober 2021 verantwortet sie das Online- und Datenmanagement des privaten Radiosenders aus Ismaning. Im Interview spricht sie über ihre Strategie für die neue Position, welche Stärken des Radios sie auch online nutzen will und was zukünftig über den Gewinn neuer User:innen entscheiden wird.

24.11.2021 6 Min. Lesezeit

Frau Ott, Sie arbeiten bereits seit 2006 für Antenne Bayern. Was hat sich seit Ihrem Einstieg beim Sender getan?

Claudia Ott: Das Besondere an Radio ist: es ändert sich ständig, denn es passt sich täglich an die gesellschaftlichen Entwicklungen an. So unterliegt jeder Aufgabenbereich automatisch immer dem Wandel. ANTENNE BAYERN hat in den vergangenen Jahren stark in die digitale Zukunft investiert, Strukturen angepasst und ist dadurch online agiler und schlagkräftiger geworden. Dementsprechend bieten wir heute 360-Grad-Audio-Entertainment, wobei Online-Medien, digitale Reichweite und Daten eine zunehmend entscheidende Rolle spielen. In der neuen Position bin ich insbesondere für die Inhalte auf unseren digitalen Plattformen sowie für die Aktivierung von Nutzerdaten verantwortlich.

Was ist die Strategie von ANTENNE BAYERN im Online- und Datenmanagement?

Ott: Mit unserem Projekt Uplift verfolgen wir die Strategie, digitale Reichweite, Datenmenge und -qualität und schlussendlich auch die Online-Vermarktungsmöglichkeiten zu steigern. Datenschutzkonformes Tracking bedarf der regelmäßigen Aktivierung unserer User, mit ihrem Login auf unseren Plattformen aktiv zu sein. Insofern ist es meine Aufgabe, dass die Nutzer:innen unserer Plattformen nicht nur in großer Zahl zu uns kommen, sondern auch regelmäßig wiederkehren und damit mit unseren Marken in positiven Kontakt kommen.

Wie ist das Team, mit dem Sie arbeiten, aufgebaut?

Ott: Unser Team teilt sich im Wesentlichen in drei Schwerpunkte auf: Content- [&] Datenmanagement, Online- [&] Social Media-Redaktion und Grafik- [&] Videoproduktion.

Wie haben Sie sich auf die neue Position und die damit einhergehenden neuen Aufgaben vorbereitet?

Ott: Da der Social Media-Auftritt des Senders bereits zehn Jahre lang in meinem Verantwortungsbereich lag, bin ich mit den redaktionellen Online-Inhalten und Kennzahlen sehr vertraut. Das Datenmanagement ist eine spannende neue Herausforderung für uns Medienschaffende. Mit unserem Business Development und den Datenexpert:innen von Quantyoo habe ich hier exzellente Partner an meiner Seite.

Datenmanagement ist für Medienhäuser eine recht neue Aufgabe. Worin sehen Sie die größte Herausforderung?

Ott: Der Markt entwickelt sich weg von klassischen Promotions. Dem User auch ohne diese Aktivierungsmöglichkeiten Inhalte zu bieten, für die er bereit ist, uns seine Daten zu überlassen, ist sicherlich die größte Herausforderung. Individuell auf den User zugeschnittene Services und neue Aktivierungsformen müssen daher die Zukunft sein.

Wie muss ein Radiosender wie ANTENNE BAYERN online aufgestellt sein, um dauerhaft Erfolg zu haben?

Ott: Wir dürfen uns nicht mehr nur als Radiosender betrachten, sondern als digitale Medienmarke. Wenn wir on air für unsere Hörer:innen da sind, müssen wir das auch im Netz sein. Die Stärke von Radio ist es, schnell, verständlich und regional relevante Inhalte zu vermitteln. Das müssen wir auch online umsetzen.

Was wird sich im Online- und Datenmanagement bei ANTENNE BAYERN, aber auch in der deutschen Medienbranche generell, in den kommenden Jahren verändern?

Ott: Online-Markenführung und User Experience werden noch mehr als bisher darüber entscheiden, ob wir den User auf seiner digitalen Journey für uns gewinnen. Medienhäuser werden – wie im Beispiel Quantyoo – gemeinsame Lösungen finden, um sich gegen nationale und internationale Player durchzusetzen.

Was wünschen Sie sich für das Unternehmen selbst?

Wildermuth: Eine Fortsetzung dessen, was wir in den letzten beiden Jahren schon gelernt haben: eine flexible, moderne Unternehmenskultur, Kreativität und dass wir, wenn sich Dinge ändern, diese Veränderung umarmen und fragen: „Was machen wir daraus?” Ich wünsche mir, dass wir den Spirit, den wir in der Coronapandemie zeigen mussten, beibehalten. Aber auch, dass wir als Unternehmen unserer Verantwortung in der Gesellschaft gerecht werden. Einerseits als Arbeitgeber mit guten Arbeitsbedingungen, damit die Leute gerne in die Arbeit kommen. Andererseits in Bereichen wie Diversität oder Nachhaltigkeit. Wir sind als Bayerischer Rundfunk federführend im ARD-Nachhaltigkeitsboard, bündeln das Engagement der gesamten ARD auf diesem Feld. Bei uns im Haus haben wir bereits konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht, von der Einführung einer systematischen CO2-Messung bis zu ökologischen Standards bei der Produktion von Filmen und Serien.

