Ramy Nasser: „ScreenHits TV macht Streaming einfacher“
In den USA bietet die Plattform ScreenHits TV bereits eine Lösung für die sogenannte subscription fatigue – eine Überforderung der Nutzer:innen, weil das Streaming-Angebot durch die vielen An[-]bieter zerfasert. Die Plattform bündelt den Content und bietet großen und kleinen Playern im Streaming-Geschäft dieselbe Sichtbarkeit. Ramy Nasser führt das Produkt von München aus in Kontinentaleuropa ein. Im Interview erklärt er, wie ScreenHits TV den Streaming[-]markt aufmischt und warum er gerne mit Markus Söder Kaffee trinken gehen würde.
Herr Nasser, für welches Problem bietet ScreenHits TV eine Lösung?
Ramy Nasser: Wir merken, dass Nutzer:innen, insbesondere in den USA, mehrere Streaming-Dienste gleichzeitig abonnieren. Auch in Deutschland steigt die Tendenz derjenigen, die Netflix, Amazon Prime und noch einen dritten Anbieter beziehen. Das Streaming-Angebot zerfasert also zunehmend und wird für viele unübersichtlich. ScreenHits TV bündelt das Angebot der Dienste und zeigt den Nutzer:innen ihre bevorzugten Inhalte an.
Wieso ist so ein Dienst notwendig?
Nasser: Die Nutzer:innen verbringen etwa 80 Prozent ihrer Zeit mit ihrem Lieblingsdienst und die restlichen 20 Prozent teilen sich auf die anderen Dienste auf. Von einer Anbieter-Welt in die nächste zu switchen, diese Mühe machen sich die wenigsten – das ist eigentlich schade. Denn die lokalen Anbieter haben ebenfalls tollen Content. In den Auskopplungen der Privatsender beispielsweise gibt es lokale Fiction-, Entertainment-, und Crime-Inhalte. Oder wenn ich mit meinem Kind unterwegs bin, bündelt Screenhits TV allen Kids-Content. Das macht Streaming einfacher.
Sie sind dafür zuständig, das „All in One“-Konzept in Europa zu etablieren. Welche Bedeutung spielt Bayern beziehungsweise München dabei?
Nasser: Screenhits TV ist zwar eine internationale Plattform mit dem Hauptsitz in London. Unser kontinentaleuropäisches Geschäft werden wir aber aus München betreiben. Ich werde hier ein Office aufbauen, unsere Social-Media-Aktivität ausbauen und Konferenzen wie die Medientage oder die DLD bewusst nutzen. Außerdem ist die geographische Nähe zu Österreich und Schweiz gegeben und auch Italien und Spanien lassen sich von hier aus bedienen. In Covid-Zeiten ist das alles noch sehr virtuell, aber ich freue mich auf die persönlichen Begegnungen danach.
Nutzer:innen mit bestehenden Abos von Streamingdiensten können alle Angebote ohne Extrakosten mit ihrem ScreenHits-Account verknüpfen – wie finanziert sich ScreenHits TV?
Nasser: Wir haben unterschiedliche Geschäftsmodelle je nach Partner, Region und Genre, einige davon sind werbefinanziert. Grundsätzlich wird es eine kostenlose Desktop-Version geben, allerdings ohne Premium-Features. Diese können aber für maximal zwei Euro pro Monat freigeschaltet werden. Das Wichtigste ist, dass wir nicht in die Geschäftsmodelle der Partner eingreifen, sondern ihnen mögliche neue Kundenstämme aufzeigen durch die Synergien, die auf unserer Plattform entstehen. Wir arbeiten beispielsweise mit einem großen US-Channel zusammen, der extra für uns Programm kuratiert. In Deutschland gibt es bei TVNOW und Joyn mittlerweile viele Eigenproduktionen, die auch erst einmal entdeckt werden wollen.
Was bedeutet ScreenHits TV insgesamt für das Streaming?
Nasser: Es ist ein Wachstumsmarkt, von dem am Ende alle profitieren. ScreenHits TV hat dieses Segment schon seit 2012 bedient, damals noch als B2B-Plattform. Heute richten wir uns direkt an die Kund:innen.
Ab wann wird der Dienst verfügbar sein?
Nasser: Der Launch-Prozess wird im zweiten Quartal abgeschlossen sein. Zum Deutschlandstart werden wir sichtbar werden – digital und vielleicht auch traditionell im Stadtbild durch klassische Werbekampagnen.
Welche Freude und welche Herausforderungen bringt es mit sich, dass Produkt von München aus in Europa einzuführen?
Nasser: Ich war knapp sechs Jahre bei ProSiebenSat.1 und habe dort die European Media Alliance gegründet, mit Partnern in ganz Europa. Davon profitiere ich heute. In unserer Branche kommt es auf das persönliche Netzwerk an. Das habe ich mir weit über zehn Jahre aufgebaut. Wahrscheinlich wird mein Job nicht so reiseintensiv wie in der Vergangenheit sein müssen, wenngleich ich denke, dass der persönliche Kontakt besonders wertvoll ist.
Mit welcher Persönlichkeit aus der bayerischen Medienbranche würden Sie gerne einmal Kaffeetrinken gehen?
Nasser: Zum einen finde ich Markus Söder interessant, weil er viel für den Medienstandort Bayern gemacht hat. Ich glaube, egal, welche Rolle er zukünftig spielt, dass er für diesen Standort viel tun kann. Zum anderen würde ich gerne mit Thomas Gottschalk Kaffee trinken – mit „Wetten, dass…“ bin ich groß geworden, damals ein einmaliges Format mit spannenden Gästen.
Kicker steht bis heute für eine Zeitschrift, die stets Fachblatt blieb und nie Lifestyle-Magazin wurde. Ist das noch zeitgemäß?
Holzschuh: Ich bin davon überzeugt, dass jemand, der etwas über den Lifestyle lesen will, andere Gazetten kaufen soll. Der Lebenswandel eines Spielers ist deshalb für uns nur dann ein Thema, wenn es einen Zusammenhang zum Spiel gibt. Zum Beispiel: wenn jemand bis drei Uhr morgens in der Disco feierte und dann am nächsten Morgen schlecht trainiert oder spielt, berichten wir natürlich darüber. Unsere Grundtendenz muss die Seriosität bleiben.
Warum sehen Sie das so?
Holzschuh: Unsere Glaubwürdigkeit ist der Grund dafür, warum uns die Menschen lesen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, das für mich prägend war: In den Siebziger Jahren war Berti Vogts der weltbeste Verteidiger und spielte bei Gladbach. Er bekam von niemandem eine schlechtere Note als eine Eins oder Zwei. Aber dann lieferte er bei einem Spiel die äußerst schwache Leistung ab, weil sein Gegenspieler drei Tore schoss. Ich habe lange hin- und her überlegt, was ich ihm geben soll. Ich entschied mich für eine glatte Fünf. Damals wurde ich von den Gladbacher Spielern regelmäßig zu ihrem Saunanachmittag eingeladen. Als ich zwei Tage später wieder dorthin fuhr, hatte ich richtig Beklemmung. Aber Berti Vogts lakonische Bemerkung war nur: „Wenn du mir etwas Besseres als eine fünf gegeben hättest, hättest du nie mehr hier auftauchen dürfen.“ Ein seltenes Beispiel aus Spielermund für Eigenkritik. Fazit: Unsere Neutralität und Seriosität sind das, was unsere Leser an uns schätzen.
Was muss sich verändern, dass der Kicker noch 100 weitere Jahre besteht?
Holzschuh: Es muss sich gar nichts verändern. Die wichtigste Herausforderung für die Zukunft wird aus meiner Sicht sein, dass wir auch künftig nicht jeder Mode hinterherrennen, und gleichzeitig unser Gespür für unseren Leser nicht verlieren.
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