Sie sind seit neun Monaten im Amt. Können Sie schon ein erstes Fazit ziehen?

Wildermuth: Mein Fazit ist ganz wunderbar. Ich habe noch mehr tolle Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, als ich gehofft hatte. Da ist viel Identifikation vorhanden mit dem, was wir tun, viel Kreativität, der Wunsch, Eigenverantwortung zu übernehmen und nach vorne zu gehen. Das stelle ich bei jedem neuen Redaktionsbesuch fest. Auch die Menschen in der Produktion und Verwaltung zeigen eine Offenheit gegenüber Neuem und eine Kreativität, wie man bestimmte Dinge angehen kann.

München ist für Sie „ein Stückchen nach Hause kommen”. Wie nehmen Sie den Standort wahr?

Wildermuth: Der Medienstandort Bayern und München ist in seiner Vielfalt und seinem Niveau einzigartig. Wir haben technische Anbieter, wir haben Anbieter von Infrastruktur und Verbreitungswegen, wir haben Kanälebetreiber und wir haben natürlich ganz viele Inhalte-Anbieter. Für uns sind sie alle gleichermaßen wichtig.

Ist der Standort in Ihren Augen innovativ?

Wildermuth: In den letzten zwei, drei Jahren haben wir durch die Streaming-Anbieter an Konzentration am Medienstandort gewonnen. Es gibt immer mehr starke, große Produzenten, zum Beispiel im fiktionalen und seriellen Bereich. Das ist eine tolle Entwicklung. Gleichzeitig ist es auch unsere Verantwortung als öffentlich-rechtlicher Anbieter, dass wir mit den kleinen, unabhängigen Produzentinnen und Produzenten zusammenarbeiten. Auch da spüre ich eine große Kreativität im Videobereich. Was auch immer stärker wird, ist der Audio-Bereich, Stichwort Podcast, da gibt es inzwischen viele freie Produzentinnen und Produzenten, und auch hier herrscht eine große Kreativität, die uns in der Zusammenarbeit gut tut.

Welches Reality-Format schauen Sie selbst am liebsten?

Zwiessler: Das ist zwar nicht mein favorisiertes Genre, aber „Love Island“ schaue ich wirklich gerne. Ich bin seit Staffel 1 mit dabei und amüsiere mich jedes Mal darüber. Das ist mein Guilty Pleasure. Was dokumentarisches Fernsehen angeht: Bei uns ist „Hartz und herzlich”, die Mannheimer Staffeln, für mich ein echtes Lieblingsformat. Bei der Konkurrenz schaue ich gerne Thilo Mischke auf Prosieben. Das ist für mich einer der interessantesten Reporter und Hosts, die wir gerade im deutschen Fernsehen haben. Man spürt, dass er echt neugierig ist, Menschen nicht in Schubladen steckt oder vorgefasste Meinungen hat. Diese Haltung ist auch unser Anspruch.

Die Reality-Formate „Liebe macht blind” und „Too Hot to Handle” von Netflix haben auch in Deutschland Erfolg. Macht Ihnen die internationale Konkurrenz von Streaming-Riesen Sorgen?

Zwiessler: Erst mal zeigt es, dass Reality-TV ein Trend-Genre ist. Direkt eine Sorge bereiten mir diese Beispiele nicht. Bei RTLZWEI stricken wir rund um unsere Highlight-Entertainment-Formate Multichannel-Konzepte, zu denen neben Social Media auch eigene Apps gehören. Das hängt fest mit der linearen Ausstrahlung zusammen. Wir bieten den Zuschauer:innen auf diese Weise quasi ein Live-Event mit Interaktion. Das kann ein reiner Streamer nicht. Aber es wäre blind zu sagen, wir nehmen die Konkurrenz nicht ernst. Deswegen bauen wir das Engagement bei unserem Streaming-Partner TVNOW massiv aus.

XPLR: More Media Managers

Michael ’Mais’ Sundermann ist seit August 2020 als Head of Multichannel Art [&] Design bei der Seven.One Entertainment Group – ehemals ProSiebenSat.1 TV Deutschland – tätig. Nach Feierabend tauscht er Laptop gegen Leinwand. Warum die Malerei seine Arbeit befruchtet und wie man in der Kreativabteilung die Herausforderungen der Digitalität angeht, erzählt er hier.

 

Über den Autor/die Autorin

Lisa Plank

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